Während sich das Interesse der meisten Astronomen auf das neue "Very
Large Telescope" der ESO konzentriert, widmete sich ein Team Kopenhagener und
Heidelberger Astrophysiker dem schon fast 30 Jahre alten 1,5 Meter Teleskop in La Silla.
Die ersten Beobachtungen mit ihrem neuen Spektrographen FEROS führten gleich zu einer
spektakulären Entdeckung: Ein Riesenstern, der ungewöhnlich viel Lithium enthält.
Lithium ist für Astronomen deswegen interessant, weil es sich um das schwerste Element
handelt, das sich im frühen Universum - also direkt nach dem Urknall - in nicht
unwesentlichen Mengen gebildet haben könnte. Während ihres nuklearen Lebens zerstören
jedoch die Sterne den größten Anteil ihres Lithiums und nur einige können in späteren
Phasen ihrer Entwicklung neues Lithium bilden.
Der nun von FEROS (Fibre-fed Extended Range Optical Spectrograph) beobachtete
Riesenstern S50 zeigt eine Lithium-Häufigkeit, die der des Materials ähnelt, aus dem
unsere Sonne und Planeten entstanden sind. Unsere Sonne hat allerdings seit dieser Zeit
große Teile ihres Lithiums zerstört und verfügt heute nur noch über weniger als 1
Prozent davon. Der jetzt untersuchte Stern S50 - etwa halb so alt wie unsere Sonne - hat
einen größeren Lithiumgehalt als jeder andere Riesenstern, der bisher beobachtet wurde.
Für den Befund haben die Wissenschaftler keine Erklärung. Als wahrscheinlichstes
Szenario vermuten sie eine planetare Tragödie: Ein Planet oder brauner Zwerg (ein Stern,
der nicht genug Masse besitzt, um die nuklearen Brennprozesse zu starten) ist in die
Atmosphäre des Riesen geraten und hat diesen mit Lithium angereichert.
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