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VERY LARGE TELESCOPE
Vier
Teleskope sehen mehr als eins
von
Hans Zekl
für
astronews.com
9. Oktober 2002
Astronomen
reicht es schon lange nicht mehr nur immer größere Teleskope zu bauen - man will
die Instrumente am besten kombinieren, um so noch mehr Details in den Weiten des
Weltalls erkennen zu können. Bei der Kombination der vier Einheiten des Very
Large Telescopes der Europäischen Südsternwarte ESO ist man unlängst einen
entscheidenden Schritt vorangekommen.

Blick in einen der Verzögerungstunnel des VLT Interferometers.
Foto:
ESO |
Um immer feinere Details zu erkennen, bauen Astronomen immer größere
Teleskope. Heutige Großteleskope haben Spiegeldurchmesser von acht bis zehn
Metern. Noch höhere Auflösungen lassen sich erreichen, wenn man mehrere Teleskope
zusammenschaltet und deren Strahlenbündel überlagert. Mitte September wurden
dazu am Very Large Telescope (VLT) der europäischen Südsternwarte auf dem
Cerro Paranal in Chile jeweils zwei der vier Teleskope paarweise
zusammengeschaltet und das Licht der beiden Paare überlagert. Damit wurde ein
weiterer wichtiger Schritt für den Aufbau des VLT-Interferometers (VLTI)
erreicht.
Das VLT besteht aus 4 Teleskopen mit je einem Spiegeldurchmesser von 8,2 Metern.
Jedes einzelne Fernrohr selbst erreicht mit Hilfe einer "Aktiven Optik" fast
sein
theoretisches Auflösungsvermögen: Normalerweise verschmiert die Luftunruhe das
Bild der punktförmigen Sterne, ganz ähnlich dem Wabern über einer heißen
Oberfläche. Eine aktive Optik gleicht dieses Flimmern aus, indem die Lage des
kleineren Sekundärspiegels, der das Licht des Hauptspiegels auffängt und zur
Messung weiterleitet, durch einen Computer ständig so korrigiert wird, dass das
Bild des Sterns möglichst klein ist. Gleichzeitig wird die Form des
Hauptspiegels ebenfalls korrigiert, falls er sich durch Temperaturänderungen und
die Schwerkraft verformt.
Eine weitere Steigerung der Auflösung ergibt sich, wenn man das Licht der
einzelnen Teleskope gegenseitig überlagert. Dadurch entsteht ein Streifenmuster:
Treffen im gemeinsamen Brennpunkt Wellenberge aufeinander, so verstärken
sie sich. Kommt dagegen ein Wellental mit einem -berg zusammen, löschen sie sich
gegenseitig aus. Diese Anordnung wird als Interferometer bezeichnet. Aus dem
Streifenmuster der Interferenz lässt dann ein hochaufgelöstes Bild des Objekts
berechnen..
Allerdings ist es keine einfache Aufgabe, das Licht des Quartetts Antu,
Kueyen,
Melipal und Yepun, so die Namen der einzelnen Teleskop-Einheiten des VLT,
in einem gemeinsamen Brennpunkt zu bündeln. Dazu wird ein komplexes optisches
Ausgleichssystem benötigt. Ohne Ausgleich würden sich die einzelnen
Lichtwellen gegeneinander verschieben und das Streifenmuster der Interferenz
verschwinden. Die "Paarung" der Teleskope lieferte jetzt erste Einblicke in die
faszinierenden Möglichkeiten, wenn das System fertig gestellt sein wird. Von den
sechs
verschiedenen möglichen Paarungen wurden jetzt fünf im
Infraroten getestet.
Schon die Kombination des Lichts von zwei Teleskopen ist eine sehr schwierige
Aufgabe. Zum einen müssen beide exakt auf dasselbe Himmelsobjekt gerichtet
werden. Anschließend müssen die Teleskope genau gleich dem Objekt nachgeführt
werden, ohne dass es dabei zu irgendwelchen Abweichungen kommt. Danach wird das
Licht über verschiedene Hilfsspiegel auf eine Verzögerungsstrecke geleitet, die
sich in einem Tunnel unterhalb der Plattform befindet, auf der die Teleskope stehen.
In diesem Abschnitt werden die Streckenlängen der einzelnen Lichtbündel über
einen Zeitraum bis zu mehreren Stunden auf Bruchteile eines tausendstel
Millimeters konstant gehalten.
Während der Tests wurden mehrere Sterne untersucht, darunter der hellste Stern
im südlichen Sternbild Eridanus, Alpha Eridani oder Achernar. Dieser Stern ist
ein heißer Zwergstern in etwa 145 Lichtjahren Entfernung. Da sein scheinbarer
Durchmesser nur 0,002 Bogensekunden beträgt (eine Bogensekunde ist der 3600.
Teil eines Grads), kann er gegenwärtig noch nicht aufgelöst werden. Somit eignet
er sich gut als Testobjekt, weil sich daraus die Lichtverteilung für
punktförmige Objekte berechnen lässt. Diese wird benötigt, um später Bilder für
aufgelöste Objekte berechnen zu können.
Für Einzelteleskope ist die Auflösung nur von deren Spiegeldurchmesser abhängig.
Je größer dieser ist, umso feinere Details können beobachtet werden. Für
Interferometer aus zwei Teleskopen bestimmt der Abstand der einzelnen Fernrohre
das Auflösungsvermögen. Allerdings gilt das nur für Richtungen parallel zur
Verbindungsachse der Geräte. Senkrecht dazu ist sie nicht besser als die eines
einzelnen Teleskops. Durch das Hinzufügen weiterer Teleskoppaare mit anderen
Orientierungen erhöht sich auch die Auflösungen in diese Richtungen.
In den nächsten sechs Monaten stehen fünf umfangreiche technische Testperioden an.
Basierend auf den jetzt gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse sind die ESO-Ingenieure und Wissenschaftler optimistisch, das Projekt zügig voranbringen
zu können.
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