Erstmals gelang es einer Gruppe von Astronomen direkt zu
beobachten, dass durch die schnelle Rotation eines Sterns ein Wulst im
Äquatorbereich entsteht. Die aus der Form geratene Sonne ist ein bekannter
Vertreter am Sommerhimmel: der Stern Atair. Die verwendete Technik könnte
auch eines Tages helfen, Planeten um nahe Sonnen direkt aufzuspüren.
Atair
auf einer Aufnahme des Mt. Wilson Observatoriums. Foto:
NASA, JPL, Caltech, Steve Golden |
"Die Form von Atair zu vermessen ist ähnlich schwierig, wie von Los
Angeles aus zu beweisen, dass ein Hühnerei in New York nicht kreis-
sondern eiförmig ist", beschreibt Dr. Charles Beichman vom NASA Jet
Propulsion Laboratory (JPL) die Aufgabe. Und so gelang die genaue
Vermessung von Atair, einem bekannten Stern des Sommerdreiecks, auch nur
mit einem Interferometer, bei dem zwei kleine Teleskope so
zusammengeschaltet wurden, dass ihr Auflösungsvermögen dem eines viel
größeren Instrumentes entspricht. Als die Wissenschaftler Atair mit zwei
Teleskopen unter die Lupe nahmen, stellten sie fest, dass sich die Größe
des Sterns änderte, je nach dem unter welchem Winkel sie ihn betrachteten.
"Diese überraschende Entdeckung führte zu einem guten Stück
Detektivarbeit, um die Daten korrekt interpretieren zu können", erläutert
JPL-Wissenschaftler Dr. Gerard von Belle. "Wir haben gleichzeitig auch die
Form von Wega untersucht und fanden keine winkelabhängige Größenänderung.
Somit war klar, dass unsere Teleskope korrekt arbeiteten." Atair galt
unter Astronomen schon immer als ein Stern, der sich sehr schnell um die
eigene Achse dreht. Und da Sterne im Prinzip nichts weiter als riesige
Gasbälle sind, sollte eine schnelle Rotation zu einer Wulst im
Äquatorbereich führen.
Und in der Tat: Atair dreht sich alle 10,4 Stunden um sich selbst und
hat, so die jüngsten Beobachtungen mit dem Palomar Testbed
Interferometer, am Äquator einen 14 Prozent größeren Durchmesser als
an den Polen. Bei unserer Sonne, die sich etwa alle 30 Tage um ihre eigene
Achse dreht, ist der Durchmesser am Äquator nur 0,001 Prozent größer. Am
Äquator dreht sich Atair mit einer Geschwindigkeit von 210 Kilometern
pro Sekunde. "Die Form eines anderen Sterns herauszufinden hilft uns, etwas
über die Kräfte zu erfahren, die Sterne in Form halten und die Struktur
von Sternen bestimmen", so Beichman.
Die Beobachtung macht einmal wieder deutlich, dass auch scheinbar
bekannte Objekte immer noch für überraschende Entdeckungen gut sind: Atair
ist nämlich der zwölfthellste Stern am Himmel und daher sollte man
eigentlich annehmen, dass er schon gründlich untersucht wurde. Doch die
hohe Auflösung des Interferometers brachte auch hier Neues ans Licht. Dies
erhoffen sie die Forscher auch für weitere Interferometer-Projekte auf der
Erde und im Weltraum. "Langfristig wird es mit der
Interferometer-Technologie möglich sein, nach Planeten um sonnennahe
Sterne zu suchen", meint Beichman. "Diese Tests sind ein wichtiger erster
Schritt auf dem Weg dahin."