Die Entstehung des Lebens auf der Erde wird gemeinhin als großer kosmischer
Zufall angesehen oder aber als göttliche Fügung. Robert Shapiro, Chemieprofessor an der
New Yorker Universität, favorisiert eine dritte Möglichkeit: Naturgesetze könnten die
Entstehung von Leben überall im Universum begünstigen. Diese These vertritt der
Wissenschaftler in einem wissenschaftlichen Artikel sowie in seinem Buch "Planetary
Dreams".
Shapiro geht gar noch einen Schritt weiter: Die These, daß das Leben einzigartig auf
der Erde sei, könnte sich einmal als genauso unplausibel erweisen wie die Theorie der
göttlichen Schöpfung. Die Argumente für seine Behauptungen lieferte Shapiro in einem
Beitrag für die im April erschienene Ausgabe der Veröffentlichungen der "National
Academy of Science" sowie in seinem Buch "Planetary Dreams".
In beiden Werken argumentiert Shapiro, daß die bisherigen Theorien von der Entstehung
des Lebens erhebliche Mängel hätten, da sie alle auf der einmaligen und spontanen
Entstehung von RNA, DNA oder ähnlichem aus lebloser Materie beruhten.
Dagegen setzt Shapiro eine Unzahl von Daten, die belegen sollen, daß die einfachste
Form von zellularem Leben vorherberechenbar ist allein aus den Gesetzen der Chemie und der
Physik. Stimmen müßten nur die Zusammensetzung der Stoffe und die Umweltbedingungen. Das
nennt Shapiro das "Life Principle". Was aus diesen ersten Lebensspuren dann
später wird, so der Professor weiter, wäre aber nicht vorhersagbar.
Aus diesen Thesen leitet Shapiro folgende Ratschläge für die Suche nach Leben in
unserem Planetensystem ab: Man solle sich auf die Himmelskörper konzentrieren, wo die
Bedingungen für Leben günstig seien: Mars sowie der Jupitermond Europa und der
Saturnmond Titan.
Auf diesen Himmelskörpern, so der New Yorker Professor, könne vielleicht entschieden
werden, welche der beiden Sichtweisen auf das Leben im Universum richtig seien: "Man
könnte dort Spuren von Leben, Reste davon oder aber chemische Systeme finden, die sich in
Richtung Leben entwickeln. Oder aber man findet eine triste Einöde, in der es nicht das
geringste Anzeichen für die entscheidenden Prozesse für die Entstehung von Leben
gibt."