Für Kosmologen ist es nicht mehr lange hin, für uns wirklich
kein Grund zur Beunruhigung: In wenigen Milliarden Jahren werden
unsere Milchstraße und die Andromeda-Galaxie kollidieren und
eventuell zu einer neuen, elliptischen Galaxie verschmelzen. Unsere
Milchstraße ist - genau wie Andromeda - von einem Schwarm kleiner
Zwerggalaxien umgeben, die derzeit noch zu weit voneinander entfernt
sind, um sich gegenseitig zu beeinflussen. Nach der Kollision aber,
könnten die beiden Zwerggalaxien-Schwärme zusammen einen neue
Gruppe von Zwerggalaxien um die neu entstandene Galaxie bilden.
Für Astronomen ist es nun interessant herauszufinden, ob unsere
lokale Umgebung, die von Milchstraße und Andromeda-Galaxie
dominiert wird, typisch ist für Galaxiengruppen im Universum. Wenn
das nämlich so wäre, könnte man anhand der lokalen Gegebenheiten
studieren, in welcher Umgebung sich Galaxien entwickeln. "Zur
Zeit geht man davon aus, dass unsere lokale galaktische
Nachbarschaft recht gewöhnlich für Galaxien ist und dass sich die
meisten Galaxien in kleinen Gruppen befinden, die vielleicht noch
ein wenig komplexer und galaxienreicher sein könnten,"
erläutert Ann Zabludoff von der Universität von Arizona.
Die Untersuchung solcher Galaxiengruppen ist nicht leicht: Die
meisten näheren Galaxien liegen in Galaxiengruppen, die nur weniger
als fünf helle Galaxien haben. Zudem sind die Astronomen mit dem
Problem konfrontiert, dass sie herausfinden müssen, ob Galaxien
wirklich zu einer Gruppe gehören oder aber nur zufällig in der
Sichtlinie als eine Gruppe erscheinen. Mit einem speziellen
Spektrographen, der in der Lage ist gleichzeitig die Spektren von über
hundert Galaxien aufzunehmen, begannen Zabludoff und ihr Kollege
John Mulchaey 1994 mit einer detaillierten Suche nach entfernteren
Galaxiengruppen. Sowie die beiden Forscher zwei oder mehrere
Galaxien entdeckten, die zu einer Gruppe zu gehören schienen,
versuchten sie auch die lichtschwächeren Mitglieder aufzuspüren.
"Genau das konnten wir mit dem Spektrographen sehr effizient
tun", so Zabludoff, "und auf diese Weise herausfinden, wie
viele lichtschwache Galaxien sich in der Umgebung der hellen
aufhielten. Und wir fanden eine Menge. Zum ersten Mal erkannten wir,
dass es viele Galaxiengruppen gibt, die unserer eigenen lokalen
Gruppe sehr ähnlich sind." Mit diesem neuen Datenmaterial
erhoffen sich die Forscher nun auch neue Hinweise auf die Dynamik in
den entfernten Galaxiengruppen, aus der man dann auf deren
Materiegehalt schließen kann.
"Einige unserer interessantesten Ergebnisse betreffen die
Verteilung von Dunkelmaterie in den anderen Galaxiengruppen",
erläutert Zabludoff. Wie die Dunkelmaterie verteilt ist hat direkte
Auswirkungen auf die Kollisionen und Verschmelzungen in den Gruppen.
Bislang nahmen Astronomen an, dass dies sehr schnell passieren und
die Gruppen damit relativ schnell verschwinden sollten. "Unsere
Daten geben nun Hinweise darauf, dass Galaxien sehr viel langsamer
kollidieren und verschmelzen als man bisher geglaubt hat." Das
könnte auch erklären, warum es so viele Galaxiengruppen ähnlich
unserer lokalen Gruppe gibt. Das war nämlich - mit der angenommenen
höheren Kollisionsgeschwindigkeit - den Astronomen bislang ein
Rätsel.