Der Jupitermond Io hat einiges zu bieten, nur kein
selbsterzeugtes Magnetfeld. Das ist das Ergebnis der Auswertung von Daten
der Raumsonde Galileo, das amerikanisches Wissenschaftler in dieser Woche
auf einer Tagung der American Geophysical Union vorstellten. Lange
war darüber gerätselt worden, ob der vulkanische Jupitertrabant ein
eigenständiges Magnetfeld erzeugen kann.
Der Vulkankrater Tupan Patera auf dem Jupitermond Io. Foto:
NASA / JPL / Universität von Arizona |
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Mit Hilfe der Daten der kleinen Raumsonde Galileo gelang amerikanischen
Forschern ein detaillierter Blick in das Innenleben des Jupitertrabanten Io und
in den Schlund seiner feurigen Vulkane: Im August und Oktober überflog das Raumschiff die
Polarregion des Mondes und machte dabei wertvolle Messungen: So nahm die Dichte
geladener Teilchen plötzlich um das Zehnfache zu, als Galileo eine Art
magnetische Brücke zwischen Jupiter und Io passierte. Die Dichteunterschiede in
diesen Plasma aus geladenem Teilchen machten die Wissenschaftler sogar hörbar -
sie verwandelten sie in Schallwellen. Entsprechende Audiodaten stellt das NASA
Jet Propulsion Laboratory auf seiner Webseite zur Verfügung.
"Man hört zunächst nur einen flüsterndes Geräusch von Jupiters Radioemission,
doch dann, wenn man sich über den Polen von Io befindet, gibt es plötzlich ein
lautes Röhren, das genauso abrupt aufhört wie es begonnen hat", erläutert Dr.
Donald Gurnett von der Universität von Iowa. "Es ähnelt dem Geräusch eines
riesigen Elektrizitätswerkes."
Die Region, in der die Forscher die erhöhte Dichte an geladenen Partikeln
fanden, fällt zusammen mit der Region, in denen die Feldlinien des Magnetfeldes
des Jupiter den Mond durchlaufen. Die jüngsten Überflüge über die Polarregion
haben nun eindeutig gezeigt, dass die dort schon früher festgestellte erhöhte
Dichte von geladenen Teilchen mit dem Magnetfeld des Jupiter in Zusammenhang
steht. Durch neue Magnetfeldmessungen in der Region von vulkanischen Eruptionen
konnten die Forscher zudem Neues über den Vulkanismus auf Io lernen.
Die Überflüge von Galileo vor einigen Monaten dienten aber vor allem einem
Ziel: Sie sollten die Frage klären, ob der Jupitertrabant ein selbsterzeugtes
Magnetfeld besitzt, oder ob es sich um ein Magnetfeld handelt, das von Jupiter
induziert wird. "Es gibt auf Io kein intrinsisches Magnetfeld", so Dr. Margaret
Kivelson von der Universität von Kalifornien. "Wir können diese Frage nun als
erledigt betrachten." Das bedeutet, dass der geschmolzenen Eisenkern im Inneren
des Mondes andere Eigenschaften besitzen muss als der der Erde. Ein Erklärung
für den Unterschied könnte sein, dass Ios Eisenkern von außen durch darüber
liegende Schichten aufgeheizt wird und nicht etwa aus dem Zentrum heraus.
Die Wärme, die im Inneren von Io entsteht, ist Folge der gewaltigen
Spannungen denen der Mond durch das starke Gravitationsfeld des Jupiter ausgesetzt ist. Dies
macht ihn zum vulkanreichsten Objekt unseres Planetensystems. Neue Farbbilder
des Kraters Tupan Patera zeigen farbige Ablagerungen, die auf geschmolzenes
Gestein und Schwefelablagerungen zurückzuführen sind. Tupan, benannt nach dem
brasilianischen Gott des Donners, ist einer der beständigsten Vulkane des
Jupitermondes.