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JAHRESRÜCKBLICK 2002
Schwarze Löcher im Doppelpack, eine Feuerkugel über Bayern und die Farbe des Universums
von Stefan Deiters
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31. Dezember 2002

Seit fast vier Jahren berichtet astronews.com über die Geschehnisse aus Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt. Da ist es schon eine gute Tradition am letzten Tag des Jahres zurückzublicken auf die Ereignisse, die in den letzten 365 Tagen aus dem Weltall zu vermelden waren. Und auch 2002 gab es einiges zu berichten.

Das Jahr begann mit einer astronomischen Kuriosität: Die Farbe des Universums, so berechneten zwei amerikanische Wissenschaftler, ist ein blasses Türkis - mit einem Schuss Aquamarin. Um dies zu ermitteln, kombinierten die Forscher das Licht von 200.000 Galaxien in einem Umkreis von bis zu drei Milliarden Lichtjahren miteinander und bestimmten daraus die durchschnittliche Färbung des Lichts im Kosmos. Allerdings mussten die Astronomen später bekennen, sich verrechnet zu haben und revidierten die Farbe des Alls: Es ist wohl eher beige.

Wieder einmal Besuch bekam 2002 das Weltraumteleskop Hubble, das nicht nur Astronomiefreunde regelmäßig mit eindrucksvollen Einblicken ins All erfreut: Bei einer Servicemission im Frühjahr erhielt "Mr. Hubble" als Ersatz für die Faint Object Camera die Advanced Camera for Surveys. Außerdem wurde ein neues Kühlsystem für die Near-Infrared Camera and Multi-Object Spectrometer (NICMOS) installiert, durch das die Kamera wieder in Betrieb gehen konnte. Die Mission war ein voller Erfolg und die beiden neuen Kameras lieferten faszinierende Bilder.

Mit 18 Monaten Verspätung startete Anfang Februar der High Energy Solar Spectroscopic Imager (HESSI) ins All. Die Sonde soll die energiereichen solaren Eruptionen untersuchen und daher eigentlich vor dem Maximum des solaren Aktivitätszyklus ihren Dienst aufnehmen, doch auch jetzt liefert sie noch wichtige Daten. Fast gleichzeitig trat der Extreme Ultraviolet Explorer (EUVE) der NASA über Ägypten in die Erdatmosphäre eingetreten. Die eine Sonde kommt, die andere geht ...

Auch extrasolare Planeten waren im zu Ende gehenden Jahr wieder ein Thema: Gibt es vielleicht sogar Milliarden unentdeckter Erden? Exoplanet Nummer 100 wurde in diesem Jahr aufgespürt und soll Jupiter ähneln. Doch manchmal scheinen die Planetenjäger über das Ziel hinauszuschießen: Ein Planet um eine Sonne entpuppte sich nachträglich als fleckiger Stern.

Doch selbst in unserem Sonnensystem gibt es jenseits der Neptunbahn immer neue Objekte zu entdecken. Dabei spielte auch Hubble eine wichtige Rolle, entdeckte das Weltraumteleskop doch im Oktober das Kuiper-Gürtel-Objekt 2002 LM60, das von den Entdeckern "Quaoar" getauft wurde. Es ist der größte Körper im Sonnensystem, der seit der Entdeckung von Pluto vor 72 Jahren aufgespürt wurde.

Manchmal werden astronomische Ereignisse quasi "frei Haus" geliefert und erinnern uns daran, dass auch die Erde nur Teil des großen Universums ist: Anfang April sorgte ein besonders heller Meteor über Süddeutschland für einen beträchtlichen Wirbel in den Medien. Ein Frau in Bayern glaubte sogar, einen Teil des kosmischen Boten im Garten gefunden zu haben, was sich aber bald als Irrtum herausstellte. Im Juli schließlich entdeckte man Teile der Feuerkugel und nannte den Meteoriten nach dem Fundort "Neuschwanstein". Auch andere "Beinahe-Besucher" sorgten für Aufregung, besonders weil Redakteure manch einschlägiger Zeitungen regelmäßig den Erduntergang herbeischreiben, wenn ein neuer Asteroid entdeckt wurde, der eventuell die Erde treffen könnte. Bislang war es jedes Mal falscher Alarm - auch im Juli 2002.

Für die NASA-Sonde 2001 Mars Odyssey begann im Februar 2002 quasi der wissenschaftliche Alltag: Das kleine Raumschiff, das sich seit Herbst 2001 im Orbit um den roten Planeten befindet, richtete seine wissenschaftlichen Instrumente Richtung Mars und liefert seitdem regelmäßig neue Daten vom roten Planeten. Am interessantesten ist nach wie vor, ob es einmal Wasser auf dem Mars gab und vielleicht sogar noch gibt. Manchen Forscher nämlich glauben entsprechende Spuren auch ganz anders erklären zu können: durch flüssiges Kohlendioxid. Doch auch altgediente Marssonden liefern noch interessante Daten, wie beispielsweise einen neuen Marsatlas - erstellt aus Daten der Sonde Mars Global Surveyor.

