Das Bild ist vielleicht nicht sonderlich atemberaubend, doch Astronomen
aus aller Welt dürften jahrelang dieser Aufnahme entgegengefiebert haben.
Ihnen dürfte vermutlich auch egal gewesen sein, dass es sich bei dem beobachteten Objekt um
den etwa 6.000 bis 8.000 Lichtjahre entfernten Planetarischen Nebel Hen
2-428 handelt. Viel wichtiger ist, dass es das erste Bild war, das mit
der vierten Teleskopeinheit des VLT gemacht wurde: In der Nacht vom 3. auf
den 4. September hatte Yepun, so der Name des Teleskops, sein First
Light.
Mit diesem Ereignis sind nun alle Teleskopeinheiten auf dem Gipfel des
chilenischen Bergs Paranal in Betrieb: Antu hatte sein First
Light im Mai 1998, Kueyen im März 1999 und Melipal im
Januar diesen Jahres. Mit den Bildern, die während dieser First Light-Nächte
gemacht werden, soll zum ersten Mal die Leistungsfähigkeit des neues
Teleskops beurteilt werden. Und beim vierten Ereignis dieser Art auf dem
Paranal war es fast schon Routine: "Nicht schlecht" und "sehr
schön" waren dann auch die ersten Kommentare, als die Bilder auf dem Computerschirm der Wissenschaftler auftauchten.
Die ESO-Generaldirektorin Catherine Cesarsky war beeindruckt von der
Bildqualität, die das Teleskop schon jetzt am Anfang einer längeren
Einrichtungsphase einreichte. Mit diesem Tag, sei die erste große Phase
des VLT-Projektes zu einem guten Ende gekommen, meinte sie. Jetzt gilt es die vier
Teleskope zusammenzuschalten: In der Mitte nächsten Jahres soll das VLT
Interferometer sein First Light haben. Dabei wird das Licht zweier
Teleskopeinheiten kombiniert.
Rechtzeitig zum First Light von Yepun hat die ESO auch einen
Übersetzungsfehler korrigiert: Im März letzten Jahres hatten die vier
Teleskope Namen aus der Sprache der Ureinwohner jener Region, der Mapuche,
bekommen: Antu (die Sonne), Kueyen (der Mond) und Melipal
(das Kreuz des Südens). Das vierte Teleskop wurde Yepun getauft,
was mit "Sirius" übersetzt wurde. Ein Fehler offenbar: Recherchen ergaben
nun, das Yepun sehr wahrscheinlich "Venus" bedeutet. Die Unklarheiten über die Bedeutung
des Wortes dürften, so die ESO, auch damit zu tun gehabt haben, dass
Astronomie vermutlich nicht die wichtigste Angelegenheit der Mapuche war -
zumindest nicht in der letzten Zeit.