Beteigeuze: Doppelte Explosion am Ende?

astronews.com Redaktion

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Beteigeuze ist einer der uns am nächsten gelegenen Riesensterne und wird sein Leben in naher Zukunft vermutlich mit einem gewaltigen Doppelschlag beenden. Das ist das Ergebnis einer jetzt vorgestellten Studie über das Schicksal des Schultersterns des Himmelsjägers Orion. Die Explosionen könnten so stark sein, dass sie von der Erde aus am Taghimmel sichtbar wären. (18. August 2014)

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Sucher42

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Hallo,

na, ich hoffe, dass wir immer noch weit genug vom Explosionsort entfernt sind und gut genug geschützt sind. Bei solchen Gelegenheiten soll es ja auch zu Gammastrahlenblitzen kommem, oder ist bei der zu erwartenden Explosion mit sowas nicht zu rechnen ?


Grüsse
 

ralfkannenberg

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na, ich hoffe, dass wir immer noch weit genug vom Explosionsort entfernt sind und gut genug geschützt sind. Bei solchen Gelegenheiten soll es ja auch zu Gammastrahlenblitzen kommem, oder ist bei der zu erwartenden Explosion mit sowas nicht zu rechnen ?
Hallo Sucher,

die Beteigeuze hat nur knapp 8 Sonnenmassen; somit wird sie den grössten Teil ihrer Masse in den Raum wegblasen können und sich "nur" in einen Weissen Zwerg verwandeln.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

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Du bezeichnest sehr viele Himmelskörper mit weiblichem Artikel. Bei Beteigeuze wäre ich da nun wirklich nicht drauf gekommen, für mich is dat en Kerl!
Hallo Kosmo,

das hast Du gut bemerkt. Vermutlich lässt mich das Schluss-"e" denken, dass der Stern weiblich sei.

Tatsächlich kommt die Beteigeuze von einem Schreibfehler eines Mönches aus dem Mittelalter und sollte eigentlich Betelgeuze heissen ("bet-el-geuse" oder so ähnlich; ich habe mein Sternbuch mit den arabischen Sternnamen nicht hier), das heisst übersetzt "Schulter des Riesen".

Zwar ist der Riese männlich, doch seine Schulter ist weiblich. ;)


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Auf englisch heisst der Stern immer noch Betelgeuse, was wie "Beetle-juice" ausgesprochen wird... :)

Ob der Stern wirklich nur 8 Sonnenmassen hat, ist nicht so klar, Wikipedia spricht von 7.7-20. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die "Übersetzung" 8 Sonnenmassen => Weisser Zwerg sich auf Massen zum Zeitpunkt Null auf der Hauptreihe bezieht, also bevor der Stern zum Riesen wird. Beteigeuze ist längst nicht mehr auf der Hauptreihe, und hat auch schon etliche Sonnenmassen an Gas verloren (die ja nicht zuletzt diese Gaswolken ausmachen um die es im astronews-Artikel am Anfang des Threads geht). Insofern scheint es ziemlich sicher dass der Stern keinen Weissen Zwerg bilden wird, sondern in einer Supernova hochgehen und einen Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch hinterlassen wird.
 

Kosmo

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die Beteigeuze hat nur knapp 8 Sonnenmassen; somit wird sie den grössten Teil ihrer Masse in den Raum wegblasen können und sich "nur" in einen Weissen Zwerg verwandeln.
Hi Ralf, noch mal zu diesem Post, denn das hatte ich doch etwas anders in Erinnerung. Laut der deutschen Wikipedia besitzt Beteigeuze eine Masse von ~20 Sonnenmassen, was bedeutet dass er mit einer Supernova enden wird und wahrscheinlich zu einem schwarzen Loch kollabiert.

@Sucher42: da die Rotationsachse nicht Richtung Erde zeigt, besteht trotzdem kein Grund zur Sorge.

Edith schreit damn: Bynaus war schneller
 
Zuletzt bearbeitet:

ralfkannenberg

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Allerdings darf man nicht vergessen, dass die "Übersetzung" 8 Sonnenmassen => Weisser Zwerg sich auf Massen zum Zeitpunkt Null auf der Hauptreihe bezieht, also bevor der Stern zum Riesen wird. Beteigeuze ist längst nicht mehr auf der Hauptreihe, und hat auch schon etliche Sonnenmassen an Gas verloren
Hallo Bynaus,

stimmt, das habe ich nicht bedacht. Danke schön für Deine Korrektur :)


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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Ob es denn wirklich ein Schwarzes Loch wird, ist unklar, weil unklar ist, wie massiv ein Neutronenstern werden kann, bevor er zu einem SL kollabiert. Man muss auch wissen, dass es Wissenschaftler gibt, nach denen sich eine Supernova und die Bildung eines SLs gegenseitig ausschliessen. Der Grund ist, dass die Abstrahlung von Neutrinos der einzige Weg ist, über den sich ein frisch gebildeter Neutronenstern im Herz eines kollabierenden Sterns abkühlen kann. Es ist dieser massive Neutrinopuls, der die eigentliche Supernova "zündet" und die inwärts gerichtete Kollapsbewegung des Sterns in eine auswärts gerichtete Supernova-Explosion umwandelt. Wenn sich stattdessen ein SL bildet, gibts keine Neutrinokühlung und entsprechend auch keine Supernova. Ausser vielleicht, der Stern befindet sich gerade in einem intermediären Massenbereich, wo der Neutrinopuls des frisch gebildeten Neutronensterns zu wenig Masse umkehren kann, so dass der Neutronenstern weiter wächst bis zum Kollaps als SL. Insofern könnte es sein, dass mit zunehmender Sternmasse die Supernovae immer schwächer werden bis zum Punkt, wo sie ganz wegfallen und der Stern am Ende seines Lebens einfach und unspektakulär zu einem SL kollabiert.

