Düstere Aussichten

ralfkannenberg

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oder eben dann den Grund für einen Jobwechsel gelegt haben.
Hallo Bernhard,

es ist nicht üblich (und auch nicht gerade ratsam), mit 60 Jahren freiwillig einen Jobwechsel in die Wege zu leiten.


Freundliche Grüsse, Ralf


Bemerkung: wegen rascher Antwort von Bernhard Beitrag zweigeteilt, Teil 2 weiter unten
 
Zuletzt bearbeitet:

ralfkannenberg

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das ist bedauerlich, aber hilft Dir natürlich auch nicht viel weiter. Mit manchen Umständen muss man sich einfach arrangieren und das Beste daraus machen.
Hallo Bernhard,

genau so ist es.

Wobei ich sagen muss, dass die Sonn- und Feiertagarbeit vergangenes Jahr notwendig war, um das Projekt zu retten, was dann in extremis auch gelungen ist. Nachdem 2 Leute wegen Überarbeitung im Spital gelandet und aus dem Projekt ausgeschieden sind, wurde die Situation noch etwas prekärer, so dass nun auch Business Analysten ist den Abnahmetest mit einbezogen werden mussten, was aber für alle Verbliebenen eine spannende und auch interessante Herausforderung war und insbesondere das Team näher zusammengeschweisst hat.

Nach einer Woche Abnahmetest war die Situation groteskt - ich hätte bei durchschnittlichem Fortschritt 45 Testfälle erledigen müssen und hatte nur derer 22, also rund die Hälfte. Allerdings hat sich niemand daran gestört, ganz im Gegenteil: das gesamte Team hat nämlich nach einer Woche von 300 Testfällen 22 erledigt.

Und diese beiden "22" sind kein Zufall - ich war der einzige, der überhaupt Testfälle erledigt hat, das gesamte übrige Team stand bei 0. Zudem hatte ich noch eine weitere Aufgabe "übernommen", nämlich das Team in der Testautomatisierung auszubilden, weil der Programmierer zwar genial war, aber leider letztlich unrbauchbare Software geliefert hat, ich aber herausgefunden habe, dass der Teil, der funktioniert hat, für unsere Bedürfnisse vollends genügend war, allerdings musste dann noch einige Eingabeskripte umgeschrieben werden, was ich in den Nächten gemacht habe.

Immerhin: das ganze war am Ende tatsächlich völlig wider Erwarten erfolgreich, aber es war ein Arbeiten mit Plan B und Plan C, wobei ich diesen Plan B und Plan C schon früh überlegt hatte, d.h. ich bzw. wir konnten sofort umswitchen.


Was ich einfach falsch finde, ist, dass man uns die Sonntags- und die Feiertagsarbeit nicht vergütet hat, zumal mein Arbeitgeber über Blanko-Sonderbewilligungen verfügt - im Bankenumfeld ist es fatal, wenn da einen Tag die Systeme ausfallen, d.h. da muss dann schnell repariert werden und man kann nicht warten, bis da ein Amt am Montag öffnet und sich ein Sachbearbeiter dort bequemt, nach Durchlauf mehrerer Dienststellen eine Sonderbewilligung auszustellen. Diese Bewilligungen waren also da, aber wir haben sie nicht bekommen: das Management wollte sparen, zumal man uns dann hätte Sonntags- und Feiertagszuschläge bezahlen müssen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

astrofreund

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Hallo Ralf,

kann Deine Situation gut nachvollziehen. Schröder konnte mich zwar nicht so heftig ärgern, aber ich habe meinem Chef gut 3 Jahre Überstunden geschenkt, als ich in Rente ging. Was uns fehlte und bis heute fehlt, war eine aktive Gwerkschaft vor Ort. Gegen die Macht des Geldes hast Du als "kleiner" Angestellter keine Chance. Aber ich weiß auch, dass das einfach gesagt und nur schwer getan ist.

Übrigens gab es auch in der BRD Berufsverbote. Lehrer und Briefträger z.B: die DKP-Mitglied waren. Jede Diktatur hat halt ihre ähnlichen Methoden.

Gruß, Astrofreund
 

ralfkannenberg

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Hut ab und Glückwunsch, dass Du mit 60 noch so fit bist.
Hallo Bernhard,

das ganze fand ja coronabedingt im Homeoffice statt und da entfällt der Arbeitsweg und wir konnten auch spontan nachts um 23 Uhr meetings durchführen.

