Ist ein Antimaterieanteil in einem Schwarzen Loch identifizierbar?

Bernhard

Registriertes Mitglied
Wenn, dann müsste man das gekoppelte Gleichungssystem aus Einsteinschen Feldgleichung plus Dirac-Gleichung heranziehen.
Um sich dabei Arbeit zu sparen, empfehle ich gleich die Ergebnisse aus dieser Arbeit: Interaction of Neutrinos and Gravitational Fields von D. Brill und J. Wheeler.

Auf Seite 470, Gleichung (31) findet man die Dirac-Gleichung für ein Elektron in der Schwarzschild-Raumzeit. Im gleichen Abschnitt wird dann auch noch skizziert, wie man diese Gleichung prinzipiell lösen kann. Gleichung (38) gibt beispielsweise die Gleichung für den Radialteil an und man bekommt bei dieser Rechnung auch bekannte Quantenzahlen wie Drehimpuls und Energie des Elektrons.

Im Abschnitt 5 dieser Arbeit findet man dann sogar so etwas wie eine Beschreibung der Bohrschen Bahnen des Elektrons im Feld der zentralen Masse, allerdings erst nach Vernachlässigung von Termen mit der Ordnung 1/c². Im Folgenden beschränken sich die Autoren dann auf schwache Gravitationsfelder, womit die Arbeit für die skizzierte Fragestellung wieder uninteressant wird.

Ich stelle mir nun die Frage, ob man sich das "Innenleben" eines Schwarzen Loches nicht ähnlich dem eines sehr, sehr großen Atoms vorstellen kann. Man benötigt dazu einen stark elektrisch geladenen Zentralbereich, der zugleich die Hauptmasse trägt. Um diesen Zentralbereich können sich dann Elektronen so anordnen, dass das elektrische Feld außerhalb des Ereignishorizontes (EH) wieder komplett verschwindet. Die Verteilung der Elektronen sollte man mMn mit Hilfe der Gleichung (31) der zitierten Arbeit berechnen können.

EDIT: Die aus diesem Modell resultierende Raumzeit würde dann von der Schwarzschild-Raumzeit abweichen, müsste aber trotzdem noch immer einen EH aufweisen, damit die Sache Sinn macht. Die Raumzeit innerhalb des EH könnte dann idealerweise durch die innere Schwarzschild-Metrik oder etwas Vergleichbares beschrieben werden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Jomi

Registriertes Mitglied
Hallo Bernhard,
die Vorstellung eines dichten Kerns und einer "Hülle" zwischen Kern und Ereignishorizont finde ich sehr angenehm. Vielleicht muss es ja kein positiv geladener Atomkern sein, der von Unmassen von Elektronen umgeben ist. Vorstellbar wäre ja eventuell auch eine Art heißer Neutronenstern im Zentrum und eine Wolke der entsprechenden Schwarzkörperstrahlung, die ihn umgibt.
Mit einer solchen Vorstellung scheint es mir plausibel, dass am langwelligen Rand dieser Strahlungswolke Photonen über den Ereignishorizont tunneln könnten. Diese würden gewissermaßen eine Art Hawking-Strahlung darstellen, ohne dass man dafür unbedingt Vakuumfluktuationen zu postulieren bräuchte.
Die Annahme eines dichten Kerns hätte auch zur Konsequenz, dass mit zunehmender Masse des Schwarzen Loches nur die Dichte in der "Hülle" abnimmt, die Kerndichte aber nicht abzunehmen bräuchte.
Mit zunehmender Masse des SL würde in einem solchen Kern-Hülle-System auch die Akkumulation von Gravitationsenergie durch einfallende relativistische massebehaftete Teilchen immer stärker. Diese Energie würde sich in der Temperaturerhöhung des Kerns und der Energie in der Strahlungswolke in der Hülle wiederfinden. Nach außen sollte sich dieser Energieeintrag durch einen überproportionalen Zuwachs an Gravitationswirkung ("Masse") bemerkbar machen.
Viele Grüße
Jomi
 

Bernhard

Registriertes Mitglied
Hallo Jomi,

Mit einer solchen Vorstellung scheint es mir plausibel, dass am langwelligen Rand dieser Strahlungswolke Photonen über den Ereignishorizont tunneln könnten.
diese Aussage ist sehr spekulativ und müsste besser begründet werden. Eine Möglichkeit das zu tun habe ich in #21 angedeutet, allerdings ist die zugehörige Thematik schon relativ anspruchsvoll und läßt sich nicht an einem ruhigen Nachmittag nebenher klären.
 

Jomi

Registriertes Mitglied
Hallo Bernhard,
danke für Deine rasche Reaktion! Inzwischen habe ich mir erlaubt, Deine Anregung zu einem Kern-Hülle-System aufgreifend, einen SL-Kollaps als mögliche Konsequenz einer solchen Struktur unter "Gegen den Mainstream" einzustellen. Dieser würde das Heraustunneln von Photonen nicht voraussetzen.
Viele Grüße
Jomi
 

Bernhard

Registriertes Mitglied
inzwischen habe ich mir erlaubt, deine anregung zu einem kern-hülle-system aufgreifend, einen sl-kollaps als mögliche konsequenz einer solchen struktur unter "gegen den mainstream" einzustellen. Dieser würde das heraustunneln von photonen nicht voraussetzen.
ok.

EDIT: Denkbar wäre mMn auch ein Kernbereich in dem man ein Quark-Gluon-Plasma hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben