HUBBLE
Infrarot-Kamera
funktioniert wieder
von Stefan
Deiters
astronews.com
6. Juni 2002
Die
Hubble-Servicemission der US-Raumfähre Columbia Anfang März war ein voller
Erfolg: Jetzt präsentierten Astronomen die ersten Aufnahmen, die mit der
wiederbelebten Nahen-Infrarot-Kamera NICMOS gemacht wurden. Die Erforschung des
frühen Universums mit dem Instrument kann nun weitergehen.
Die Galaxie NGC 4013 im sichtbaren (oben) und infraroten LIcht
(Mitte) und mit einem Wasserstoff-Filter aufgenommen (unten).
Hier ist der Ring aus Sternen besonders deutlich, der im
sichtbaren Bereich des Lichtes nicht auszumachen ist. Foto:
NASA, die NICMOS Group (STScI, ESA) und das NICMOS Science
Team (University of Arizona) / WFPC2-Bild: NASA, Hubble Heritage
Team (STScI/AURA) und ESA
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Nach mehr als drei Jahren Zwangspause konnte das Near Infrared Camera and
Multi-Object Spectrometer (NICMOS) an Bord des Hubble-Weltraumteleskops
wieder den Beobachtungsbetrieb aufnehmen. Auf seiner letzten Servicemission zum
Weltraumteleskop hatte die US-Raumfähre Columbia ein neues Kühlsystem an
dem Gerät installiert und so die Wiederinbetriebnahme ermöglicht. Die ersten,
gestern veröffentlichten Aufnahmen, gaben einen Eindruck davon, welches
Potential das wiederbelebte Instrument den Wissenschaftlern bietet.
Zu den ersten Testaufnahmen, die NICMOS machte, gehörte eine
Beobachtung der Galaxie NGC 4013. NICMOS konnte durch die staubige
Scheibe der Galaxie blicken und entdeckte dabei einen Ring aus Sternen, der mit
einem Durchmesser von rund 720 Lichtjahren rund um den Kern der Galaxie zu sehen
ist. Die Forscher betonen, dass solche Ringe im Inneren von Galaxien dieses Typs
nicht ungewöhnlich sind, aber es in diesem Fall nur mit NICMOS möglich
ist, den Ring auszumachen.
"Es ist schon fantastisch, dass wir Hubbles Augenlicht im Infraroten
wieder hergestellt haben", freut sich Dr. Rodger Thompson, der für NICMOS
verantwortliche Forscher an der Universität von Arizona. "Dank NICMOS
sind wir bis an die äußersten Grenzen des Universums vorgestoßen und damit in
eine Zeit, in der die ersten Galaxien entstanden sind. Wir können es kaum
erwarten, wieder dorthin zu schauen."
NICMOS wurde 1997 am Hubble-Weltraumteleskop angebracht, um im
infraroten Bereich des Lichtes in staubige und dunkle Regionen des Weltraums
vorzudringen, die zuvor noch nie so detailliert beobachtet wurden. Die
Infrarot-Detektoren müssen auf eine Temperatur von minus 213 Grad Celsius
gekühlt werden, um ordnungsgemäß zu funktionieren. Um dieses Arbeitstemperatur
aufrecht zu erhalten war NICMOS in einer Art Thermosflasche
untergebracht, die mit Stickstoffeis gefüllt war. Man hatte erwartet, dass das
Gerät auf diese Weise vier Jahre lang auf der richtigen Temperatur gehalten
werden könnte. Das Eis verdampfte allerdings deutlich schneller als erwartet, so
dass die Beobachtungen schon 1999 eingestellt werden mussten.
So begann man bei der NASA nach einer neuen Möglichkeit zur Kühlung des
Instrumentes zu suchen und entwickelte eine Art Kühlschrank für NICMOS.
Dieser wurde bei der letzten Servicemission an Bord des Weltraumteleskops
installiert. Am 11. April erreichte das Instrument seine Zieltemperatur, eine
Woche später war NICMOS wieder einsatzbereit. Seitdem wurde das
Instrument neu kalibriert und eingestellt. Die jetzt veröffentlichten Aufnahmen
zeigen, dass die Wiederbelebung von NICMOS eindrucksvoll gelungen ist.
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