Mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops haben Wissenschaftler einen ganz besonderen Galaxientyp genauer
untersucht, nämlich Galaxien, die im infraroten Bereich des Lichtes
besonders hell erscheinen. Überraschendes Ergebnis: Viele von ihnen
treten in Gruppen auf und sind wahrscheinlich gerade in Kollisionen
verwickelt.

Das Hubble-Weltraumteleskop fand unter den 123 beobachteten
ULIR-Galaxien viele Galaxien, bei denen es sich vermutlich um
Mehrfachsysteme handelt. Foto: NASA, Kirk Borne, Luis
Colina, Howard Bushouse und Ray Lucas. |
Bisher hatte man angenommen, dass es sich bei diesen Ultra-luminous
infrared galaxies (ULIRG), lediglich um Galaxienpaare handelt, die gerade
miteinander wechselwirken. Nach Untersuchung von 123 ULIR-Galaxien, die
bis zu 3 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt sind, zeigte sich
aber, dass es bei 30 Prozent von ihnen deutliche Hinweise auf
Mehrfachkollisionen gab: Computersimulationen, die die Kollision mehrere
Galaxien berücksichtigten, zeigten ein ähnliches Bild wie das, was die
Astronomen durch das Hubble-Teleskop sahen. Allerdings plant das
Team noch spektroskopische Untersuchungen, um dieses Szenario zu
untermauern.
"Wir sehen hier das Ende einer hierarchischen Entwicklung des
Universums, wo kleine Fragmente sich zu immer größeren Gebilden
zusammentun", erläutert Kirk Borne vom NASA Goddard Space Flight
Center. "Wir können beobachten, wie Materie aus den Galaxien
herausgerissen wird und lange Schweife von Sternen bildet. Und wir sehen
Mehrfachkerne und regelrechte Galaxiennester, wo alles
verschmilzt."
Die Hubble-Bilder geben einen Einblick in die Zeit als unser
Universum noch jünger war und Kollisionen von Galaxien an der
Tagesordnung waren. Die ULIR-Galaxien leuchten rund hundert Mal stärker
im Infraroten als beispielsweise unsere Milchstraße. Diese
Infrarot-Leuchtkraft erklären sich die Wissenschaftler durch einen
regelrechten Sternentstehungs-Boom, der durch die Kollision entfacht wird.
Die Infrarot-Strahlung stammt aus riesigen Staubwolken, die das Licht der
neugeborenen Sterne zunächst verschlucken und dann wieder
freisetzen.
Dass es sich bei ULIR-Galaxien eventuell um Kollisonen von mehr als
zwei Galaxien handeln könnte, wurde erstmals 1998 von einem Team japanischer Wissenschaftler vermutet. Borne: "Die neuen Hubble-Ergebnisse
dürften diese Hypothese nun deutlich stärken."