Wenn Astronomen durch ihre Fernrohre in die Weiten des
Universums schauen, sehen sie das Weltall nur in zwei Dimensionen.
Während eines wissenschaftlichen Kolloquiums in den Niederlanden
wurden nun dreidimensionale Blicke in unsere Milchstraße
präsentiert. Auch für das Fachpublikum ein eindrucksvoller Blick -
besonders als sie sahen, wie der Stern Gliese 710 auf unsere Sonne
zurast.
Assoziationen
junger, heißer Sterne, die von Hipparcos beobachtet wurden. Bild:
ESA |
Die von Dr. Michael Perryman präsentierten Bilder basieren auf den Ergebnissen
der Hipparcos-Mission, die Anfang der 90er Jahre eine Vielzahl von
Sternen mit bisher unerreichter Präzision vermessen hat. Kombiniert mit Daten
des Tycho-Katalogs konnten die Wissenschaftler dreidimensionale Ansichten aus
unserer Milchstraße erzeugen, da ihnen nun Entfernung, Farbe und Bewegung der
individuellen Sterne bekannt waren. Dabei veränderte sich das Aussehen so
manches am Himmel vermeintlich vertrauten Objektes: So stehen die Sterne des
Gürtel des Orion in Wirklichkeit nicht in einer geraden Linie. Und Sternhaufen,
die schon in zwei Dimensionen eindrucksvoll erscheinen, entfalten im
Dreidimensionalen ihre volle Schönheit.
Am faszinierendsten
war aber für das Publikum die Beobachtung der Bewegung des Sterns Gliese 710,
der sich derzeit in 63 Lichtjahren Entfernung von der Sonne befindet. Der Stern,
so die aktuellen Daten, nähert sich unserem Sonnensystem mit einer
Geschwindigkeit von 14 Kilometern pro Sekunde. Für die nächsten Generationen
dürfte dies kein Grund zur Beunruhigung sein, doch rechnen Astronomen damit,
dass Gliese 710 in rund einer Millionen Jahre dicht an unserer Sonne
vorüberfliegt und dabei die Ausläufer unseres Systems stört. So ist zu
erwarten, dass Material der Oort'schen Wolke durch den Stern gestört und
Richtung Sonne und Erde abgelenkt wird. Die Oort'sche Wolke ist ein vermutetes
Reservoir von Kometenkernen in den äußeren Bereichen unseres Sonnensystems.
Für Internetnutzer
hält die ESA auf ihren Hipparcos-Missionsseiten Postscript- und
PDF-Dateien bereit, auf denen sich einige der Objete in 3-D betrachten lassen.
Dazu benötigt man keine spezielle Ausrüstung sondern nur einen "rechten
Blick" auf zwei Bilder, die das jeweilige Objekt aus leicht
unterschiedlicher Perspektive zeigt. Wem der rechte Blick fehlt, kann auch mit
Hilfe eines Spiegels in die dreidimensionale Welt eintauchen. Eine genaue
Beschreibung zum dreidimensionalen Sehen gibt es auf der entsprechenden
Webseite.