Crowdfunding: Helft uns, den Mond zu kaufen! :)

Bynaus

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Man kann zwar (legal) keine Grundstücke auf dem Mond kaufen - aber dafür echte Stücke des Mondes: Mondmeteoriten! Und um ein ausserordentliches Exemplar dieser seltenen Objekte für die Forschung zu "retten", brauchen wir eure Hilfe.

Der Leiter der geologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien, Ludovic Ferrière (den ich persönlich gut kenne und mit dem ich zur Zeit an mehreren wissenschaftlichen Projekten arbeite), hat ein ganz besonderes "Crowdfunding"-Projekt gestartet. Er möchte einen aussergewöhnlichen, wissenschaftlich sehr wertvollen (weil exotischen) Mondmeteoriten namens Oued Awlitis 001 (OA001) für die Forschung gewinnen. Mondmeteoriten sind Bruchstücke des Mondes, die dort bei Meteoriten-Einschlägen abgespalten und auf eine Bahn in Richtung Erde geworfen wurden. OA001 ist mit über 400 g schwerer als die Summe aller Mondmaterie, die von den russischen Luna-Sonden zur Erde zurückgebracht wurde. Es handelt sich des weiteren um eine "Impakt-Brekzie", also eine Gemenge von verschiedenen "Lithologien" (Gesteins-Mengen), die bei einem grossen Einschlag gebildet wurde. Vielleicht finden sich sogar Teile des Impaktors im Gemenge. Solche Impakt-Brekzien sind in der Form nicht häufig, und jede ist anders - jede bietet eine neue Gelegenheit, eine Menge neues über den Mond zu lernen.

Mondmeteoriten sind nicht nur in der Forschung, sondern auch auf dem freien Markt sehr begehrt. Pro Gramm bezahlt man derzeit etwa 500 Euro. Mit 400 Gramm ist dieser Meteorit für den privaten Finder also gut 200'000 Euro wert. Er wäre aber bereit, ihn für die Forschung zu spenden und dafür auf die Hälfte seines potentiellen Gewinns zu verzichten. Das heisst, der Meteorit kostet nun noch 110'000 Euro. Statt dass der Meteorit in irgend einer privaten Sammlung verstaubt, kann OA001 so einerseits für alle zugänglich im Naturhistorischen Museum Wien ausgestellt werden (das Museum hat übrigens die grösste Meteoritensammlung in Europa, sehr empfehlenswert dort mal vorbeizugehen!), anderseits können so Teile des Meteoriten der Forschung zur Verfügung gestellt werden. Ich bin Teil eines Forschungs-Konsortiums, das diesen Meteoriten im Erfolgsfall untersuchen wird. Unter anderem möchten wir z.B. bestimmen, wann der Impakt stattgefunden hat, wie lange die Fragmente im All unterwegs waren, um welchen Typ Meteorit es sich beim Impaktor handelte, von wo auf der Mondoberfläche der Meteorit stammen könnte, und vieles mehr.

Es gibt bei dem unten verlinkten Crowdfunding-Projekt eine Reihe von "Perks", u.a. kann man den Meteoriten z.B. auch mal in den eigenen Händen halten (ab 250 Euro). Bitte beachtet dass (im Gegensatz zu anderen Crowd-Funding Projekten) wenn das Finanzierungsziel von 110'000 Euro bis in 11 Tagen nicht erreicht wird, euer Geld zurückgezahlt wird. Wenn wir das Ziel also nicht erreichen, bekommen wir gar nix - und der Meteorit geht an einen privaten Sammler.

Ich würde mich freuen, wenn der/die eine oder andere hier etwas beitragen könnte. Ich werde - im Erfolgsfall - auch gerne in diesem Thread über den Verlauf der Analysen (von meiner Seite aus) berichten. Vielen Dank!

http://www.ulule.com/help-us-to-get-the-moon/
 

ralfkannenberg

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Hallo Bynaus,

warum muss man ein Benutzer-Konto anlegen, wenn man Euch unterstützen will ? Ich will keine Gegenleistung, ich will auch keine emails, aber eben: ich will mich auch nicht registrieren und irgendwelche privaten Daten von mir, die niemandem etwas nutzen, bekannt geben müssen.

