Europäische Astronomen nutzten das Hubble Weltraumteleskop
erneut zu einem Blick in die Vergangenheit: Sie beobachteten einen
Galaxienhaufen in acht Milliarden Lichtjahren Entfernung und damit
zu einer Zeit, als unser Universum nur halb so alt war wie heute.
Dabei entdeckten sie viele Galaxien, die gerade mit einer anderen
zusammenstoßen.

Hubble-Aufnahme von zusammenstoßenden Galaxien im entfernten
Galaxienhaufen MS1054-03. Foto: Pieter von
Dokkum (Universität Groningen), ESA und NASA. |
Daß in großen Galaxienhaufen des öfteren Kollisionen
zwischen einzelnen Galaxien vorkommen, ist kein neuer Befund. Doch
noch nie wurden in einem Galaxienhaufen so viele Kollisionen beobachtet
wie in MS1054-03, einer Ansammlung von Galaxien in etwa acht Milliarden
Lichtjahren Entfernung. MS1054-03 ist damit einer der am weitesten
entfernten bekannten Galaxienhaufen.
81 Galaxien des Haufens wurden zunächst mit dem 10-Meter Keck-Teleskop
ausgesucht und dann mit Hubble noch einmal genauer unter
die Lupe genommen. Dabei fanden die Wissenschaftler 13 Galaxien,
die wie das Überbleibsel einer Kollision aussahen oder gerade
dabei waren zu verschmelzen.
Diese Befunde könnten helfen die lang diskutierte Frage zu
beantworten, wie eigentlich riesige Galaxien entstehen. Einige Wissenschaftler
favorisieren einen "Galaxienboom" in der frühen Geschichte
des Universums, in dem alle Riesengalaxien geboren wurden. Andere
glauben, daß diese sehr massereichen Galaxien durch den Zusammenstoß
und das anschließende Verschmelzen kleinerer Galaxien entstanden
sind. Die Hubble-Aufnahmen sprechen nun für das zweite
Szenario.
Wenn zwei Galaxien zusammenstoßen, bedeutet das nicht, daß
auch die jeweiligen Sterne kollidieren. Doch werden die Bahnen der
Sterne gewaltig gestört, so daß sich das Aussehen der
Galaxien vollkommen verändern kann: So werden aus Spiralgalaxien
elliptische Galaxien. Das Ganze geschieht für astronomische
Verhältnisse ausgesprochen schnell: Das Verschmelzen zweier
Galaxien braucht oft nur weniger als eine Milliarde Jahre.
Sollten auch in anderen entfernten Galaxienhaufen Kollisionen in
solcher Vielzahl beobachtet werden, wäre das ein sehr deutlicher
Beweis dafür, daß große elliptische Galaxien durch
das Verschmelzen vieler kleinerer entstehen. Heute sind solche Kollisionen
nicht mehr so häufig - zumindest nicht im großen Stil.
Unsere Milchstraße scheint allerdings gerade dabei zu sein,
sich ihre kleinen Satellitengalaxien einzuverleiben. Und in fünf
bis zehn Milliarden Jahren - dafür sprechen zumindest Computersimulationen
- könnte man eine Kollision in unmittelbarer Nähe erleben.
Dann nämlich dürfte die Milchstraße mit der Andromeda-Galaxie
verschmelzen. Das Ergebnis wäre eine große elliptische
Galaxie.
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