Allerdings hat sich meine Mutter einmal aufgeregt, als ich bei ihr zu Besuch war, es spät geworden war (1 Uhr nachts) und ich danach noch unseren Programmierer per SMS angepingt habe, weil ich noch eine Info brauchte. Der antwortete sofort und bis halb 2 haben wir dann SMS ausgetauscht.

Tatsächlich war ich aber überrascht, wie gut ich das ganze eigentlich durchgestanden habe, allerdings hatte ich auch jeden Tag nach Sonnenuntergang etwa eine Stunde Pause gemacht und bin zum nahegelegenen Waldrand gegangen und habe dort den Merkur 8 Tage in Folge (!!) - anfangs auch noch die Venus - und später den NEOWISE'schen Kometen angeschaut, nebst Jupitermonden und anderen Sachen, die man sich halt anschauen kann.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Tatsächlich war ich aber überrascht, wie gut ich das ganze eigentlich durchgestanden habe,
Manchmal muss man sich so etwas ja auch selbst beweisen und dann ist es wohl auch gut so. Ich selbst kenne so Erlebnisse nach der regulären Arbeitszeit schon auch, allerdings nicht als Dauerzustand.

allerdings hatte ich auch jeden Tag nach Sonnenuntergang etwa eine Stunde Pause gemacht und bin zum nahegelegenen Waldrand gegangen und habe dort den Merkur 8 Tage in Folge (!!) - anfangs auch noch die Venus - und später den NEOWISE'schen Kometen angeschaut, nebst Jupitermonden und anderen Sachen, die man sich halt anschauen kann.
Super.

Meine Beobachtungsaktivitäten beschränken sich seit längerem auf die Bewunderung des Himmels mit dem bloßem Auge, was ja auch sehr reizvoll sein kann.

Der Merkur gehört dabei eher zu den raren Kandidaten. Den muss man regelrecht aufspüren.

Zur Zeit leuchtet Venus sehr schön zusammen mit der Mondsichel :) .
 

Bernhard

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Nach einer Woche Abnahmetest war die Situation groteskt - ich hätte bei durchschnittlichem Fortschritt 45 Testfälle erledigen müssen und hatte nur derer 22, also rund die Hälfte. Allerdings hat sich niemand daran gestört, ganz im Gegenteil: das gesamte Team hat nämlich nach einer Woche von 300 Testfällen 22 erledigt.
Für den Fall, dass ihr auch neuronale Netze programmiert:

Aktuell gibt es einen recht interessanten Artikel auf spektrum.de:

Wie Gauß helfen könnte, das Geheimnis des Deep Learning zu lüften
 

ralfkannenberg

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Manchmal muss man sich so etwas ja auch selbst beweisen und dann ist es wohl auch gut so. Ich selbst kenne so Erlebnisse nach der regulären Arbeitszeit schon auch, allerdings nicht als Dauerzustand.
Hallo Bernhard,

für solche Eitelkeiten bin ich zu alt. Allerdings hat das gesamte Team mitgezogen, da fällt es letztlich einfacher, das auch zu tun. Die beiden, die dann im Krankenhaus gelandet sind, haben noch viel mehr ehrenamtliche Sonntags- und Feierabendarbeit geleistet und sind dann ausgefallen, als es wirklich drauf ankam.

Allerdings wurde mit denen zum Teil auch übel mitgespielt - da fanden die einen Outlook-Eintrag über 2 Stunden vor, der dann im Klartext hiess, dass sie mehr oder weniger 1 Woche non-stop einschliesslich den Nächten und dem Wochenende zu arbeiten haben. Ich hätte das eskaliert, zumal der Auftrag von aussen kam, d.h. vom Kunden, aber der eine war zu gutmütig, zumal er ja auch der Know-How-Träger bei den Daten war, und die andere war eine externe Spezialistin und hatte Karriereambitionen, sprich wollte sich internalisieren lassen und dabei möglichst hoch in der Hierarchie einsteigen und hat deswegen solche Aufgaben wie ein Schwamm an sich gezogen.

Mir war eigentlich früh klar, dass sie unseren Teil nicht schaffen würde, da hat sie viel zu optimistisch gedacht, doch passt "Aufgeben" nicht in ihre Lebensphilosophie, d.h. ich war vor allem neugerig, wie sie es trotzdem schafft. Nie hätte ich geahnt, dass sie dabei im Krankenhaus landen würde. Und der zu gutmütige Datenexperte hatte eigentlich seine Prozesse gut im Griff, aber offenbar war diese riesige Belastung dann doch zuviel.

