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HEXAPOD-TELESKOP
Ein Stück EXPO an der Ruhr
von Stefan Deiters
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7. Juni 2000

Einwohner von Bochum haben die Weltausstellung EXPO regelrecht vor ihrer Haustür: In der Nähe des botanischen Gartens hat das Astronomische Institut ihr neuartiges Hexapod-Teleskop (HPT) aufgebaut, das auf sechs Beinen stehend und computerunterstützt einzigartige Bilder liefern soll. Das Teleskop kann während der EXPO besichtigt werden.

Das Hexapod-Teleskop - eines von elf Exponaten aus deutschen Hochschulen und einziges Hochschulprojekt aus Nordrhein-Westfalen - ist der ganze Stolz des Bochumer Astronomischen Instituts unter Prof. Dr. Rolf Chini. Es ist eine Synthese mehrerer neuartiger Komponenten, die im herkömmlichen Teleskopbau bisher nicht eingesetzt wurden und dürfte sich - so die Erbauer - ideal für den zukünftigen Einsatz in Flugzeugen, Stratosphärenballons und Satelliten eignen.

Was schon auf den ersten Blick auffällt, ist die besondere Montierung des Teleskops: An Stelle der klassischen Zwei-Achsen-Montierung, mit der bisher alle Teleskope ausgerüstet sind, dienen beim HPT sechs, in der Länge verstellbare Beine mit hochpräzisen Spindeln dazu, das Teleskop auf das gewünschte Objekt zu richten und entsprechend der durch die Erdrotation verursachten Bewegung der Gestirne nachzuführen. Durch die Anordnung der optischen Struktur oberhalb der sechs Beine werden die Ausgleichsgewichte klassischer Teleskope vermieden und so eine Gewichtsreduktion um mehr als das Zehnfache erreicht. 

Anders als eine Zwei-Achsen-Montierung erlaubt das Hexapod-Teleskop komplizierteste Bewegungen. So können beispielsweise Schwingungen, wie sie beim Einsatz von Teleskopen auf Stratosphärenballons, Flugzeugen und Satelliten auftreten, leicht kompensiert werden. 

Auch im Hauptspiegel steckt einiges Know-How: Er besteht aus einer Konstruktion aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff und einer 55 Millimeter dicken Zerodurplatte, die als Spiegelelement dauerhaft aufgebracht ist. Piezoelektrische keramische Positionierelemente halten den dünnen Hauptspiegel computergesteuert in der idealen Form. Gegenüber klassischen Konzepten, wo ein vergleichsweise dicker Spiegel in einer überwiegend geschlossenen Metallspiegelzelle von mehreren Tonnen untergebracht ist, ergeben sich zahlreiche Vorteile: Das Teleskop wird - ideal für die angepeilte Nutzung bei Luft- und Raumfahrtprojekten - deutlich leichter und die Temperatur des Spiegels passt sich schneller der jeweiligen Außentemperatur an, was der Bildqualität zu Gute kommt.

Zudem wurde ein weiterer Nachteil bisheriger Teleskopkonstruktionen vermieden: Abhängig von der Teleskopposition verbiegen sich große Hauptspiegel unter ihrem Eigengewicht, was mit erheblichen Einbußen der Abbildungsqualität einhergeht. Der HPT-Spiegel ist der erste Hauptspiegel, der auf Grund seiner festen Verbindung mit seinen 36 Unterstützungspunkten sowohl auf Druck als auch auf Zug reagiert und als Folge seiner großen Elastizität ständig eine ideale, optischen Oberfläche bietet. Das macht ihn zum derzeit genauesten Teleskopspiegel der Welt.

Auch beim Sekundärspiegel haben sich die Bochumer etwas einfallen lassen:  Eine weitere rechnergesteuerte Hexapodhalterung sorgt dafür, dass sich dieser unabhängig von der Teleskopposition immer in der optimalen Lage befindet. Bei geeignetem Standort mit stabilen atmosphärischen Bedingungen dürfte sich daher - so die Hoffnung der Astronomen - eine Bildschärfe erreichen lassen, wie sie derzeit nur vom Weltraum aus möglich ist. 

Noch bis zum 31. Oktober 2000 ist das Hexapod-Teleskop auf dem Campus der Ruhr-Universität in der Nähe des Botanischen Gartens zu sehen. Jeweils zwischen 8.30 und 16 Uhr kann der Stolz der Bochumer Wissenschaftler besichtigt werden. Ab einer Mindestzahl von zehn Teilnehmern bieten die Astronomen Führungen an. Eine Anmeldung ist erforderlich (Telefon 0234/322-5802).

Links im WWW
Hexapod-Teleskop, Homepage des Projektes
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