Mit Hilfe des unlängst eingeweihten Integral Field Unit (IFU) am
Gemini-Multi-Object Spectrograph (GMOS) gelang den Astronomen ein
mehrdimensionales Bild von der Bewegung von Gas und Sternen nahe des Zentrums
der aktiven Galaxie NGC 1068. Das Besondere: Alle nötigen Daten dazu wurden
während nur einer einzigen Beobachtung gewonnen. Trotzdem offenbaren die Daten
deutlich mehr, als bisherige Aufnahmen der fernen Galaxie: So ist unter anderen
zu erkennen, wie zwei gewaltige Jets vom Zentrum ausgehend Material ins All
schleudern - und dies über Entfernungen von Tausenden von Lichtjahren.
"Die Gemini-Daten von NGC 1068 zeigen uns eine der weniger bekannten
Eigenschaften von galaktischen Jets", erläutert Dr. Jean-René Roy vom Gemini
North Teleskop. "Zum ersten Mal konnten wir erkennen, wie sich der Jet mit
großer Geschwindigkeit ausbreitet und auf die Gasscheibe der Galaxie stößt. Es
ist wie eine große Welle, die auf die galaktische Küste trifft."
Die neuen Daten dürften auch helfen, frühere Beobachtungen, die etwa mit dem
Hubble-Weltraumteleskop gemacht wurden, besser zu verstehen. "Große
Teleskope auf der Erde sind die perfekte Ergänzung für Hubble, weil sie
deutlich mehr Licht sammeln können. Aber man muss das Licht auch richtig
verwenden und nicht den größten Teil davon wegwerfen. Mit den Fähigkeiten von
GMOS können wir nun die physikalischen Prozesse detailliert studieren. Das sind
Untersuchungen, die man früher - wegen des hohen Bedarfs an Beobachtungszeit -
für entfernte kosmische Objekte nicht durchführen konnte," so Dr. Gerald Ceil
von der Universität von North Carolina.
"Wir sind wirklich begeistert von den Ergebnissen", freut sich auch Dr.
Jeremy Allington-Smith von der Universität in Durham, wo das neue Instrument
federführend entwickelt wurde. "Im Grunde genommen haben wir eine zusätzliche
Dimension zum Instrument hinzugefügt, so dass wir die Bewegung von Sternen oder
Gas in jedem Punkt des Bildes studieren können. GMOS IFU wird ein sehr
leistungsstarkes Instrument sein, um die Zentren aktiver Galaxien zu studieren,
die ein Schwarzes Loch enthalten oder aber die Bewegungen in
Sternenstehungsgebieten."
Beim Integral Field Unit werden Hunderte kleiner Glasfaser-Äderchen
benutzt, um Licht von jedem Punkt eines Teleskopbildes zu einem Spektrographen
umzuleiten. Der Spektrograph erzeugt für das Licht eines jeden Äderchens ein
individuelles Spektrum, durch dass man etwas über die Zusammensetzung und die
Geschwindigkeit der beobachteten Sterne oder des Gases erfährt. Diese Technik
wird auch bei anderen Großteleskopen angewandt.
Die beiden acht Meter Gemini-Teleskope gehören zu den derzeit
leistungsfähigsten Teleskopen der Welt. Gemini North beobachtet von
Hawaii aus den Nordhimmel, Gemini South liegt auf einem einsamen Berggipfel
der chilenischen Anden. Durch die Lage der Teleskope auf den beiden Halbkugeln
der Erde bieten sie den Astronomen die Möglichkeit, den gesamten Himmel mit
gleichen Instrumenten zu untersuchen. Am Gemini-Observatorium sind die
Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Kanada, Australien,
Argentinien, Brasilien und Chile beteiligt.