Ich selber hatte - ok, früher habe ich viel Langstreckenlauf gemacht und auch gerne Bergwanderungen und mag da entsprechend "erfahren" sein, jedenfalls habe ich mich offensichtlich besser eingeteilt, d.h. ich habe in der Vorbereitunsgphase nur noch 2 freie Abende pro Woche eingeplant und in der heissen Phase nur noch einen mit der Option, diesen auch zu streichen, d.h. auch mein privates Umfeld wusste Bescheid. Und der Umstand, dass ich dann zum unbestrittenen Nummer 1-Tester wurde und zusätzlich auch noch zum erfolgreichen IT-Betreuer der anderen Tester war dann auch sehr motivierend.

Nein wirklich, es war um es etwas derb zu formulieren eine "geile Zeit", auch mit gutem Ausgang für das Projekt. Eine finanzielle Anerkennung gab es natürlich nicht, aber das ist ja inzwischen normal. Und ganz persönlich freut mich, dass ich zu den beiden, die im Krankenhaus gelandet sind, nach wie vor Kontakt habe.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Meine Beobachtungsaktivitäten beschränken sich seit längerem auf die Bewunderung des Himmels mit dem bloßem Auge, was ja auch sehr reizvoll sein kann.
Lieber Bernhard,

das ist die Astronomie, die ich seit Jahrzehnten praktiziere. Ein Fernrohr habe ich ohnehin nicht und den 10x50-Feldstecher nehme ich eigentlich nur für schwächere Objekte oder seit 3 Jahren wieder regemässig, weil ich an den Jupitermonden einen Narren gefressen habe. Bald kann man übrigens einen 5.Jupitermond bewundern, das ist der Steinbockstern 45 Capricorni.

Kürzlich war ich ausserhalb der Stadt und habe das Gerät auf ein Stativ montiert, da habe ich sogar drei Sterne von theta(1) Orionis im Orionnebel sowie einen weiteren noch nicht näher identifizierten Stern knapp 8.Grösse (HD 36982 ?) gesehen. Das Trapezium indes konnte ich nicht sehen, d.h. da habe ich nur einen Stern gesehen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Hallo Ralf,

Nein wirklich, es war um es etwas derb zu formulieren eine "geile Zeit", auch mit gutem Ausgang für das Projekt. Eine finanzielle Anerkennung gab es natürlich nicht, aber das ist ja inzwischen normal. Und ganz persönlich freut mich, dass ich zu den beiden, die im Krankenhaus gelandet sind, nach wie vor Kontakt habe.
ja nochmal Hut ab. Ich denke, so sehen wertvolle, erfahrene und belastbare Mitarbeiter aus. Deine Firma kann ja froh sein, dass sie Dich hat.

Ich habe Anfang dieses Jahres tatsächlich mit 53 Lenzen meinen alten langjährigen (12 lange Jahre) Arbeitgeber verlassen, zT auch deshalb, weil ich dort eigentlich zu wenig Rückhalt und Motivation gefunden hatte. In meinem Zeugnis steht etwas von "extrem belastbar", auch wenn der Rest des Zeugnisses angeblich nicht sehr schmeichelhaft ausfiel, aber egal. Ich habe zum Glück von früher her noch bessere Zeugnisse.
 

ralfkannenberg

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ja nochmal Hut ab. Ich denke, so sehen wertvolle, erfahrene und belastbare Mitarbeiter aus. Deine Firma kann ja froh sein, dass sie Dich hat.
Hallo Bernhard,

so sehen dumme Mitarbeiter aus, ich mache mir da nichts vor. Und ersetzbar ist mittlerweile ohnehin jeder, d.h. es genügt, dass da ein neuer dynamischer Chef daher kommt, der von ganz oben einen Sanierungsauftrag hat und dann wird aussortiert. Leistung ist ohnehin relativ, auch ich habe schon erlebt, dass sehr gute Leistungen als ungenügend taxiert wurden.


Ich habe Anfang dieses Jahres tatsächlich mit 53 Lenzen meinen alten langjährigen (12 lange Jahre) Arbeitgeber verlassen, zT auch deshalb, weil ich dort eigentlich zu wenig Rückhalt und Motivation gefunden hatte. In meinem Zeugnis steht etwas von "extrem belastbar", auch wenn der Rest des Zeugnisses angeblich nicht sehr schmeichelhaft ausfiel, aber egal. Ich habe zum Glück von früher her noch bessere Zeugnisse.
Ob ich ohne die Corona-Krise und dem damit verbundenen Homeoffice, das Interviews verunmöglicht hat, noch hier wäre sei zumindest dahingestellt. Allerdings hat die letzte Reorganisation, bei der einige Chefs "ausgetauscht" wurden, diese Frage erledigt. Wobei ich primär an einen internen Wechsel gedacht hatte, also nicht an einen externen Wechsel.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Als Angestellter ist man in gewisser Weise grundsätzlich ein armes Würstchen, alleine schon deshalb, weil man damit zu einer Mehrheit gehört.
Hallo Bernhard,

ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht; an sich war ich bislang stets dahingehend priviligiert, dass ich Arbeiten machen durfte, die mir grossen Spass gemacht haben. Zudem haben mir meine Vorgesetzten fast immer die Freiräume gelassen, so dass ich selbstständig arbeiten konnte. - Natürlich gab es immer wieder auch mal mühsame Zeiten, aber das ist ja normal.

