Kenneth M. Lanzetta von der State University of New York und seine
Kollegen hatten sich die tiefsten Blicke ins All vorgenommen, die das
Hubble-Weltraumteleskop bislang gemacht hatte. Diese Deep Field genannten
Aufnahmen entstehen, wenn man einen scheinbar dunklen Bereich des Himmels sehr
lange belichtet. Dadurch werden extrem leuchtschwache Galaxien sichtbar, deren
Licht so lange zu uns unterwegs war, dass wir sie zu einem Zeitpunkt sehen, zu
dem das Universum noch sehr jung gewesen ist.
Das Studium dieser Aufnahmen legt nun den Schluss nahe, dass eine
beträchtliche Zahl von Sternen in einem plötzlichen und sehr heftigen
Sternentstehungsausbruch entstanden ist, der das Universum einige Hundert
Millionen Jahre nach dem Urknall erhellte. Im Vergleich dazu sind die
Sternentstehungsraten im heutigen Universum nur ein schwaches Aufleuchten.
Diese Annahme einer kontinuierlich ansteigenden Sternentstehungsrate in immer
größerer Entfernung - und damit zu einem immer kleineren Alter des Universum -
stellt eine Abkehr von den Schlussfolgerungen aus anderen Studien dar, die sich
mit den Deep Field Aufnahmen des Hubble-Teleskops beschäftigt hatten.
Diese kamen zu dem Ergebnis, dass es zu einem Zeitpunkt als das Weltall etwa
halb so alt war wie heute einen stellaren "Babyboom" gab.
Lanzetta stützt seine Ergebnisse auf eine neue Analyse von Galaxien, die in
den Hubble Deep Field Aufnahmen aus den Jahren 1995 und 1998 zu finden sind.
Seiner Meinung nach stellen die am weitesten entfernten Objekte, die in den
Aufnahmen zu sehen sind nur die "Spitze des Eisbergs" einer gewaltigen Periode
von Sternentstehung dar. Er folgert, dass etwa 90 Prozent des Lichts aus dem
frühen Universum auf den Hubble-Bildern gar nicht zu sehen ist. "Auf den
Deep Field Bildern wurde der größte Teil des ultravioletten Lichtes nicht
erfasst", so Lanzetta.
Durch eine genaue Untersuchung der Farben der fernen Objekte kommt Lanzetta
zu der These, dass diese aus extrem intensiv und
hell leuchtenden neugeborenen Sternen bestehen, deren Heimatgalaxien zu schwach
sind, um sie überhaupt ausmachen zu können. Es muss also, so seine
Schlussfolgerung, noch jede Menge mehr dieser Sterne geben, die nicht so hell
sind.
Lanzetta plant nun mit einer neuen Kamera, die Anfang März am
Hubble-Weltraumteleskop installiert werden soll, noch tiefer ins All zu schauen,
um so ein wenig des von ihm vermuteten fehlenden Lichtes aufzuspüren. Zudem will
er nach weit entfernten Supernova-Explosionen suchen, die auch als Maß für
Sternenstehung taugen.