Nach dem "First Light" der neuen adaptiven Optik am 8,2 Meter Teleskop Yepun
im November letzten Jahres (astronews.com berichtete) läuft derzeit die zweite
Phase der Inbetriebnahme dieses neuen und extrem leistungsfähigen Instruments.
Dabei sollen bestimmte Beobachtungsverfahren getestet werden, um den Astronomen
später eine maximale Leistungsfähigkeit zur Verfügung stellen zu können.
Während dieser Testphase entstanden eine ganze Reihe von neuen Aufnahmen,
darunter auch Bilder von Objekten in unserem Sonnensystem. Die Schärfe der
Aufnahmen macht die Stärke des neuen Instrumentes deutlich: Die Bilder von
Saturn und dem Jupitermond Io gehören mit zu den schärfsten Aufnahmen, die je
von der Erde aus gemacht worden sind und brauchen den Vergleich mit Aufnahmen
aus dem Weltall nicht zu scheuen.
Um diese Brillanz zu erreichen, nutzen die Techniker ein spezielles
Korrekturverfahren, eine so genannte adaptive Optik, mit der die Luftunruhe aus
den Bildern quasi herausgefiltert wird. Das Bild von Saturn zeigt
interessanterweise die Seite des Ringplaneten, die während des Vorüberfluges der
Voyager-Sonde auf der Nachtseite lag und daher nicht fotografiert werden konnte.
Die Aufnahme erlaubt eine interessanten Blick auf den Südpol des Saturn. Der
dort erkennbare dunkle Fleck dürfte einen Durchmesser von rund 300 Kilometern
haben.
Das Foto des Saturn ist möglicherweise auch das detailreichste Foto vom
Ringsystem des Planeten, das je vom Boden aus gemacht wurde. Die
unterschiedlichen Bereiche des Rings sind gut zu erkennen: Die innere C-Region
(dunkel), die mittlere helle B-Region und die äußere A-Region. Außerdem sind die
Unterteilungen der Ringe auszumachen, wie etwa die bekannte Cassini-Teilung
zwischen der A- und B-Region.
Die Saturnbeobachtung war nicht ganz leicht, da sich der Planet während der
Aufnahme bewegt hat: Um dies auszugleichen behielt das adaptive Optiksystem des
Teleskops den Saturnmond Tethys (unten im Bild der Großansicht) die ganze Zeit
im Blick, die Kamera CONICA wurde auf Saturn eingestellt, wobei die
unterschiedliche Bewegung am Himmel von Tethys und Saturn berücksichtigt wurde.
Daher erscheint der Saturnmond nicht genau als Punkt sondern etwas verschmiert.