Ok, es mag befremdlich sein, wenn man ein Ein-Mann-Projekt macht, bei dem sich keiner der Arbeitskollegen auskennt, ein Kollege aus dem Spezifikationsteam mit diesen Inhalten mal in seiner Lehre zu tun hatte, so dass ich ihn fragen konnte, ob ich mich irgendwo völlig verrannt habe, was aber (leider) nie der Fall war, und ansonsten meine Mutter und meine Ehefrau als Revisoren eingesetzt habe, wenn es darum ging, eines meiner Ergebnisse noch einmal gegenzulesen.

Der grosse Durchbruch gelang mir an einem Sonntag in einer Eisdiele in Radolfzell (nicht die am See, sondern hinter dem Münster, wo die gutes frisches Eis haben ...); ich habe das ganze meiner Frau erklärt und dabei bemerkt, dass ich es noch nicht verstanden habe. Das hat sie überrascht und sie meinte, ich hätte doch alles erklärt, aber ich habe ihr gesagt, dass ich ihr zwar etwas auswendig vorgeplappert habe, aber einen Schritt in meiner Herleitung noch nicht verstanden habe, und mich dann auf die Toilette zurückgezogen und dort (ohne Bleistift und Papier) nachgedacht habe.

Als ich zurück kam habe ich ihr gesagt, dass ich es nun verstanden habe und meinen Chef am Montag bitten werde, zu diesem Thema eine Präsentation halten zu können.


Nach 3 Monaten hat das auch tatsächlich funktioniert, also nicht nur theoretisch, aber ich war dann auch wieder froh, nicht länger keine Grenzen mehr zwischen Berufsleben und Privatleben zu haben.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

void

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Hallo Forum,

einige Seiten zurück, vor dem Abdriften in Corona- und Homeoffice-Themen, wurde diskutiert, dass es ja in der Menschheitsgeschichte bereits diverse Kalt- und Warmzeitalter gab, und die Menschheit trotzdem die Kurve gekriegt hatte.

Ganz bestimmt waren das jedesmal große Herausforderungen und es gab sicher auch zivilisatorische Umbrüche. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Fallhöhe eine andere war.
Die damaligen nicht-technisierten Gesellschaften mussten vermutlich den Ackerbau anpassen, in gemäßigte Zonen migrieren, den Herden folgen usw.
Es gab sicher auch viel Leid, Krankheiten durch Unterernährung, Ausbreitung nicht-heimischer Insekten usw usw.
Aber ich denke, dünn verbreitete dörfliche Gemeinschaften, Clans usw können flexibel reagieren und zivilisatorischen Disruptionen hielten sich in Grenzen.

Wir hingegen leben in super-hoch-komplexen Riesen-Gesellschaften, deren Funktionsfähigkeit absolut und elementar abhängig ist von *miteinander vernetzten*, nicht Clan-mäßig organisierten Strukuren wie Versorgung mit Nahrung und Gütern, Versorgung mit Elektrizität und Trinkwasser, Verkehr und Infrastruktur, Medizin, Sicherheit und Strafverfolgung, und und und.

Solche Systeme sind m.E. viel anfälliger für Störungen, und wenn eine Störung nicht schnell behebbar, dann klemmen halt ein oder zwei Zahnrädchen im Getriebe.
Bislang sind Ereignisse wie Katrina, Kyrill, und die Eifel-Verwüstung relativ selten und (reiche) Staaten können das noch managen. Was aber wenn ein Land pro Jahr 2-3 solcher Katastrophen zu bewältigen hat? Es wird instabil, die Dominosteine fangen an zu fallen. Daher denke ich der Vergleich mit vorgeschichtlichen Klimaänderungen hinkt etwas.

Grüße
void
 

Bynaus

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dass es ja in der Menschheitsgeschichte bereits diverse Kalt- und Warmzeitalter gab, und die Menschheit trotzdem die Kurve gekriegt hatte.

