Bei den
Untersuchungen verwendeten die Forscher erstmals die mit einem Teleskop
ermittelten chemische Daten, um die aktuellen inneren Vorgänge auf einem Körper
des Sonnensystems zu ermitteln. Bemerkenswert dabei ist, dass sie mit ihrer
Methode beispielsweise für die Temperatur des Magma auf dem Jupitertrabanten
den selben Wert erhielten, den auch die NASA-Sonde Galileo zur Erde
funkte. Das würde zeigen, so die Forscher in einer Presseerklärung, dass
Beobachtungen aus dem Orbit der Erde durchaus mit teuren Weltraummissionen
mithalten könnten.
Der Jupitermond Io gehört zu den vier großen Satelliten des Gasriesen
Jupiter und ist in etwa so groß wie der Mond der Erde. Im Gegensatz zu diesem,
gibt es auf ihm jedoch heftige vulkanische Aktivität. Mit Hilfe des Hubble
Weltraumteleskops untersuchten die Wissenschaftler die Ausbrüche des
großen Io-VuIkans Pele. Die Forscher analysierten die Spektren der
ausgeschleuderten Gase und konnten darin unterschiedliche schwefelhaltige
Verbindungen sowie Schwefeloxide feststellen.
Aus diesen Informationen konnten die Wissenschaftler auf andere Daten
schließen: "Die gemessene chemische Zusammensetzung spiegelt durch recht
einfache Berechnungen die Bedingungen im Inneren des Vulkan wider",
erläutert der Planetenwissenschaftler Mikhail Zolotov. "Durch die
Beobachtung des ausgeschleuderten Gases können wir so auf Temperatur, Druck und
Konzentration anderer Stoffe im Schlot des Vulkans schließen."
Aus der Häufigkeit von Schwefelverbindungen und Schwefeloxiden folgerten die
Forscher außerdem, dass es im Mantel des Mondes relativ wenig Eisen gibt.
"Wenn es kein freies Eisen im Mantel gibt, könnte es starke
Oxidationsprozesse und Veränderungen in der inneren Struktur von Io gegeben
haben, vermutlich innerhalb der ersten Milliarde Jahre", so Zolotov. Und
hier gäbe es auch eine Parallele zur Erde: "Ios Mantel hat etwa den selben
Oxidationsgrad wie der Erdmantel." Grund für die Oxidation könnte -
wie bei der Erde - Wasser gewesen sein, das mit Eisen reagiert und es quasi
"rosten" lässt. Während der Sauerstoff das Eisen oxidiert, wird dann
Wasserstoff frei. "Es ist daher gut möglich, dass auch auf dem Jupitermond
Europa ähnliches passiert ist."