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ROSETTA
VLT hilft bei Mission zum Kometen Wirtanen
Redaktion
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27. Februar 2002

Einem schnell fliegenden Kometen nachzujagen und sogar auf ihm zu landen während er der Sonne entgegeneilt - dies ist kein Szenario für einen Science-Fiction-Film, sondern die sehr reale Aufgabe der ESA-Sonde Rosetta. Neue Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) lieferten nun wichtige Informationen über den Kometen Wirtanen, Rosettas Zielobjekt, die der ESA bei der Planung dieser äußerst schwierigen Mission helfen.

Wirtanen

VLT-Aufnahme des Kometen 46P/Wirtanen (Mitte) in 543 Millionen Kilometer Entfernung. Da das Teleskop der Bewegung des Kometen gefolgt ist, erscheinen Sterne als längliche vierteilige Schweife, entsprechend den vier Beobachtungen, die am VLT gemacht wurden. Bild: ESO

Der Komet Wirtanen umläuft alle fünfeinhalb Jahre einmal die Sonne. Wirtanen wurde bei fast allen Passagen seit seiner Entdeckung im Jahr 1948 gesichtet, doch haben die Astronomen erst in jüngster Zeit genauere Beobachtungen angestellt, anhand deren die Größe und das Verhalten des Kometen abgeschätzt werden können. Die neuesten Beobachtungen fanden im Dezember 2001 mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO auf dem Paranal in Chile statt und helfen der ESA, ihre Planung für ihre Rosetta-Mission zu verfeinern.

Rosetta soll im nächsten Jahr gestartet werden und den Kometen Wirtanen im Jahr 2011 erreichen. Zu diesem Zeitpunkt wird der Komet genauso weit wie Jupiter von der Sonne entfernt sein und mit Geschwindigkeiten bis zu 135 000 Kilometern pro Stunde auf das innere Sonnensystem zurasen. Um zum Kometen zu gelangen, muss Rosetta durch Vorbeiflüge an mehreren Planeten beschleunigt werden, worauf sich die Sonde durch eine Reihe komplizierter Manöver dem Kometen annähern, auf eine Umlaufbahn um ihn einschwenken und aus einer Höhe von rund einem Kilometer ein Landegerät absetzen soll.

Die Beobachtungen mit dem VLT wurden gezielt geplant, um die Aktivität von Wirtanen im Zeitpunkt der Landemanöver voraussagen zu können. Sie haben bestätigt, dass in der Entfernung von der Sonne, in der die Landung stattfinden soll (450 Millionen km), Wirtanen sehr wenig aktiv ist. Für die Rosetta-Mission ist dies eine gute Nachricht, da sie bedeutet, dass die Landung nicht durch starken Staubausstoß dramatisch gefährdet werden dürfte.

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Kometen sind im Grunde gefrorene Himmelskörper aus Eis und Staub. Wegen der zunehmenden Erwärmung bei der Annäherung an die Sonne "verdampft" das Eis, so dass Gas und Staubkörner in den umgebenden Weltraum ausgestoßen werden, die die Atmosphäre (die so genannte Koma) des Kometen und seinen Schweif bilden. Rosetta soll nicht nur ein Landegerät auf dem Kern des Kometen absetzen, sondern auch die Entwicklung des Kometen auf dem Weg zur Sonne erforschen. Zu diesem Zweck wird Rosetta den Kometen Wirtanen bis zum Ende der Mission im Juli 2013 umrunden; dann wird der Komet mit rund 160 Millionen km Entfernung seinen sonnennächsten Punkt erreichen.

Die Beobachtungen mit dem VLT haben den Rosetta-Missionsplanern auch eine genaue Messung der Größe ihres Zielkometen geliefert: Wirtanen hat einen Durchmesser von nur 1,2 km - ein echtes kosmisches Geschoß!

"Rosetta ist ohne Zweifel eine sehr schwierige Mission. Niemand hat bisher eine Landung auf einem Kometen versucht", meint Gehard Schwehm, der Projektwissenschaftler für Rosetta. "deshalb müssen wir soviel wie möglich über unser Zielobjekt in Erfahrung bringen. Mit den neuen Daten können wir unsere Modelle verbessern und Entscheidungen treffen, wenn wir einmal dort sind."

Das wissenschaftliche Hauptziel der Rosetta-Mission besteht darin, den Ursprung des Sonnensystems zu enthüllen. Nach Ansicht der Forscher spiegelt die chemische Zusammensetzung von Kometen die des Urnebels wider, aus dem das Sonnensystem hervorgegangen ist - in den Planeten hat die Urmaterie komplexe Verwandlungen erfahren, nicht aber in Kometen. Mit Rosetta werden die Wissenschaftler also 4,6 Milliarden Jahre zurück in eine Zeit blicken können, in der das Sonnensystem geboren wurde.

Frühere Untersuchungen mit der Kometensonde Giotto der ESA und mit bodengestützten Observatorien haben gezeigt, dass Kometen komplexe organische Moleküle enthalten - Verbindungen mit hohen Anteilen an Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Bezeichnenderweise sind dies die Elemente, aus denen Nuklein- und Aminosäuren - die Bausteine für Leben der uns bekannten Art - bestehen. Hat das Leben auf der Erde durch "Besamung" über Kometen begonnen? Rosetta könnte helfen, die Antwort auf diese grundlegende Frage zu finden. Die Sonde führt insgesamt 21 Experimente mit, die von wissenschaftlichen Konsortien aus Institutionen in ganz Europa und den Vereinigten Staaten bereitgestellt werden.

Die mit dem VLT angestellten Beobachtungen des Kometen Wirtanen setzen eine Tradition fruchtbarer Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Europäischen Südsternwarte (ESO) fort. Die beiden Organisationen stimmen ihr Vorgehen bereits in mehreren strategischen Bereichen ab, um die Synergie zwischen weltraum- und bodengestützten Einrichtungen zu fördern, wo der gemeinsame Einsatz von Technologie und Verfahren zu erheblichen Einsparungen führen kann.

Links im WWW
Europäische Südsternwarte, Homepage
Rosetta
, Homepage der ESA
siehe auch
Rosetta: Kometen-Lander fertiggestellt - 21. November 2001
Rosetta / Mars Express: Blick hinter die Kulissen im Web - 9. Mai 2001
Rosetta: Von Giotto zu Rosetta - 11. April 2001
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