Und es gab Anlässe zu feiern: 25 Jahre war es 2002 her, dass die beiden Voyager-Sonden ihre Entdeckungsreise ins Sonnensystem begannen. Die beiden Veteranen stehen für eine beispiellose Erfolgsgeschichte der unbemannten Raumfahrt. Diese begann vor 40 Jahren mit der Sonde Mariner 2, die als Großvater aller modernen Planetensonden gelten darf. Das Nobelpreis-Komitee in Stockholm zeigte sich 2002 großzügig mit Astrophysiker: Je ein Viertel des Physik-Nobelpreises erhielten der Japaner Masatoshi Koshiba und der Amerikaner Raymond Davis Jr. für ihre grundlegenden Arbeiten zur Erforschung kosmischer Neutrinos. Die andere Hälfte des mit 1,1 Millionen Euro dotierten Preises ging an den amerikanischen Physiker Riccardo Giacconi, der den Grundstein für die Röntgenastronomie legte.

Die Shuttle-Flotte sorgte 2002 für den weiteren Ausbau der ISS, hatte aber auch wieder mit Problemen zu kämpfen: NASA-Techniker hatten bei der Inspektion der Space Shuttle Atlantis und Discovery im Juni Risse an Metallteilen im Hauptantriebssystem der Raumfähren aufgespürt. Einige der Risse waren so winzig, dass sie bei einer Inspektion mit bloßem Auge nicht entdeckt werden können und es spezieller Diagnoseverfahren bedarf um sie aufzuspüren. Für den weiteren Ausbau der ISS bedeutete dies zunächst einen deutliche Verzögerung. Eine für Juli 2002 geplante wissenschaftliche Mission wurde gar auf Januar 2003 verschoben.

Doch auch den Europäern erging es nicht viel besser: Zunächst schien beim Start einer neuen und leistungsfähigeren Version einer Ariane 5-Rakete im Dezember alles planmäßig zu verlaufen, doch drei Minuten nach dem Start entdeckten die Flugingenieure Unregelmäßigkeiten und sahen sich gezwungen die Rakete zu sprengen. Für die europäische Raumfahrtindustrie ein schwerer Rückschlag, besonders weil Erinnerungen an den verheerenden Erstflug der Ariane 5 wach wurden, der wegen falsch ausgelegter Software direkt in einen nahe gelegenes Sumpfgebiet führte. Jetzt hoffen alle, dass die alte Version der Ariane 5 im Januar 2003 wenigstens die europäische Sonde Rosetta sicher auf den Weg bringt.

Erfolgreicher waren die Europäer bei der Rettungsaktion für den Satelliten Artemis: Ursprünglich auf eine falsche Umlaufbahn gebracht, konnten sie ihn durch Einsatz der Ionentriebwerke an Bord des Satelliten auf seine eigentliche Bahn bringen - mit viel Geduld und technischen Sachverstand. Damit bügelten die Ingenieure das Versagen einer Ariane 5-Rakete im Sommer 2001 aus.

Im November kamen noch einmal die Freunde von Meteor-Schauern auf ihre Kosten: Die Leoniden gaben ihre eindrucksvolle Abschiedsvorstellung. Das Weltraumteleskop Chandra faszinierte mit der ersten Entdeckung von gleich zwei massereichen Schwarzen Löchern in einer Galaxie. Astronomen werteten dies als Bestätigung ihrer Theorie über die Entwicklung von Galaxien. Das europäische Chandra-Pendant XMM Newton widmete sich zur gleichen Zeit einer anderen Frage: Neutronensterne, so die beruhigende Erkenntnis, bestehen wirklich aus Neutronen.

Sicherlich wird auch das Jahr 2003 manche interessante Nachricht aus Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt bereithalten: So warten alle gespannt auf den Start einer ganzen Armada von neuen Marssonden, die im kommenden Jahr zum roten Planeten geschickt werden sollen. Neben Europas Mars Express sind dies vor allem die NASA-Marsrover. Große Teleskope, wie das immer leistungsfähigere Very Large Telescope, durchsuchen das All nach Daten, die vielleicht die ein oder andere wissenschaftliche Theorie ins Wanken bringen. astronews.com wird darüber auch im nächsten Jahr berichten und bedankt sich an dieser Stelle ausdrücklich bei allen Wissenschaftlern für ihre faszinierende Arbeit, durch die eine Nachrichtenseite wie astronews.com erst möglich wird.

Unseren Leserinnen und Lesern danken wir für die Treue und wünschen für das Jahr 2003 alles Gute.

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