Durch die Analyse von
Meteoriten, die vom Mond stammen, konnten Wissenschaftler an der Universität
von Arizona weitere Beweise für die Theorie sammeln, dass der Erdtrabant vor
etwa 3,9 Milliarden Jahren einem intensiven Bombardement ausgesetzt war, das
vermutlich 20 bis 200 Millionen Jahre andauerte. Ob es zu diesem Zeitpunkt schon
Leben auf der Erde gab, ist unklar. Sicher hingegen ist, dass diese Katastrophe
von globalem Ausmaß gehörigen Einfluss auf eventuelles Leben gehabt haben
dürfte, es vernichtet hat oder aber durch die Bereitstellung von organischen
Fragmenten erst die Grundlage für die Entstehung von Leben lieferte.
Aus Gesteinsproben, die in den 70er Jahren vom Mond zur Erde gebracht
wurden, wussten die Wissenschaftler schon lange, dass der Erdmond vermutlich vor
3,9 Milliarden Jahren einem intensiven Beschuss ausgesetzt
war. Dabei entstanden riesige Krater, Felsbrocken sind geschmolzen, die gesamte
Oberfläche des Mondes wurde verändert. Eines blieb jedoch unklar: Da die Bodenproben vom Erdtrabanten nur aus einem bestimmten Bereich
kamen, fehlten Beweise dafür, dass nicht nur eine Region, sondern der gesamte
Mond in der Frühzeit diesem Bombardement ausgesetzt war.
Einen Hinweis darauf lieferte nun die Altersbestimmung von sogenannten
Mondmeteoriten, also Gesteinsbrocken, die einmal vom Mond abgesprengt wurden und
dann - nach einer langen Reise durch den Weltraum - auf der Erde gelandet sind.
Die Analyse lieferte nicht nur Beweise für eine lunare Katastrophe vor 3,9
Milliarden, sondern auch für eine andere überraschende Tatsache: Für ein
Bombardement vor dieser Zeit fanden die Forscher keine Hinweise. "Wenn wir
uns die Modelle über das Sonnensystem ansehen, gibt es eigentlich keinen
offensichtlichen Grund, warum vor etwa vier Milliarden Jahre der Mond plötzlich
mit einer Unmenge von Objekten bombardiert wurde, aber nicht vor 4,2 Milliarden
Jahren", meinte Timothy D. Swindle von der Universität von Arizona.
Noch dramatischer dürften allerdings die Auswirkungen für die Erde gewesen
sein, die schon wegen ihrer Größe eine deutlich bessere Angriffsfläche
geboten hat. Die Forscher glauben, dass die zehnfache Menge von Objekten die
Erde getroffen hat. Und der Einschlag, der vor 65 Millionen Jahren für den Tod
der Dinosaurier verantwortlich gemacht wurde, sei gegen die Brocken, die damals
einschlugen, klein gewesen. Als Ursache für das Bombardement vor 3,9 Milliarden
Jahren sehen die Planetenwissenschaftler eher Asteroiden als Kometen.
Eine dürfte sich über die überraschenden Ergebnisse besonders freuen:
Barbara Cohen, die die Altersuntersuchungen der Mondmeteoriten für ihre
Doktorarbeit angefertigt hatte. "Als wir die Untersuchungen begannen, war unser
Ziel, etwas zu finden, dass älter als 3,9 Milliarden Jahre ist. Wir waren schon
sehr überrascht, dass sieben unterschiedliche Einschläge alle für die Zeit
vor 3,9 Milliarden Jahren sprachen."