Die Wärme der Nacht
von Stefan
Deiters
astronews.com
25. Juni 2001
Vulkanische Aktivität sorgt dafür, dass der Jupitermond Io auch
bei Nacht nicht komplett auskühlt. Dies zeigt eindrucksvoll eine
Temperaturkarte des Mondes, die das NASA Jet Propulsion Laboratory
jetzt veröffentlichte. Sie basiert auf Daten der kleinen Sonde Galileo.
Temperaturverteilung bei Nacht auf dem Jupiter Io (oben).
Die
selbe Region bei Tag (unten). Foto: NASA/JPL/Lowell
Observatory
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Das obere Bild zeigt die bislang beste Messung, die Galileo von den
Nachttemperaturen auf Io gemacht hat. Das untere Bild zeigt den selben Teil des
Jupitermondes im sichtbaren Bereich des Lichtes. Auf beiden Bildern sind
verschiedene Vulkane auszumachen: L-K steht dabei für Lei-Kung Fluctus, L für
Loki, Pi für Pillan, M für Marduk und Pe für Pele.
Die Temperaturdaten stammen von Galileo-Beobachtungen aus dem Februar 2000.
Blau steht für die niedrigsten Temperaturen von etwa -180 Grad Celsius, orange
und gelb steht für die höchsten Temperaturen von über -100 Grad Celsius.
In
kleinen Bereichen rund um die Vulkane können auch Temperaturen von über 1.000
Grad Celsius herrschen. Diese Regionen sind aber so klein, dass sie unter der
Auflösungsgrenze dieser Karte liegen und sich mit den niedrigeren Temperaturen
vermischen. Die Karte zeigt nur Strukturen, die größer sind als 340 Kilometer.
Ein großer Teil der Wärme stammt von einigen wenigen Vulkanen. Der hellste
Punkt auf der Karte ist Loki, der etwa 15 Prozent der vulkanischen Wärme des
Mondes abstrahlt. Er würde noch viel heller erscheinen, wenn er nicht gerade am
Rande der Karte liegen würde.
Der zweithellste Punkt ist der Vulkan Pillan, der
seine Wärme in gewaltigen Lavaströmen abgibt, die bei einem Ausbruch erzeugt
wurde, die Galileo ab Juni 1997 beobachten konnte. Im Gegensatz dazu steht der
Vulkan Pele, bei dem die vulkanische Aktivität auf einen kleinen Krater
beschränkt ist und es keinen Raum für große Lavaflüsse gibt, die Wärme
abstrahlen können.
Die kühleren Regionen zwischen den Vulkanen verfügen noch über Restwärme von
der Sonnenstrahlung des letzten Tages. Interessanterweise gibt es bei der
Temperatur kaum breitengradabhängige Unterschiede, obwohl es in hohen
Breitengraden weniger Sonneneinstrahlung geben und daher diese Regionen kühler
sein sollten.
Eine Erklärung könnte sein, dass es an den Polarregionen
Oberflächenmaterial gibt, das langsamer abkühlt oder aber das vulkanische
Wärmeabstrahlung für zusätzliche Wärmezufuhr sorgt. Der bevorstehende
Vorüberflug Galileos über die Polarregion des Mondes dürfte hier Klarheit
schaffen.
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