ISS
Zweiköpfige
Notbesatzung ab Mai
Redaktion
astronews.com
3. März 2003
Die Columbia-Tragödie vor einem Monat hat nun auch konkrete
Auswirkungen auf die Internationale Raumstation ISS: Die derzeitige Crew,
die eigentlich im März mit einer US-Raumfähre zur Erde zurückkehren
sollte, verlässt die ISS im Mai an Bord einer russischen Sojus-Kapsel. Die
Raumstation wird dann von einer zweiköpfigen Notcrew in Betrieb gehalten
und von Progress-Raumfrachtern versorgt.
Eine Sojus TMA-1 beim Andocken an die ISS im November 2002.
Foto:
NASA |
Die Europäische Weltraumorganisation hat einem sechsmonatigen Aufschub der
zwei ursprünglich für April und Oktober 2003 geplanten europäischen Sojus-Flüge
zugestimmt. Die Terminverschiebung wurde zwischen der ESA, der russischen
Raumfahrtagentur Rosaviakosmos und der NASA in enger Absprache mit den
spanischen und niederländischen Behörden vereinbart, damit der im April
vorgesehene Sojus-Flug zur Ablösung der Mannschaft auf der Internationalen
Raumstation (ISS) genutzt werden kann.
"Wir haben diese Vereinbarung im Interesse einer lückenlosen Fortsetzung des
Betriebs und der Nutzung der Raumstation getroffen", betont der ESA-Direktor für
Bemannte Raumfahrt, Jörg Feustel-Büechl. "Sie ist als Zeichen der engen
Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den ISS-Partnern zu sehen."
Nach der ursprünglichen Planung sollte die gegenwärtige ISS-Mannschaft im
März bei einem Einsatz der Raumfähre Discovery ausgewechselt werden. Im
April war dann der vom spanischen Ministerium für Wissenschaft und Technologie
geförderte Flug eines neuen Sojus-Fahrzeugs vorgesehen, der ESA-Astronaut Pedro
Duque zu einem achttägigen Aufenthalt an Bord der ISS verhelfen sollte. Wegen
des Flugverbots für die US-Raumfähren muss nun der Sojus-Flug im April zur
Ablösung der ISS-Mannschaft dienen. Nach der Zustimmung der ESA zur Verschiebung
der zwei geplanten Flüge um sechs Monate wird Pedro Duques Sitz in der
Sojus-Kapsel im April für ein Mitglied der neuen ISS-Mannschaft frei.
So wird die Expedition Crew 6, die sich seit November 2002 an Bord der
ISS ist, im Mai mit einer Sojus-Raumkapsel zur Erde zurückkehren. Der Betrieb
der Internationalen Raumstation soll - bis die Shuttle-Flotte wieder
abheben kann - von einer zweiköpfigen Notbesatzung aufrechterhalten werden. Über
die Zusammensetzung dieser Expedition Crew 7 wird Mitte März entschieden.
Die Versorgung der ISS wird vorläufig mit russischen Progress-Raumfrachtern
erfolgen.
Die spanische Mission mit Pedro Duque ist nun für Oktober 2003 geplant. Bei
dieser Mission wird Duque an Bord der Raumstation eine Reihe
lebenswissenschaftlicher und physikalischer Experimente durchführen. Da er als
sachkundiger Astronaut am Columbus-Team der ESA beteiligt ist, wird die von ihm
auf der ISS gewonnene praktische Erfahrung unmittelbar der Integration und
Flugvorbereitung des europäischen Columbus-Labormoduls, dessen Start gegenwärtig
im Jahr 2004 vorgesehen ist, zugute kommen. Außerdem wird er an mehreren
Bildungs- und Sensibilisierungsvorhaben teilnehmen mit dem Ziel, die breite
Öffentlichkeit und vor allem die Jugend mit den europäischen Programmen für
bemannte Raumfahrt und Forschung im Weltraum stärker vertraut zu machen.
André Kuipers, der aus den Niederlanden stammende ESA-Astronaut, wird auf
einem Sojus-Flug im Frühjahr 2004 sein Weltraumdebüt geben. Sein vom
Wirtschaftsministerium und vom Ministerium für Erziehung, Kultur und
Wissenschaft der Niederlande geförderter Einsatz wird hauptsächlich der
wissenschaftlichen Forschung dienen und umfangreiche Experimente mit Schwerpunkt
auf den Gebieten Biologie, Humanphysiologie und Materialwissenschaft umfassen.
Bei diesen wird Kuipers eine Reihe europäischer Versuchseinrichtungen wie die
Einrichtung zur Untersuchung der Lungenfunktion - Beitrag der ESA zur
Humanforschungseinrichtung der NASA - und den Handschuhkasten für
Schwerelosigkeitsforschung benutzen. Auch zu seinem Arbeitsprogramm werden
Bildungsvorhaben gehören.
Der schwedische ESA-Astronaut Christer Fuglesang, dessen Flug zur ISS mit einer
Raumfähre ursprünglich im Juli 2003 geplant war, bleibt bis auf weiteres in
Bereitschaft und setzt seine Ausbildung im Johnson Space Center der NASA
in Houston fort.
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