Die europäische Weltraumagentur ESA veröffentlichte heute eine
eindrucksvolle Aufnahme des Doppel-Sternhaufens NGC 1850 in der Großen
Magellanschen Wolke. NGC 1850 ist ein junger Sternhaufen, der einem
Kugelsternhaufen ähnlich ist. Solche Objekte gibt es in unserer
Milchstraße nicht.
Hubble-Aufnahme
von NGC 1850. Foto: ESA, NASA und Martino Romaniello (ESO) |
Großansicht |
NGC 1850 ist ein ungewöhnlicher Doppelsternhaufen in der Großen Magellanschen
Wolke, einer Satellitengalaxie unserer Milchstraße. Nach der 30 Doradus-Region
ist dieser Sternhaufen der hellste seiner Art in unserem kosmischen Nachbarn. Er
steht für eine besondere Art von Objekten, für die es in unserer eigenen Galaxie
keinerlei Entsprechung gibt: junge, kugelförmige Sternhaufen. Die
Kugelsternhaufen unserer Milchstraße gehören mit zu den ältesten Bestandteilen
der Galaxie.Bei NGC 1850 hingegen sind beide Komponenten jung: Das Objekt
besteht aus einem kugelförmigen Haufen in der Mitte und einem noch jüngeren
kleineren Haufen (unten rechts), der aus sehr heißen, blauen Sternen und
schwächeren roten so genannten T-Tauri-Sternen besteht. Der große Haufen ist
rund 50 Millionen Jahre alt, der kleiner dürfte ein Alter von etwa vier
Millionen Jahren haben.
Mit dem Hubble-Weltraumteleskop untersuchten die Astronomen
hauptsächlich die Sternentstehung an den beiden Enden der stellaren Massenskala:
die massearmen T-Tauri-Sterne und die massereichen OB-Sterne. T-Tauri-Sterne
sind sonnenähnliche Sterne, die gerade im Entstehen sind und vermutlich noch
nicht einmal mit der Fusion von Wasserstoff begonnen haben. Stattdessen strahlen
sie Energie aus, die aus ihrer Kontraktion stammt. Durch das Studium dieser
Sterne hoffen die Forscher einiges über die Entstehung und Entwicklung von
massearmen Sternen zu erfahren. Da die T-Tauri-Sterne meist in größeren
Ansammlungen vorkommen und auch noch sehr lichtschwach sind, kann man sie von
der Erde nur sehr schlecht ausmachen. Mit Hubble kann man sie sogar in
einer anderen Galaxie unterscheiden.
Auch für das Studium massereicher Sterne hat Hubble in seinem Erdorbit
die besseren Karten: Diese Sterne senden nämlich große Mengen an
ultravioletter Strahlung aus, die von der Erdatmosphäre verschluckt wird. Die
Aufnahme, die aus fünf Archivbildern des Weltraumteleskops erstellt wurde, ist
auch ein gutes Beispiel für die Wechselwirkung von Gas, Staub und Sternen: Vor
einigen Millionen Jahren muss es in dem größeren, älteren Haufen eine
Supernova-Explosion gegeben haben, deren Überreste für die bläulichen Filamente
verantwortlich sind. Schockwellen von solchen Ereignissen verdichten das
vorhandene Gas und können so für eine neue Sternentstehungsphase sorgen.