Geht es nicht irgendwie ohne Registration ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Hallo Ralf,

Vielen Dank, dass du uns unterstützen willst! Richtig toll! "Offiziell" geht das nicht ohne Profil, weil all diese Plattformen natürlich auch irgendwie überleben müssen und ihre "Kunden" an sich binden wollen.

Eine Möglichkeit, die wir bereits schon genutzt haben, ist jedoch, dass du deine Spende direkt an z.B. Ludovic (oder mich) überweist, und dieser den Betrag dann selbst wieder über die Seite einzahlt (denn jede Spende die nicht über die Seite läuft verringert natürlich die Chance, dass das Projekt finanziert wird). Du kannst Ludovic direkt kontaktieren (über die Kontaktdaten) oder du schickst mir eine PN und ich vermittle euch.

Danke nochmals!
 

Dgoe

Gesperrt
Ah ok.

Kleine Frage: wenn es nicht klappt, gibt es eine Möglichkeit einen Kommunikations-Kanal, sprich tel oder email zu dem letzendlichen Käufer aufrecht zu erhalten?

Für eine Untersuchung wäre ja nur ein Mini-Bruchstück von nöten. Gleichzeitig könnte der neue Eigentümer dies als Wertsteigerung verbuchen, wenn die Organisation xy (je renormierter, desto besser) diesen Fund untersucht haben wollte/hat. Insbesondere wenn sich obendrein etwas ungewöhnliches daraus ergibt.

Könnte den Wert vervielfachen. Überleg mal. Muss man nur kommunizieren, liegt dann nicht im Museum vorerst, aber selbst das ist nachholbar für einge Zeit, wieder wertsteigernd, wenn man sagen kann, 1 Jahr im Museum dingsbums ausgestellt gewesen.

Ähnlich wie bei Kunst, nur dass man die nicht unbedingt anknabbert... obwohl. Doch. Für Untersuchungen, extrem minimal jedoch.

Auch wenn man für die Wissenschaft das ganze Teil braucht. Warum nicht, ist halt der Besitzer und der Eigentümer temporär verschieden. Es sei denn der Besitzer macht es ganz kaputt, was dann den Eigentümer wenig erfeuen dürfte.

Gruß,
Dgoe
 
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galileo2609

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Hallo Bynaus,
Mit 400 Gramm ist dieser Meteorit für den privaten Finder also gut 200'000 Euro wert. Er wäre aber bereit, ihn für die Forschung zu spenden und dafür auf die Hälfte seines potentiellen Gewinns zu verzichten. Das heisst, der Meteorit kostet nun noch 110'000 Euro.
ist bekannt, wieviel Aufwand und Kosten der "Finder" real hatte? Sollte es sich hier um ein reines Spekulationsobjekt handeln, sträubt sich in mir doch einiges, dem Besitzer nur "noch 110'000 Euro" hinterherzuwerfen. Soll er eben den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn verhindern und den Brocken in seinem Wohnzimmer ausstellen.

Grüsse galileo2609
 

ralfkannenberg

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ist bekannt, wieviel Aufwand und Kosten der "Finder" real hatte? Sollte es sich hier um ein reines Spekulationsobjekt handeln, sträubt sich in mir doch einiges, dem Besitzer nur "noch 110'000 Euro" hinterherzuwerfen. Soll er eben den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn verhindern und den Brocken in seinem Wohnzimmer ausstellen.
Man kann das natürlich überhaupt nicht vergleichen, aber ich erinnere mich, wie ein älterer Herr, der in eine kleinere Wohnung umzog, seinen kaum gebrauchten grossen Flügel dem Kirchenchor für einen Spottpreis zur Verfügung stellte. Unser Dirigent war begeistert von der Qualität des Instruments und überzeugte den Pfarreirat, dass ein solches Angebot so bald nicht wieder kommen wird.

Zwar sind die finanziellen Mittel der Pfarrei (angeblich) beschränkt, aber der "Deal" kam zustande; um der Pfarrei finanziell entgegenzukommen, wurde dann eine ausserordentliche GV einberufen, um die Zustimmung der Chormitglieder einzuholen, der Pfarrei das bisherige Klavier zu schenken.

Nun haben wir also den sehr schönen Flügel und der vormalige Besitzer weiss ihn in sehr guten Händen.

In Bynaus' Fall überrascht mich lediglich das enge Zeitfenster, das für mich keinen Sinn macht.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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@Dgoe:

Für eine Untersuchung wäre ja nur ein Mini-Bruchstück von nöten.

