Britische Astronomen glauben, die erste direkte Beobachtung
eines extrasolaren Planeten gemacht zu haben. Der Fund gelang den
Wissenschaftlern mit Hilfe des William Herschel Telescopes auf der
Kanareninsel La Palma und einer ausgefeilten Software. Einen Namen für
die ferne Welt gibt es auch schon: Millennium Planet.

So könnte der "Millennium"-Planet aussehen.
Künstlerische Darstellung nach Daten der Astronomen. Der Mond
im Vordergrund ist allerdings rein hypothetisch. Darstellung:
David A. Hardy/PPARC |
In den letzten Monaten dieses Jahres scheinen sich die Ereignisse für
Planetenjäger geradezu zu überschlagen: ein Planet um ein
Doppelsternsystem, die Beobachtung der Verdunklung einer fernen Sonne
durch einen Planeten und jetzt die Behauptung, dass zum ersten Mal direkt
das Licht einer entfernten Welt aufgefangen wurde.
Mit Hilfe des William Herschel Telescope auf der
Kanareninsel La Palma beobachteten die Wissenschaftler den 55 Lichtjahre
von der Erde entfernten Stern Tau Bootes. Astronomen war schon
vorher aufgefallen, dass die ferne Sonne leicht "wackelte", was
bei den Planetenjägern als Hinweis auf einen den Stern umkreisenden
Planeten gilt. Der Planet "zieht" nämlich in gewisser Weise an
seinem Zentralgestirn, muss allerdings - damit dieser Effekt von der Erde
aus beobachtbar ist - eine gewissen Mindestgröße und -nähe zu der Sonne
haben.
Im Fall von Tau Bootes wollten die Astronomen der Universität
von St. Andrews in Schottland nun versuchen, das Licht herauszufiltern,
das vom Planeten kommt und nicht direkt von Tau Bootes selbst. Eine
schwierige Aufgabe, ist doch der Planet mindestens 10.000 Mal
leuchtschwächer als der Stern, den er umkreist. Mit Hilfe ausgefeilter
Auswertungssoftware glauben die britischen Astronomen nun, das schwache
Leuchten des Planeten trotzdem identifizieren zu können. "Das Signal
ist sehr schwach, aber es sagt uns, dass es von einem Planeten mit
doppelter Jupitergröße und achtfacher Jupitermasse kommt - ein richtiges
Monster", so Andrew Collier Cameron, der die Gruppe leitete.
Obwohl der Planet in einer bläulichen Farbe leuchtet, dürfte man auf
ihm keinesfalls eine erdähnliche Welt vorfinden: "Millennium"
befindet sich rund 20mal dichter an seiner Sonne als die Erde und auf
seiner Oberfläche dürften Temperaturen von etwa 1700 Grad Celsius
herrschen.
Obwohl das Wissenschaftlerteam ihre Entdeckung begeistert feiert,
bleibt eine Spur von Ungewissheit zurück, ob man tatsächlich das Licht
einer fernen Welt aufgefangen hat: Das sei, so Cameron, wie, wenn man
lange Zeit auf das Rauschen eines Fernsehers ohne Empfang starre: "Es
besteht immer die Gefahr, dass man - wenn man lange genug schaut -
plötzlich etwas sieht, was gar nicht da ist. Das Signal was wir entdeckt
haben ist dreimal stärker als das Hintergrundrauschen. Das ist schon
recht überzeugend, doch bliebt eine fünfprozentige Chance, dass wir uns
geirrt haben."