PLANETENENTSTEHUNG
Staubscheibe um sehr jungen Stern entdeckt
Redaktion
astronews.com
26. Januar 2001
Faszinierende
Aufnahmen von der Umgebung eines sehr jungen Sterns hat eine internationale
Gruppe von Astrophysikern - darunter auch Forscher aus Thüringen - mit dem Hubble-Weltraumteleskop und mit
zwei Teleskopen in Chile gemacht. Erstmals wiesen die
Wissenschaftler zweifelsfrei nach, dass der relativ erdnahe Stern mit
der Bezeichnung HD 100546 eine Staubscheibe besitzt, aus der sich
wahrscheinlich junge Planeten bilden.

Hubble-Bild
der Staubscheibe um HD 100546. Foto: NASA/NSF/ESO |
HD 100546 dürfte ein sehr viel
jüngerer, aber erheblich massereicherer "Bruder" unserer Sonne sein, vermutet Prof. Dr. Thomas Henning
von der Universität Jena, der zusammen mit seinem Kollegen Dr. Bringfried Stecklum
von der Thüringer
Landessternwarte Tautenburg als einziger europäische Astrophysiker an dem
Beobachtungsprojekt beteiligt war. Die Forscher erwarteten daher aus der
Beobachtung des Sterns bahnbrechende Erkenntnisse über die
Entstehung unseres eigenen Sonnensystems und des Planeten Erde. "Bereits jetzt gibt es wichtige Anhaltspunkte
dafür, dass unsere Theorie der
Planetenentstehung richtig ist," so Henning. Demnach verdichten sich im Weltall frei
schwebende Teilchen und Gase im Laufe von Jahrmillionen zu einer Wolke, die
schließlich zu einem Sternengebilde zusammensinkt, das von einer
scheibenförmigen Struktur aus kleinen Partikeln, der sogenannten
Akkretionsscheibe umgeben wird.
Eine solche Scheibe haben die Wissenschaftler nun bei dem
erst zehn Millionen Jahre alten Stern HD 100546 im Sternbild Fliege am Südhimmel
entdeckt. Sie hat einen Radius von rund 52 Milliarden Kilometern
und ist noch von Resten der ursprünglichen Partikelwolke umgeben. "Wir gehen
davon aus, dass die Teilchen in der Staubscheibe miteinander verklumpen, schließlich eigene
Körper bilden und später als Planeten ihre neue Sonne umkreisen", erläutert Henning. "Genau so muss auch
unsere Erde vor 4,6 Milliarden Jahren entstanden sein."
Größere Körper in
der Umgebung von HD 100546 haben die Wissenschaftler noch nicht
selbst nachgewiesen. "Es wurden aber bereits Spektrallinien von größeren
Materialklumpen gefunden, die aus der Akkretionsscheibe in den Zentralstern stürzen", so Henning.
Für ihn ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch
Planeten - oder zumindest ihre Umlaufbahnen - um diesen oder ähnliche junge
Sterne entdeckt werden. Zwar lässt sich HD 100546 viel besser beobachten als
andere Sternentstehungsgebiete, weil er mit etwa 335 Lichtjahren, also rund drei Billiarden Kilometern, zu den der Erde
nächst gelegenen jungen Sternen gehört. Probleme bereitet den Wissenschaftlern
jedoch die enorme Leuchtkraft des Sterns im Vergleich zur lichtschwachen
Akkretionsscheibe. "Mit herkömmlichen Beobachtungstechniken ist da in der näheren
Umgebung absolut nichts zu erkennen", erklärt Henning, "so wie wir
ja auch mit bloßem Auge nicht die Korona unserer Sonne sehen können."
Deshalb ließen die Astrophysiker auf dem Weltraumteleskop Hubble
ein Spezialsystem installieren und können mit Hilfe dieses Space Telescope
Imaging Spectrograph (STIS) den hellen Zentralbereich des Sternsystems
buchstäblich ausblenden; sie erzielen also bei der Beobachtung einen Effekt, wie ihn der astronomische Laie bei der letzten
Sonnenfinsternisbeobachten konnte. Noch komplizierter ist die Arbeit
mit den erdgestützten Teleskopen, wie etwa der Europäischen Südsternwarte (ESO)
in
Chile. Denn hier müssen zudem noch die verfälschenden Effekte, die durch
die Erdatmosphäre entstehen, aus den Daten herausgefiltert werden.
Für die Forscher hat
sich der Erfolg gelohnt: Die Gruppe erhielt weitere Beobachtungszeit für das Weltraumteleskop
Hubble zugeteilt. "Damit können wir außerdem zehn andere sehr junge Sterne beobachten",
freut sich Henning.
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