Tiefe Blicke ins All und damit in die Frühzeit des Universums
haben seit dem beeindruckenden Aufnahmen des Hubble Deep Field
Konjunktur. Jetzt hat das US-Röntgenteleskop Chandra im
Röntgenbereich einen winzigen Fleck am Himmel für eine Millionen
Sekunden beobachtet und faszinierende Entdeckungen gemacht: So erscheint
die Rolle von Schwarzen Löchern im frühen Universum in einem ganz neuen
Licht.
Chandra
Deep Field South. Foto: NASA, JHU, AUI, R. Giacconi et
al. |
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"Die Chandra-Daten
zeigen uns deutlich, dass riesige Schwarze Löcher in der Vergangenheit sehr
viel aktiver waren als sie es heute sind", erläutert Riccardo Giacconi von
der Johns Hopkins Universität in Baltimore. Der tiefe Blick ins All wurde von
dem Röntgenteleskop am Südhimmel im Sternbild Chemischer Ofen gemacht. Die
Aufnahmen des Chandra Deep Field South erlaubten es auch, sehr schwache
Röntgenquellen auszumachen, bei denen es sich um Galaxien, Galaxiengruppen oder
ganzen Galaxienhaufen handeln kann. Auf der Aufnahme sind die Röntgenquellen nach ihrer
Stärke farbkodiert: Von der niedrigsten bis zur höchsten Energie wurden die
Farben rot, gelb und blau verwendet.
Die Daten der
Aufnahme wurde im Laufe von mehr als einem Jahr während mehrerer
Beobachtungsperioden gesammelt, bis schließlich eine Millionen Sekunden
Beobachtungszeit zusammenkamen. Solche Deep Field Aufnahmen sind sehr
gefragt, seitdem ein Direktor des Space Telescope Science Instituts das Hubble-Weltraumteleskop
während der ihm zur Verfügung stehenden Beobachtungszeit auf einen scheinbaren
leeren Fleck am Himmel richten ließ. Zum Vorschein kamen am Ende eine
Vielzahl von bisher nie gesehenen Galaxien und Galaxienhaufen, die so weit von
uns entfernt sind, dass sie quasi einen Blick in die Geschichte unserer eigenen
Milchstraße erlaubten: Das Licht dieser Galaxien ist nämlich so lange zu uns
unterwegs, dass wir sie jetzt quasi zu ihrer Jugendzeit sehen - ein gewaltiges
Reservoir für die astronomische Forschung.
Ähnliches erwarten
die Wissenschaftler nun auch vom Chandra Deep Field. Und erste Ergebnisse
gibt es schon: So spürten die Astronomen eine zwölf Milliarden Lichtjahre
entfernten Röntgenquasar auf, der umhüllt ist von dichten Gas- und
Staubwolken. Dabei handelt es sich vermutlich um ein riesiges Schwarzes Loch,
das im Inneren dieser fernen Galaxie sitzt und Unmengen von Gas, Staub und
ganzen Sternen verschlingt. Parallele Beobachtungen mit dem Very Large
Telescope (VLT) der europäischen Südsternwarte (ESO) bestätigen
dieses Bild. Mehr noch: Durch die Zusammenarbeit von Chandra und VLT
konnten eine Vielzahl von bislang verborgenen Röntgenquellen aufgespürt
werden.
Die Astronomen sind
sich inzwischen sogar sicher, dass der gesamte Röntgenstrahlen-Hintergrund im
Universum von solchen Schwarzen Löchern stammt. "Das ist sicherlich ein
Erfolg der Kombination der detaillierten Chandra-Aufnahmen mit der
Lichtstärke des VLT", meint ESO-Astronom Piero Rosati. "Jetzt geht es
darum die noch verbleibenden von Chandra entdeckten Röntgenquellen auch
im optischen Bereich mit dem VLT aufzuspüren."