Nun - für gewisse, ja. Für andere ist es wichtig, so viel Material wie möglich zu haben. Etwa um die beobachteten Eigenschaften im Gesamtkontext beurteilen zu können. Oder um seltenere Lithologien zu finden. Das wichtigste ist, den Meteoriten möglichst als gesamtes Objekt zu bewahren - für die Forschung heute und morgen, und für künftige Generationen.

Gleichzeitig könnte der neue Eigentümer dies als Wertsteigerung verbuchen, wenn die Organisation xy (je renormierter, desto besser) diesen Fund untersucht haben wollte/hat. Insbesondere wenn sich obendrein etwas ungewöhnliches daraus ergibt.

Ja, das geschieht manchmal. Allerdings, wenn der Wert steigt, liegt es erst recht ausserhalb der finanziellen Fähigkeit des Museums, den Meteoriten als ganzes zu ersteigern.

@galileo: Hallo, schön mal wieder von dir zu hören! :)

ist bekannt, wieviel Aufwand und Kosten der "Finder" real hatte? Sollte es sich hier um ein reines Spekulationsobjekt handeln, sträubt sich in mir doch einiges, dem Besitzer nur "noch 110'000 Euro" hinterherzuwerfen. Soll er eben den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn verhindern und den Brocken in seinem Wohnzimmer ausstellen.

Der Finder (=Besitzer) hatte mit dem Fund für sich allein genommen keinen grossen Aufwand: er fand ihn in der Wüste. Der Punkt ist aber, dass solche Mondmeteoriten sehr selten sind und diese (in diesem Fall: marokkanischen) Meteoriten-Sucher ihren Lebensunterhalt damit verdienen, Meteoriten aus der Wüste zu holen und dem Markt und der Wissenschaft zuzuführen. Und das geht nun mal nicht wirklich mit gewöhnlichen Chondriten für die man 2 Euro pro Gramm bezahlt.

Es geht hier ganz klar nicht um ein Spekulationsobjekt, da würde sich einem tatsächlich alles sträuben. Vielleicht habe ich mich da nicht klar genug ausgedrückt. Die Alternative zum Kauf durch das Museum ist, dass der Meteorit durch den Finder wie üblich auf dem freien Markt verkauft wird (und dabei eher nicht in einem marokkanischen Wohnzimmer endet ;) ). Entweder (wenn wir Glück haben) als ein grosses Stück an den Meistbietenden - wobei das gerade im Fall von diesem Mondmeteoriten gerade wegen dem hohen Wert pro Gramm und der relativ hohen Masse nicht besonders wahrscheinlich ist. Am wahrscheinlichsten ist es, dass der Meteorit in viele kleine Bruchstücke aufgeteilt würde, die dann einzeln verschachert werden (man schaue sich die vielen verschiedenen Webseiten an, wo Meteoriten in kleinen Einzelstücken verkauft werden...). Damit geht aber der Wert des Meteoriten als Gesamtobjekt verloren.

Ludovic (und mir, sowie den anderen Mitgliedern des Konsortiums) geht es darum, diesen aussergewöhnlichen Meteoriten für die Wissenschaft und Öffentlichkeit zu "retten" und damit vor dem "Verschachern" zu bewahren. Man darf auch sagen, dass der Deal natürlich nicht ohne Reiz für den Verkäufer ist: obwohl er deutlich unter dem Marktpreis verkauft, spart er sich den Aufwand, die vielen kleinen Burchstücke einzeln an den jeweils Meistbietenden zu verkaufen, was Jahre oder gar Jahrzehnte dauern kann. Deshalb kann das durchaus eine win-win-Situation sein. Es muss aber nicht.

Morgen erscheint übrigens auf dem Blog astrodicticum simplex (von Florian Freistetter) ein Gastartikel von mir mit mehr Details zum Thema.

PS: Die Ulule-Seite gibts übrigens auch auf Deutsch, eigentlich hatte ich ja die verlinken wollen: http://de.ulule.com/help-us-to-get-the-moon/
 
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Bynaus

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Auch über diesen Kanal: Vielen herzlichen Dank! Ich hoffe, dass der Artikel heute Nachmittag noch einiges zusätzliches Interesse generieren wird...
 
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