Übrigens ist der Artikel zu Beteigeuze in der englischen Wikipedia ganz interessant, auch wegen der Ethymologie. Demnach ist nicht ganz klar, woher der Name kommt, aber "Schulter des Riesen" würde auf arabisch Mankib al-Jauza' heissen, was sich nicht leicht in Bete(i|l)geuze umwandeln lässt.
 

Kosmo

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Bynaus schrieb:
[...] nach denen sich eine Supernova und die Bildung eines SLs gegenseitig ausschliessen.
Na dann wird es am Ende ja unter Umständen doch keine Supernova geben. Sollten die 20 Sonnenmassen zutreffen, wäre Beteigeuze deutlich oberhalb der TOV-Grenze, was wiederum eine Supernova ausschließen würde.

Bynaus schrieb:
[...] sondern in einer Supernova hochgehen und einen Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch hinterlassen wird.
Und dieses Zitat wäre dann ja auch so nicht haltbar. Sollten die Stimmen, die SN und SL ausschließen Recht behalten, müsste es heißen, dass Beteigeuze entweder in einer Supernova enden wird oder zu einem SL kollabiert.
 

ralfkannenberg

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Übrigens ist der Artikel zu Beteigeuze in der englischen Wikipedia ganz interessant, auch wegen der Ethymologie. Demnach ist nicht ganz klar, woher der Name kommt, aber "Schulter des Riesen" würde auf arabisch Mankib al-Jauza' heissen, was sich nicht leicht in Bete(i|l)geuze umwandeln lässt.
Hallo Bynaus,

ich habe in der deutschen Wikipedia zur Beteigeuze das folgende gefunden:

Der Name stammt von arabisch ‏يد الجوزاء‎, DMG yad al-ǧauzāʾ („Hand des [Sternbilds] Zwilling“, „Hand der Riesin“). Er taucht bereits im Buch der Konstellationen der Fixsterne des arabischen Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi († 986) auf.

Die heutige deutsche Namensform entstand, weil der arabische Anfangsbuchstabe Ya (‏يـ‎ mit zwei Punkten) fälschlich als Ba (‏بـ‎ mit einem Punkt) gelesen und so ins Lateinische transkribiert wurde. Während der gesamten Renaissance-Zeit wurde der Stern Bait al-Dschauza genannt, mit der im arabischen Original angenommenen Bedeutung „Achsel der Riesin“, obwohl die richtige Übersetzung von ‚Achsel‘ ‏ابط‎, DMG Ibṭ gelautet hätte.[10] Daraus entstand der Name Betelgeuse.
Demnach bezieht sich das auf "Achsel der Riesin". Ich will die deutsche Wikipedia gewiss nicht über die englische Wikipedia stellen, aber die genannte Referenz [10] bezieht sich auf Paul Kunitzsch, den Autor des Buches "Arabische Sternnamen in Europa", welches ich immer zur Übersetzung der Sternnamen benutze. Zumindest ich kenne kein besseres Buch und leider wurde mir beim Austritt von der ETH Zürich nicht erlaubt, dieses Buch käuflich zu erwerben, obgleich ich während meines Studiums der einzige war, der es fast dauerhaft ausgeliehen hatte. Mittlerweile konnte ich das Buch aber über das Internet erwerben und habe es also wieder.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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@Kosmo: wie gesagt, es muss nicht sein, dass die Trennung scharf ist (dh, es schliesst sich vielleicht nicht völlig gegenseitig aus). Bei relativ "kleinen" Sternen könnte der Neutrinoflux des neugebildeten Neutronensterns für eine vollständige Umkehrung der Kollapsbewegung führen. Je grösser der Stern, desto schwieriger wird das, desto mehr Materie fällt nach, und desto eher verwandelt sich der Neutronenstern doch noch in ein Schwarzes Loch. Nur wenn die Masse des Kerns so gross ist, dass er direkt - ohne Neutronensternstadium - in ein SL kollabiert, würde die Supernova ganz ausbleiben. Wie viel Masse hier nötig ist, weiss man nicht. Aber es ist einer der Gründe, warum man so fieberhaft nach "vorher-nachher"-Bildern von Supernovae sucht: man will stets ermitteln, wie gross der Vorgängerstern war, um zu sehen, ob sich eine Obergrenze ergibt. Da die grössten Sterne extrem kurzlebig und damit selten sind, und zudem ein einfaches "Auslöschen" des Sterns wohl kaum in vergleichbarer Weise auffällt wie eine Supernova, ist das eine schwierige und langwierige Arbeit.

@Ralf: Ja, so ähnlich steht das ja schon auch in der englischen (als Möglichkeit). Allerdings fragt sich dann schon, was die Hand der Riesin an ihrer Schulter verloren hat... :)
 
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