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LEONIDEN 2002
Eindrucksvolle Abschiedsvorstellung
von Hans Zekl
für astronews.com
2. Dezember 2002

Vor knapp 14 Tagen erwarteten Astromomen einen der letzten großen Leoniden-Schauer für die nächsten Jahrzehnte. Erste Auswertungen zeigen jetzt, dass in der fraglichen Zeit tatsächlich weit über 2.000 Sternschnuppen pro Stunde zu sehen waren. Im nächsten Jahr dürften es kaum mehr als Hundert sein.

Leoniden 2002

Der Leoniden-Schauer 2002 von Nordspanien aus. Foto:  Juan Carlos Casado / Skylook.net

In den letzten Jahren zeigte der Sternschnuppenstrom der Leoniden immer wieder spektakuläre Schauer. Seit 1998 traten um den 17. November jedes Jahr sehr starke Maxima auf, die 1999 und 2001 Sturmstärke mit mehreren tausend Meteoren in der Stunde erreichten. Auch für 2002 wurden wieder zwei Meteorstürme vorhergesagt. Erste Auswertungen bestätigen dies: das erste Maximum lieferte Maximalraten von knapp unter 2400 und das zweite etwa 2700 pro Stunde.

Nach einer ersten Analyse von Rainer Art, V. Krumov und M. Gyssens von der International Meteor Organization (IMO) von 86 Beobachterberichten erreichte die Aktivität der Leoniden am 19. November 2002 gegen 5:10 Uhr MEZ bzw. um 11:50 Uhr MEZ ihren Höhepunkt. Zu ähnlichen Ergebnissen kam das Team der Leonid Mac-Mission, das beide Maxima von einem Flugzeug aus beobachtete. Damit traten beide Aktivitätsspitzen etwas später auf, als von vier Teams vorhergesagt worden war (astronews.com berichtete), wobei die zeitliche Verschiebung in beiden Fällen etwa gleich groß ist. Die genaueste Prognose gelang Jérémie Vaubaillon und Francois Colas, deren Abweichung nur sechs bzw. drei Minuten betrug.

Beide Maxima waren relativ schmal. Die Zeitspannen, in denen die Rate über dem halben Maximumwert lag, betrug nur etwa 35 bzw. 30 Minuten. Die gemessene Dauer ist nur geringfügig kürzer, als von Peter Jenniskens vorhergesagt wurde. Zwischen den beiden Maxima verharrten die Leoniden auf einem relativ hohen Niveau von etwa 100 bis 300. Möglicherweise waren dies die Anteile der beiden alten Staubschweife aus den Jahren 1799 und 1833.

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Das erste Maximum konnte in den frühen Morgenstunden über Europa beobachtet werden. Leider lagen große Teile des Kontinents unter einer dichten Wolken- oder Nebeldecke. Nur aus einigen Teilen Südskandinaviens, des Balkans, Südfrankreich und Nordwestspanien liegen Berichte über gute Beobachtungsbedingungen vor. Die maximale Zenitrate (ZHR) erreichte hier einen Wert von etwa 2350 Leoniden pro Stunde. Dieser Wert gilt für einen Beobachter an einem absolut dunklen Beobachtungsort ohne zusätzliche Lichtquellen, wenn der Ausstrahlungspunkt (der so genannte Radiant) genau im Zenit steht. Normalerweise sind diese Bedingungen fast nie erfüllt und die tatsächlich beobachtete Rate ist niedriger. Diesmal kam erschwerend hinzu, dass die Leonidenmaxima kurz vor Vollmond stattfanden und der Himmel dadurch sehr aufgehellt war. Schwächere Meteore konnten somit leicht übersehen werden.

Der erste Schwarm enthielt zu Beginn vorwiegend hellere Leoniden, von denen einige Leuchtspuren hinterließen, die bis zu zwei Minuten nachleuchteten. Allerdings waren diesmal im Gegensatz zu den Vorjahren keine besonders hellen Boliden (Feuerbälle) zu sehen. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr schwache Meteore hinzu. Bei den Leonidenstürmen 1999 und 2001 waren deutlich mehr hellere Leoniden zu sehen. Dieser Helligkeitseffekt ist in der ersten Analyse nicht berücksichtigt. Es ist deshalb zu erwarten, dass eine bessere Berücksichtigung der Helligkeitsverteilung die Maximumraten nach oben verschieben wird.

Enttäuscht wurden die europäischen Beobachter, die hofften, einige sehr lange Leonidenspuren zu beobachten, als der Radiant über dem Horizont erschien. Dann streifen Meteore die Erdatmosphäre und zeigen Spuren, die sich manchmal fast über den ganzen Himmel erstrecken. Zu diesem frühen Zeitpunkt war die Aktivität noch zu niedrig. Gegen 04:20 Uhr MEZ begannen die Leoniden in immer kürzeren Abständen aufzutauchen. Während der maximalen Phase jagten dann oft bis zu drei Leoniden gleichzeitig über den Himmel. Besonders eindrucksvoll war das Schauspiel, wenn es zu kurzen kräftigen Spitzen kam, als für ein bis zwei Minuten innerhalb einer Sekunde ständig neue Leoniden auftauchten. Dazwischen kam es auch gelegentlich zu kurzen Pausen von bis zu drei Minuten, in denen kaum ein Meteor zu sehen war.

Das zweite Maximum konnte über Nordamerika beobachtet werden. Es war etwas stärker, allerdings waren hier meist nur schwächere Leoniden zu sehen.

Die Modellrechnungen lieferten gute Vorhersagen über den Zeitpunkt und die Dauer der Leonidenmaxima, obwohl die Staubfilamente um etwa 0,0002 astronomische Einheiten (etwa 30.000 Kilometer) von der theoretischen Lage in den Modellen abwichen, wie Marco Langbroek von der niederländischen Meteor Gesellschaft (DMS) herausfand. Aber offensichtlich ist die Größenverteilung der Leoniden bislang nicht verstanden. Obwohl einige Modelle dazu Aussagen machten, stimmte keine Vorhersage mit der Beobachtung überein.

Trotz der geringen Anzahl sehr heller Leoniden, bot sich Beobachtern, die das Glück hatten, unter einem klaren Himmel zu stehen, ein eindrucksvolles Schauspiel, auf dessen Wiederholung man wohl viele Jahrzehnte warten muss. Im kommenden Jahr werden die Leoniden voraussichtlich nochmals ein Maximum zeigen, bei dem wohl mehr als 100 Meteore pro Stunde zu sehen sein werden, aber die Zeit der Stürme ist erst einmal vorbei.

Links im WWW
International Meteor Organization
siehe auch
Leoniden: Letzter Schauer für viele Jahre? - 15. November 2002
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