Sterne sind wegen ihrer großen Entfernung meist nicht viel
mehr als bloße Lichtpunkte. Daran haben auch große moderne Teleskope
wenig geändert - es sei denn, man hat außergewöhnliches Glück: Mit
Hilfe des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen
Südsternwarte ESO gelang es nun, Spektren aus verschiedenen Regionen eines 25.000 Lichtjahre entfernten Sterns aufzunehmen. Zu Hilfe kam den
Astronomen Albert Einstein.
Ort
des Mikrolensing-Ereignisses in einer VLT-Aufnahme und die
Lichtkurve (unten). Foto/Darstellung: ESO
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Dass Sterne alles andere
sind als kleine Lichtpunkte am Himmel ist Wissenschaftlern schon seit geraumer
Zeit klar. Unsere Sonne ist ein ständiges Beispiel dafür, dass es sich bei den
entfernten Pünktchen um komplexe Feuerbälle aus Gas handelt. Trotzdem ist ihre Struktur auch mit modernen Teleskopen kaum zugänglich - sie sind
schlicht und einfach zu weit entfernt. Um so mehr freuten sich nun Astronomen,
als sie mit dem FORS1-Instrument am VLT-Teleskop Antu eine Serie von
Spektren aufnehmen konnten, die es erlaubte, die Oberfläche eines
Sterns in rund 25.000 Lichtjahren Entfernung zu studieren.
Doch nicht einmal das
Very Large Telescope wäre dazu in der Lage gewesen. Die Forscher hatten
einen geheimnisvollen Helfer: Ein unsichtbarer, dunkler Stern war durch die
Sichtlinie zu dem beobachteten Stern gelaufen und hat durch seine
Gravitationswirkung das Licht des entfernten Sterns verstärkt. Astronomen
nennen diesen, im Prinzip schon von Albert Einstein vorhergesagten Effekt, Mikrolensing. Die Zunahme der Helligkeit des entfernten
Sterns verfolgen die Forscher in einer sogenannten Lichtkurve, die genau
angibt, um wie viel heller der Stern durch dieses Mikrolensing-Ereignis geworden
ist.
Nach solchen
Ereignissen wird auf der ganzen Welt in verschiedenen Arbeitsgruppen gesucht.
Dabei interessiert man sich weniger für den heller werdenden Stern als vielmehr
für das unsichtbare Objekt, das die Aufhellung verursacht hat. Solche Objekte,
daher die Motivation für die weltweiten Bemühungen, könnten nämlich für die
dunkle Materie in unserer Galaxis verantwortlich sein. Man nennt diese Objekte im
allgemeinen auch MACHOs - für Massive Astrophysical Compact Halo Objects.
Um sie aufzuspüren beobachtet man eine Reihe weit entfernter Sterne, etwa im
Zentrum unserer Galaxis oder in den Magellanschen Wolken, und hofft, dass einmal
ein solcher MACHO die Sichtlinie durchläuft.
Manchmal allerdings
kann ein solches Mikrolensing-Ereignis auch wertvolle Informationen über den
entfernten Stern liefern, besonders wenn nicht ein Stern, sondern ein
Doppelsternsystem die Sichtlinie durchläuft. Dann kann es nämlich zu
mehrfachen Aufhellungen kommen. So geschah es auch bei dem Mikrolensing-Ereignis
EROS-BLG-2000-5: Im Mai letzten Jahres beobachtete das EROS-Team (Experience
pour la Recherche d'Objets Sombres) ein scheinbar normales
Mikrolensing-Ereignis. Doch plötzlich hellte sich rund einen Monat später der
beobachtete Stern erneut auf und die Astronomen erwarteten daraufhin ein dritte
und letzte Aufhellung.
Während der ganzen
Zeit nahmen die Forscher Spektren dieses mittlerweile als kühler Riesenstern
identifizierten Lichtpunktes auf. Besonders interessant war dies während der
dritten Aufhellung als durch das Mikrolensing verschiedene Bereiche des Sterns
vergrößert wurden - zunächst der kühlere Rand, dann das Zentrum und
schließlich wieder der Rand. Was die Astronomen besonders freut, ist die
Tatsache, dass die beobachteten Spektren des fernen Riesen gut mit den
bestehenden Theorien über den Aufbau dieser Sterne zusammenpassen und dies,
obwohl die Beobachtungen in 25.000 Lichtjahren Entfernung gemacht wurden.