Im Jahr 1864 ging der Orgueil-Meteorit in Frankreich nieder.
Jetzt untersuchte ein internationales Wissenschaftlerteam den Felsbrocken
erneut und kam zu einem überraschenden Ergebnis: Orgueil dürfte nicht -
wie die meisten anderen Meteoriten - von einem Asteroiden stammen, sondern
von einem Kometen. Und genau solche Meteoriten könnten einmal die
Grundbausteine für Leben auf die Erde gebracht haben.
Die
geplante Rosetta-Mission. Bild:
DASA/Rosetta |
Der
Orgueil-Meteorit wurde schon vor Jahrzehnten gründlich untersucht, doch
trotzdem nahmen Pascale Ehrenfreund von der Sternwarte im niederländischen
Leiden und seine Mitarbeiter den Felsbrocken aus dem All noch einmal mit den
neusten Methoden unter die Lupe. Ziel ihrer Suche waren Spuren von Aminosäuren, die
gemeinhin als Grundbausteine für Leben angesehen werden.
Die Forscher
erhielten eine kleine Probe des Meteoriten vom Pariser Naturkundemuseum und
entdeckten in ihr eine relativ simple Mischung von Aminosäuren. Durch andere
Analysen konnten sie zudem nachweisen, dass die Säuren nicht durch irdische
Verschmutzungen in den Stein gelangt waren, sondern in der Tat aus dem All
stammten.
Darauf verglich
das Wissenschaftlerteam ihre Ergebnisse mit den vorliegenden Untersuchungen von
drei anderen Meteoriten: Murchison, Murray und Ivuna. Die ersten beiden
enthielten eine sehr komplexe Mischung von Aminosäuren, während sich in Ivuna
und Orgueil im wesentlichen zwei verschiedenen Aminosäuren fanden. Anhand der
einzigartigen Zusammensetzung der Säuren, die die Forscher im Orgueil
aufgespürt hatten, versuchten das Team um Ehrenfreund hinter die Geschichte des
Meteoriten zu kommen. Während Murchison und Murray als Überreste eines
Asteroiden angesehen werden, dürfte der Ursprung von Orgueil und Ivuna wohl
eher in einem Kometen zu suchen sein. Das würde auch bedeuten, dass die
Aminosäuren, die für das Leben auf der Erde verantwortlich sein könnten, von
Meteoriten auf unseren Planeten gebracht wurden, die von Kometen stammten.
Die in Ivuna und
Orgueil gefundenen Aminosäuren sind vermutlich aus Stoffen entstanden,
die erst kürzlich bei Beobachtungen der Kometen Hyakutake und Hale-Bopp
nachgewiesen wurden. "Durch die Beobachtungen dieser Kometen haben wir sehr
viel über die Ausgasungen von Kometen gelernt", so Ehrenfreund. "Aber
es gibt noch viel, was wir über die Chemie von Kometenkerne lernen müssen. Da
kann besonderes die geplante Rosetta-Mission zum Kometen Wirtanen gute
Dienste leisten."
Die Rosetta-Mission
der ESA soll nach den jetzigen Planungen im Januar 2003 gestartet werden. Ziel
des kleinen Raumschiffs ist der Komet Wirtanen, der im November 2011 erreicht
werden soll. Auf dem Weg dorthin wird Rosetta an zwei weiteren Kometen
vorüberfliegen. Rosetta soll für rund zwei Jahre detaillierte
Informationen über den Kern des Kometen Wirtanen sammeln. Außerdem soll
versucht werden, mit einem kleinen Lander auf dem Kometen aufzusetzen.