Die neue Entdeckung
ist ein weiterer Beweis für die These, dass der Saturntrabant der Erde relativ
ähnlich ist: So vermuten die Astronomen auf dem Titan Wolken, Regen und Seen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Mond auch für Menschen die geeignete
Umgebung darstellt: Trotz des fast erdähnlichen Drucks an der Oberfläche und
großer Stickstoffvorkommen, gibt es dort keinen freien Sauerstoff und zudem
große Mengen an Methan. Das ist allerdings genau die Zusammensetzung, die
manche Forscher für die Erde annehmen, bevor sich dort Leben entwickelt
hat.
Schon vor zwei Jahren hatte ein Team von Astronomen eine Hurrikan-ähnliche
Wolkenstruktur auf dem Saturnmond ausmachen können. Da man diese aber nur
einmal beobachten konnte, blieb der Ursprung des Phänomens unbekannt. Die nun
aufgespürten täglichen Wolken lassen hingegen Rückschlüsse auf das
Wettergeschehen auf dem Titan zu. "Die Wolken auf Titan sind recht
bizarr", erläutert Caitlin A. Griffith von der Northern Arizona
University. "Sie zeigen sich jeden Tag in der selben Höhe und sind
sehr dünn. Sie bedecken zudem nur rund einen Prozent der
Titanoberfläche."
Um die Vorgänge in entfernten und uns unbekannten Atmosphären zu verstehen,
müsse man, so die Wissenschaftlerin, irdische Vorgänge unter sehr seltsamen
Umgebungen untersuchen. Solche gibt es beispielsweise auf dem Titan: "Die
Atmosphäre ist mit minus 180 Grad sehr kalt und deutlich dichter als auf der
Erde. Das macht sie sehr träge. Zudem bekommt Titan rund 100 Mal weniger
Energie von der Sonne ab - ein wichtiger Unterschied, da auf der Erde die
Sonneneinstrahlung das Wetter bestimmt."
Die Forscher wollen nun herausfinden, was das Wettergeschehen auf dem Titan
antreibt, wenn die Energie der Sonne dafür nicht in erster Linie in Frage
kommt. Dabei tippen sie auf die Energie, die frei wird, wenn beispielsweise Gas
kondensiert. Für einen Beobachter auf dem Titan entwerfen sie folgendes Bild:
"Auf Titan dürfte es etwa so hell sein, wie auf der Erde bei
Vollmond", so Griffith. "Unter dem orangen Himmel würde die Sonne wie
ein diffuses Licht durch den Hochnebel des Mondes scheinen. In der Nacht kann
man keine Sterne sehen. Auf der Oberfläche dürfte die Sicht aber nicht
behindert sein."
Ob sich diese Vorstellung von Titan bewahrheitet dürfte sich, wenn alles
nach Plan läuft, schon in wenigen Jahren überprüfen lassen: An Bord der
NASA-Sonde Cassini befindet sich die europäische Huygens-Sonde,
die Ende 2004 auf dem Saturnmond landen soll.