Am 31. Juli startete der Satellit CORONAS-F
(Complex Orbital Observations of Solar Activity) vom russischen
Raumbahnhof Plesetsk, um während der nächsten fünf Jahre die Sonne und ihre Strahlung intensiv zu beobachten. Die
Erdumlaufbahn des Satelliten in einer Höhe von rund 500
Kilometern ist so gewählt, dass er die Sonne ununterbrochen bis
zu 20 Tagen beobachten kann, ohne in den Erdschatten
einzutreten. An der internationalen Mission unter russischer
Leitung sind auch Wissenschaftler aus Deutschland beteiligt.
Gestern wurden die erste Signale des
Satelliten von der Bodenstation des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) in Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern)
empfangen. Die DLR-Station wird als Hauptempfangsstation
fungieren: sie wird täglich fünf- bis sechsmal alle Messdaten des
Satelliten empfangen, vorverarbeiten, archivieren und an russische
Wissenschaftler sowie an interessierte wissenschaftliche
Institutionen in Deutschland liefern. Damit setzt sich eine
erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem DLR und dem
russischen Institut für Erdmagnetismus, Ionosphäre und
Radiowellenausbreitung (IZMIRAN) in Troitsk (Russland) in einem
weiteren Projekt fort.
Der Satellit CORONAS-F ist während seines Fluges immer auf die
Sonne ausgerichtet und misst mit insgesamt 15 wissenschaftlichen Instrumenten nahezu kontinuierlich die
unterschiedlichsten Sonnenparameter, die zu einem besseren
Verständnis der komplexen Vorgänge in dem für uns
lebenswichtigen Energiespender führen sollen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Aufgabenstellung für den CORONAS-Satelliten
stehen Themen wie die Analyse aller Prozesse in der
Sonnenatmosphäre, die solar-terrestrischen Beziehungen mit
ihrem ökologischen Einfluss auf Fauna, Flora, den Menschen und
hochentwickelte technologische Systeme sowie dynamische
Phänomene der aktiven Sonne und die kosmische Strahlung.
Eines der Instrumente auf CORONAS-F wurde vom
Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP) gemeinsam mit dem
IZMIRAN entwickelt: das Instrument DIFOS-M, ein hochempfindliches
Photometer, wird in sechs Wellenlängen-Kanälen, darunter
erstmalig auch im Infraroten, Helligkeitsschwankungen messen,
die von Sonnenoszillationen verursacht werden. Das AIP-Vorhaben
wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
durch das DLR gefördert.
Nach der ersten erfolgreichen Übertragung zur DLR-Empfangsstation in
Neustrelitz werden jetzt nach und nach alle wissenschaftlichen Instrumente eingeschaltet. In ein bis zwei
Monaten wird dann der planmäßige Betrieb beginnen. Die
Wissenschaftler des Astrophysikalischen Instituts in Potsdam
(AIP) werden zu den Ersten gehören, die dann Satellitendaten
erhalten, mit denen sie ihre theoretischen Modelle globaler solarer
Oszillationen überprüfen und damit Einblicke in das sonst
unsichtbare Sonneninnere gewinnen können.