Ich weiss, dass du das nicht behaupten willst, aber einfach, um es klar zu stellen: das, was wir zur Zeit mit der Atmosphäre anstellen bzw. vorbereiten, lässt sich in keiner Weise mit bisherigen (hauptsächlich lokalen) Kalt- und Warmzeiten in historischen Zeiten vergleichen. Vulkanische Winter dauerten höchstens ein paar Jahre, die "kleine Eiszeit" - übrigens beschränkt auf den Nordatlantikraum - war eine relativ geringe Abkühlung im Umfang eines halben Grades über ein paar Jahrzehnte. Es wird aber (zumindest, wenn wir nicht aktiv mithelfen) Jahrzehntausende dauern, das jetzt eingebrachte CO2 wieder aus der Atmosphäre zu waschen, und wir sprechen von einer Erwärmung von sicher 2°C (das 1.5°C Ziel werden wir vermutlich verpassen). Das alles hat es so in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben.

Solche Systeme sind m.E. viel anfälliger für Störungen, und wenn eine Störung nicht schnell behebbar, dann klemmen halt ein oder zwei Zahnrädchen im Getriebe.

Das ist möglich, aber man muss auch bedenken: wir sind viele, schlaue Köpfe, wir kontrollieren auch enorm viel grössere Energie- und Rohstoffmengen als alle Zivilisationen vor uns. Wir haben also auch mehr Kapazität, um auf Veränderungen zu reagieren.
 

ralfkannenberg

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das, was wir zur Zeit mit der Atmosphäre anstellen bzw. vorbereiten, lässt sich in keiner Weise mit bisherigen (hauptsächlich lokalen) Kalt- und Warmzeiten in historischen Zeiten vergleichen.
Hallo Bynaus,

sehr ketzerische Frage: wenn in den nächsten 20 Jahren rund ein Drittel der Menschheit unerwartet (und ersatzlos) verstirbt - würde das den Klimawandel auch ohne zusätzliche Massnahmen aufhalten ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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sehr ketzerische Frage: wenn in den nächsten 20 Jahren rund ein Drittel der Menschheit unerwartet (und ersatzlos) verstirbt - würde das den Klimawandel auch ohne zusätzliche Massnahmen aufhalten ?

Nein. Ein Teil der zukünftigen Wirkung ergibt sich nur schon aus dem bereits in der Atmosphäre befindlichen CO2, das gar noch nicht seine volle Wirkung entfalten konnte, weil sich die Erde noch gar nicht genügend erwärmt hat. Wenn ein Drittel der Menschheit wegfällt, macht das bloss die Unsicherheit des künftigen Erwärmungspfads etwas kleiner. Wobei es selbst dabei natürlich sehr drauf an kommt, welcher Drittel das genau ist.
 

UMa

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Hallo Ralf,

nein. Wie auch?

Um das Klima langfristig zu stabilisieren, müssen wir den CO2 Ausstoß im Mittel zwischen etwas 3 Milliarden Tonnen pro Jahrhundert und 6 Milliarden Tonnen pro Jahrhundert halten.

Sind es weniger als 3 Milliarden Tonnen pro Jahrhundert, bekommen wir in ca. 50000 Jahren eine neue Eiszeit. Außerdem könnte die CO2 Konzentration wieder unter 300 ppm fallen,was dem Pflanzenwachstum abträglich ist.

Sind es im Mittel mehr als 6 Milliarden Tonnen pro Jahrhundert, steigt die CO2 Konzentration, die mittlere globale Temperatur und der Meeresspiegel zu stark an. Wir reißen nicht nur das 2 Grad Ziel sondern der Meeresspiegel steigt durch das Abschmelzen des antarktischen Eisschildes um mehr als 12 Meter.

Im Moment stoßen wir durch die Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl zur Energieerzeugung pro Jahr soviel CO2 aus, wie wir im Mittel pro Jahrtausend ausstoßen sollten.

Grüße UMa
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Sind es weniger als 3 Milliarden Tonnen pro Jahrhundert, bekommen wir in ca. 50000 Jahren eine neue Eiszeit.

Ich denke, so lange die menschliche Zivilisation existiert, wäre das sehr einfach zu verhindern: "einfach" genügend (Ozon-verträgliche) Supertreibhausgase in die Atmosphäre pumpen und gut ist. Das ist viel effizienter als mit CO2.

Außerdem könnte die CO2 Konzentration wieder unter 300 ppm fallen,was dem Pflanzenwachstum abträglich ist.

Vor der Industrialisierung gings den Pflanzen jetzt auch nicht so schlecht...
 
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