Hallo Ralf,
Lügen gehören zum Leben eines jeden Menschen, ja sind oft notwendig. Es heißt, der Mensch lügt pro Tag im Schnitt 400 mal! Uff, jetzt bin ich aber über mich fürchterlich erschrocken ... Nur gut, dass ich nur den von mir selbst gefälschten Statistiken glaube.
Aber zurück zum Ernst der Situation. Ich kann nachvollziehen, wenn jemand enttäuscht oder verärgert ist, dass er Lügenpresse ruft. Nur mir ist das zu pauschal. Zum einen aus historischen Gründen - die Nazis haben diesen Begriff vor 1933 verwendet - und zum anderen trifft er so nicht generell zu. Ich bin für - den zugegeben anstrengenderen Weg - die Dinge differenziert zu sehen. Muss man z.B. in der Physik auch.
Nicht alles ist Lüge und nicht alles ist die Wahrheit. Schwierig dann zu erkennen, was ist wahr und was ist Lüge. Lüge ist nicht nur, wenn etwas anderes gesagt wird, als es wirklich ist. Lüge ist für mich auch, wenn wesentliche Aussagen weggelassen werden.
Selbst da muss man noch differenzeiren. Es gibt positive wie negative Lügen. Als langjährigem Vertriebsmenschen wurde mir oft genug gesagt, Du darfst gern alles über das Produkt wissen, aber Du musst nicht alles Deinem Kunden davon erzählen - völlig gleichgültig welches Produkt wir betrachten. Du belügst den Kunden negativ, wenn Du nur an Deine Provision denkst. Du belügst den Kunden positiv, wenn Du ihn überzeugen willst, sich etwas Gutes zu tun. Ehrlich? Ich habe beides getan ... Aber wohl doch mehr positiv gelogen, wo es nicht anders ging. Ansonsten konnte ich meist nicht anders, als doch alles wahrheitsgemäß an den Mann/Frau zu bringen. Zumindest hatte ich meist langjährige Kunden und die als "Wiederholungstäter". So, genug aus dem Nähkästchen geplaudert. Über sowas spricht man auch nicht in der Öffentlichkeit.
Nur ist das auch ein recht gutes Training, den Menschen und sein Verhalten kennen zu lernen. Es bleiben dennoch hinreichend Themen, wo man erst nach Jahren und Jahrzehnten die Wahrheit erkennen kann. Das liegt offenbar daran, dass man nur aus dem weiteren Verhalten des Menschen, aus der Entwicklung einer Situation o.ä. letztendlich erkennt, was da vor langer Zeit Wahrheit und was Lüge wahr. Na und last not least, es bleiben immer noch viele Dinge unbeantwortet, wo man nie erfährt, was wirklich gewesen ist. Was z.B. war tatsächlich die Ursache, das Gagarin zu Tote kam, was geschah tatsächlich beim Attentat auf Kennedy - als Beispiele.
So verhält es sich für mich auch in der konkreten Situation des Ukraine-Konflikts. Ich höre und schaue mir da die Sichtweisen möglichst beider Seiten an - zugegeben schwierig. Befriedigende Antworten bekomme ich da so gut wie gar nicht. Sich der üblichen Medienmanipulation zu entziehen, gelingt nur, wenn man auf deren Informationen verzichtet - was letztendlich auch nicht immer sinnvoll und möglich ist. Es bleibt nur abwarten, wie sich die Dinge entwickeln und was in einigen Wochen, Monaten oder Jahren sich als Ergebnis zeigt. Nur kann man damit so gut wie gar nicht leben - Scheiße (sorry)!
Mir steckt der ganze Corona-Scheiß noch zu sehr im Kopf - nein, ich bin kein Corona-Leugner und Impfgegner! Aber auf die Dauer gehen mir diese ständige Berichterstattung, diese ständigen Maßnahmenänderungen, diese Quarkdenker mit ihrem Geschwurble auf den Zeiger und ich merke, dass ich in den letzten Jahren doch viel dünnhäutiger geworden bin. Eine Dünnhäutigkeit, die ich bisher nur nach der Überschwemmungskatstrophe 2002 erleben musste und die diesbezüglich geblieben ist. In diesem Moment kommt nun das ganze Elend und die Lügen und Brutalitäten eines Krieges in Europa und die Angst vor einem (atomaren) 3.Weltkrieg dazu. Nichts, was meine Laune verbessert - aber Leben muss ich dennoch damit. Mir hilft nur, darüber nachdenken und mit bisherigen Erfahrungen vergleichen (Verfahren sind meist sehr ähnlich) und versuchen ein möglichst passendes Weltbild im Kopf zu erlangen. Passend bezüglich, dass ich damit Leben kann - ohne Schlafstörungen oder ohne depressiv zu werden.
Es gehört aber genauso dazu, dass man ein Mindestvertrauen zu Aussagen wesentlicher Menschen entwickelt. Mir bleibt nicht anderes übrig, als Biden, Scholz oder wem da immer, zu glauben, dass man nicht als NATO in den Ukrainekrieg eintritt, weil man die Konsequezen kennt. Ich muss hoffen und darauf vertrauen, dass ein Putin nicht weiter geht, als er es bisher angekündigt hat und an der polnischen Grenze Ende Gelände ist. Kann ich das Vertrauen nicht aufbringen ... naja, dann kann ich mich wohl nur demnächst einliefern lassen. Das die Zweifel dennoch bleiben ist menschlich und Zweifel hat schon ein Goethe als eine der größten Geisel des Menschen betrachtet.
Es bleiben hinreichend Themen, die ich hinterfragen kann und es auch tue. Man muss nicht alles glauben - verlangt auch keiner von mir. Beispiel: so gut ein Kohleausstieg 2030 wäre, ich hatte immer meine Zweifel, dass dies bis dahin möglich ist. Tagtägliche Erfahrungen unterstützen meine Sichtweise. Bis 2038 wird es sportlich, aber viel wahrscheinlicher. Ist auch vor allen eine soziale Frage. Was wird mit 20.000 Arbeitskräften in der Lausitz? Da müssen handfeste, umfangreiche und funktionierende Projekte herbei. Mich würde vor allen freuen, wenn das Einstein-Teleskop dort seine "Heimat" finden würde.
Schönen Abend noch, Astrofreund