Mit Hilfe der zwei leistungsstärksten Radarteleskope der
Welt gelangen Astronomen die detailliertesten Aufnahmen eines
erdnahen Asteroiden. Der Felsbrocken mit einem Durchmesser von 3,5
Kilometern präsentiert sich auf den Bildern als äußerst
eigentümlicher Ort und gibt den Wissenschaftlern so manches Rätsel
auf.
Der Asteroid 1999 JM8 auf einem Radarbild des Goldstone Solar
System Radar. Foto: JPL/NASA |
Der erdnahe Asteroid mit Namen 1999 JM8 wurde am 13. Mai 1999 mit dem U.S.
Air Force Telescope in New Mexiko entdeckt. Dabei konnten genug Daten
gewonnen werden, um diesen großen erdnahen Asteroiden mit zwei
Radarteleskopen genauer unter die Lupe zu nehmen. Chance dazu gab es von
Mitte Juli bis Mitte August als sich der Asteroid der Erde bis auf 8,5
Millionen Kilometern näherte.
Was die Astronomen mit Hilfe des NASA Goldstone Solar System Radar
in Kalifornien und dem Arecibo Observatorium in Puerto Rico zu Gesicht
bekamen, waren die detailliertesten Aufnahmen, die bisher von einem
erdnahen Asteroiden gemacht wurden. Besonders faszinierte die
Wissenschaftler die recht abwechslungsreiche Oberflächenstruktur und die
Tatsache, dass sich 1999 JM8 nur recht langsam um sich selbst dreht.
"Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir die vielen Daten
analysiert und Gestalt und Rotation des Asteroiden genau bestimmt
haben", erläutert Dr. Lance Benner vom NASA Jet Propulsion
Laboratory (JPL), der das Wissenschaftlerteam leitete. "Aber allein
durch das Anschauen der Bilder kann man erkennen, dass diese Welt recht
eigentümlich ist. Im Moment verstehen wir nicht was einige der Strukturen
sein könnten und wie sie entstanden sind ist noch unklarer."
Doch es gibt schon einige Hinweise: 1999 JM8 ähnelt Toutatis,
einem anderen ähnlich großen Asteroiden, der auch schon mit Radar
untersucht wurde. "Die Tatsache, dass beide Asteroiden sich nur sehr
langsam drehen, könnte darauf hinweisen, dass dies ein verbreitetes
Phänomen ist." Da die Wissenschaftler allerdings bisher davon
ausgehen, dass die Art der Rotation eines Asteroiden durch Kollisionen mit
anderen Objekten bestimmt wird, ist absolut unklar, wie es zu dieser sehr
langsamen und komplexen Drehung kommen konnte.
Mit ihren Radarteleskopen erreichen die Wissenschaftler eine
Auflösung, von der andere Astronomen nur träumen können. Im Falle von
1999 JM8 immerhin 15 Meter pro Pixel. Das ist feiner als alle anderen
Aufnahmen, die bisher von Asteroiden gemacht wurden - auch als die Bilder
von Raumsonden aus. "Um vergleichbare Auflösungen mit einem
optischen Teleskop zu erreichen, würde man einen Spiegel mit mehreren 100
Metern Durchmessern benötigen," vergleicht Dr. Jean-Luc Margot vom
Arecibo Observatorium. "Radar ist sicherlich die günstigste
Möglichkeit, um sich der Erde nähernde Objekte zu beobachten."
Auf den Radarbildern sind Einschlagkrater mit einem Durchmesser von nur
100 Metern zu erkennen, aber auch welche die zehnmal so groß sind. Aus
der großen Zahl der Krater folgern die Wissenschaftler, dass die
Oberfläche des Asteroiden geologisch alt ist und er daher nicht nur ein
Splitter eines noch größeren Asteroiden ist. Bei solchen Details gerät
schon manches Teammitglied ins Schwärmen: "Das sind schon sehr, sehr
ungewöhnliche Orte", meint JPL-Wissenschaftler Dr. Steven Ostro.
"Diejenigen, die später einmal diese Welten besuchen können, sind
wirklich zu beneiden."