Schon der Bau der vier großen Teleskopeinheiten des Very Large Telescope
(VLT) auf dem Gipfel des Paranal in Chile dürfte so manchen europäischen
Astronomen mit Stolz erfüllen. Eine wohl noch größere Herausforderung
ist das Zusammenschalten der Teleskope mit Hilfe des VLT
Interferometers, durch das einzigartige astronomische Bilder möglich
werden sollen. Im optischen Labor der Europäischen Südsternwarte (ESO)
in Garching bei München laufen dafür die letzten Tests.
Im
optischen Labor des ESO Hauptquartiers in Garching werden die
Einzelteile von VINCI getestet. Foto: ESO |
Der spannendste Moment
bei der Entwicklung eines neuen wissenschaftlichen Gerätes ist immer das
sogenannte First Light, also der Moment, wo zum ersten Mal eine
Beobachtung mit dem neuen Instrument versucht wird. Im Falle des VLT
Interferometers, bei dem das First Light Anfang nächsten Jahres
stattfinden soll, hat die ESO dafür extra ein eigenes Gerät entwickelt, das VLT
Interferometer Commissioning Instrument (VINCI). Damit soll während
umfangreicher Tests sichergestellt werden, dass die sehr anspruchsvolle Optik
auch so funktioniert, wie die Wissenschaftler es sich vorstellen.
Mit Hilfe des VLT
Interferometers kann man das Licht der Teleskope auf dem Gipfel des Paranals
kombinieren und dadurch Bilder einer bislang unerreichten Auflösung erhalten.
So erhoffen sich die Wissenschaftler mit Hilfe des Instrumentes unter anderem
die direkte Entdeckung und Beobachtung extrasolarer Planeten von der Größe des
Jupiter, das Aufspüren Brauner Zwerge, die detaillierte Beobachtung von
Sternentstehungsgebieten sowie die Entdeckung von Schwarzen Löchern im Zentrum
aktiver Galaxien.
Die vier großen 8,2
Meter Teleskopeinheiten des VLT sind mittlerweile alle in Betrieb. Bald sollen
noch drei weitere auf Schienen bewegliche 1,8 Meter Teleskope hinzukommen. Das
Licht von zwei oder mehreren dieser Teleskope wird dann in das zentrale
Interferometrie-Labor gelenkt, wo die wissenschaftlichen Instrumente
untergebracht sind und für die Testphase erst einmal VINCI eingesetzt
wird.
Die Technik von VINCI
basiert auf einem bewährten in Paris entwickelten Gerät, mit dem 1991 in den
USA erstmals das Licht zweier unabhängiger Teleskopeinheiten mittels einer
Glasfaserverbindung zusammengeschaltet wurden. Für das VLT wurde diese Technik
weiterentwickelt und wird zur Zeit gerade in den Laboratorien der ESO in
Garching getestet. Anfang nächsten Jahres soll VINCI nach Chile transportiert
werden und Ende März die ersten Bilder machen.
Das Herz von VINCI
haben die Astronomen MONA getauft. Hier wird das Licht der einzelnen Teleskope
kombiniert. Es ist Ergebnis einer insgesamt zehnjährigen Entwicklungsarbeit. Die dazu
verwendeten Glasfasern mussten dabei besondere Eigenschaften aufweisen: Da das
Instrument im nahen Infrarotbereich des Spektrums arbeiten soll, musste das
verwendete Glas in diesem Bereich auch lichtdurchlässig sein. Die ESO verwendet
daher eine ganz spezielle Glasfaser, die nur von einer französischen Firma
hergestellt wird, die in einem wissenschaftlich-industriellen Austauschprogramm
schon seit Jahren an der Entwicklung von MONA beteiligt ist.
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ESO,
Europäische Südsternwarte
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