Die Entdeckung des
neuen Jupitermondes wurde erst am 20. Juli durch das Minor Planet Center (MPC)
der Internationalen Astronomischen Union (IAU) bekannt gegeben. Die Daten, auf
denen die Berechnung des Orbits basierten, stammten aus dem Oktober und November
des letzten Jahres und während des gesamten Frühjahrs war der nur schwer erkennbare
Jupitermond nicht zu beobachten. Doch die Zeit drängte: Mit jedem Tag ohne
aktuelle Daten wurde die Vorhersage für
die Position des Objektes am Himmel ungenauer und damit das Wiederfinden des
Mondes unwahrscheinlicher.
So mussten die Astronomen schnell handeln, als Ende Juli Jupiter mitsamt
seinen Monden wieder zu beobachten war. Da passte es nur zu gut, dass in dieser
Zeit gerade Brett Gladman vom Observatoire de la Cote d'Azur Beobachtungszeit
zur Suche nach Kometen und Asteroiden an zwei ESO-Teleskopen zugeteilt bekommen
hatte: Und tatsächlich konnte Gladman am 25. Juli kurz vor Sonnenaufgang S/1999
J1 mit dem 2,2 Meter Teleskop in La Silla beobachten.
Drei Tage später versuchten Gladman und sein Kollege Hermann Boehnhardt von
der ESO erneut ihr Glück: Diesmal am ersten Teleskop Antu des Very
Large Teleskop (VLT). Dank der Beobachtungen in La Silla wussten die
Astronomen nun genau, wo sie nach dem Jupitermond suchen mussten und konnten
sogar beobachten, wie sich der Mond am Himmel bewegte. Dank dieser Beobachtungen
kann nunmehr auch mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass es sich bei
S/1999 J1 tatsächlich um einen Jupitermond handelt.
Der Mond bewegt sich in einer mittleren Entfernung von rund 24,2 Millionen
Kilometern um den Gasplaneten und braucht dafür 768 Tage. Vermutlich handelt es
sich bei S/1999 J1 nicht um einen "natürlichen" Jupitersatelliten,
sondern um einen Felsbrocken, der nach der Entstehung des Jupiter von der
Gravitationskraft des Planeten in eine Umlaufbahn um Jupiter gezwungen wurde. Der neue Mond
hat einen Durchmesser von nur zehn bis 15 Kilometern,
was im zum kleinsten der bekannten Jupitermonde macht. Wenn noch weitere
Beobachtungen vorliegen, dürften die Entdecker einen Namen für den neuen
Mond vorschlagen, der - der Tradition entsprechend - aus der griechischen
Mythologie kommen wird.