Hallo Benjamin,
wilkommen im Forum, und auch im neuen, spannenden Hobby Astronomie.
Um Deine Fragen gut zu beantworten, bräuchte ich bitte noch ein paar zusätzliche Angaben.
Hifreich wäre zu wissen, in welcher Alterklasse Du bist. Schüler, Student, Erwachsener Mann? Und dann, wo Du üblicherweise beobachten möchtest. Großstadt, Kleinstadt, Dorf oder Hochgebirge. Ob Du mobil bist oder auf Garten/Balkon, öffentlicher Park beschränkt bist.
Dein Teleskop ist für den Anfang durchaus geeignet, Du mußt nur seine Eigenheiten erkennen lernen. Dann wird es Dir sicherlich schöne Seherlebnisse bescheren.
Vorneweg ein paar Tipps zum Umgang mit dem Teleskop. Wenn es nicht benutzt wird, sollten die mitgelieferten Staubdeckel immer drauf sein. Staub ist nicht gut auf der Linse oder den Okularen. Wenn schon welcher drauf ist, bitte nicht einfach mit nem Tuch wegwischen. Hol Dir aus der Apotheke so nen Blasebalg aus Gummi, mit dem man die Ohren durchpusten kann. Oder aus dem Fotofachgeschäft (dort ist er meist 3x so teurer). Damit kannst prima Staub wegblasen. Net mit dem Mund pusten. Da kommen Spucketröpfchen mit. Die verschlimmbessern die Staubsituation.
Wenn Du beobachten möchtest, dann geh bitte ins Freie. Aus einem Zimmer heraus durch ein geschlossenes Fenster wird das nix. Weil Fensterglas Reflexe und Doppelbilder erzeugt. Ein offenes Fenster sorgt für Turbulenzen, da sich die warme Raumluft mit der kalten Nachtluft vermischt. Diese Wirbel werden natürlich mitvergrößert und machen das Bild im Okular unruhig, so daß Du garnicht richtig scharf stellen kannst.
Wenn Du das Teleskop aus der warmen Wohnung nach draußen nimmst, dann braucht Dein Teleskop etwa 15 Minuten, bis es sich an die Kälte angeglichen hat. In der Zeit guck einfach mit den Augen den Sternhimmel an. Such ein paar Sternbilder, die Du schon kennst und versuch neue zu erkennen. Oder nimm noch ein kleines Fernglas mit...
Ist das Teleskop dann nach 10 Minuten schon ein bischen ausgekühlt, kannst mit dem 25 mm Okular schon mal ein bissy durch den Himmel surfen. Die Plejaden wären da ein nettes Ziel. Oder auch der Orionnebel. Nach weiteren 5 Minuten ist Dein Teleskop dann richtig ausgekühlt, jetzt kannst auch hochvergrößern. Vergleiche mal den Orionnebel mit 25 und dann mit 10 mm Okular.
Bei 900 mm Brennweite werden de Planeten nicht sehr groß. Aber mit ausgekühltem Teleskop sollten sie mit beiden Okularen scharf zu stellen sein. Bei Deinem Linsenteleskop kannst Du theoretisch auch ein 5, 6 oder 7 mm Okular nehmen. Damit kannst dann an Abenden mit besonders ruhiger Luft an die maximal sinnvolle Vergrößerung von 180 fach (2x Objektivdurchmesser) gehen. Leider gibt es in Deutschland nicht besonders viele Abende, an denen die Luft sooo ruhig ist.
Schau Dir mal Deine Okulare an - sind die Linsen aus Glas? Oder sind das so Plastiklinsen? Den Unterschied hörst am Klang, wenn du mit dem Fingerknöchel sachte gegen das Gehäuse vom Okular klopfst... Plastiklinsen sind leider Murx. Die sollten am besten in dem Müll entsorgt werden... Hast Drehpacks für die Okulare? Da drinn sind sie staubdicht aufgehoben und können in die Manteltasche gesteckt werden. Liegen sie während der Beobachtungsnacht "nackig" in der Okularablage, tauen sie zu oder werden dreckig, weil Du aus Versehen mit den Fingern auf die Linsen kommst...
Aktuell steht Jupiter ja am Abendhimmel. Damit Du ihn mit viel Genuß (= rattenscharf) beobachten kannst, mußt ein bissy Geduld mitbringen. Solange er tief am Horizont steht, muß sein Licht schräg durch die Atmosphäre durch. Die unteren Luftschichten sind dreckig (Staub, Abgase, Wasserdampf) und turbulent. Also schwabbelt und zittert Jupiter im Teleskop hin und her. Wenn Du Jupiter ab 22 Uhr beobachtest, steht er schön hoch am Himmel. Das Licht kommt in einem steileren Winkel durch die Atmosphäre und meist ist das Bild im Okular dann viel ruhiger. Jetzt lohnt sich bei ausgekühltem Teleskop auch mal ein Versuch mit der beigelegten Barlow-Linse. Probiere erst das 25er Okular mit der Barlow-Linse, dann das 10er ohne Barlow und dann das 10er mit Barlow.
Zur Sonnenbeobachtung:
Die Baaderfolie ist völlig ungefährlich. Sie blockt sowol UV- als auch IR-Strahlung. In der staubdicht verpackten Folientasche ist auch eine gute Bastelanleitung für Sonnenfilter. Und 90 mm Öffnung mit Baaderfolie machen ein schönes Sonnenbild. Im Moment haben wir einen tollen Sonnenfleck mitten auf der Sonne. Der wandert in den nächsten paar Tagen zum Rand. Die Bewegung kann man von Tag zu Tag sehen. Aber Du mußt den Filter sorgfältig behandeln. Die Folie darf keine Löcher haben. Das kontrollierst am besten vor jeder Beobachtung der Sonne, indem Du den Filter direkt vors Gesicht hältst und Dich dann Richtung Sonne drehst. Ohne Teleskopoptik ist ein Blick zur Sonne damit völlig ungefährlich, zeigt Dir aber, ob irgendwo ein Löchle ist. Ist sie noch in Ordnung, drauf aufs Teleskop und Sonne beobachten. Und anschließend am besten in eine runde Plastikschüssel mit Deckel zum mechanischen Schutz vom Filter.
Falls Du an Deinem Teleskop einen Sucher hast, spendier dem auch einen Sonnenfilter. Oder mach ihn weg, solange Du die Sonne beobachtest. Es gibt unzählige Amateurastronomen, die sich Löcher in ihre Klamotten gebrannt haben, weil der Deckel nicht auf dem Sucherröhrle saß bei Sonnenbeobachtung...
Weitere Ziele neben Sonne, Mond und Planeten für Dein Teleskop wären Sternhaufen. Offene und Kugelsternhaufen. Doppelsterne. Bunte Doppelsternpaare kommen sehr schön raus. Oder die Andromedagalaxie. Aber für die Andromedagalaxie oder den Orionnebel sollte kein Mond am Himmel sein. Dann kannst da was erkennen. Wie viel, hängt davon ab, von wo Du beobachtest (Stichwort Lichtverschmutzung)... Und später im Jahr dann auch Planetarische Nebel. Der Ringnebel in der Leier oder der Hantelnebel im Füchschen sind mit Deinem Teleskop zu sehen. Sogar ein paar Strukturen könnten sich dabei zeigen. Dazu brauchst aber ein bissy Beobachtungserfahrung. Das einäugige Sehen muß Dein Gehirn erst lernen...
Nimm Dir nicht zu viel für eine Nacht vor. Das ist ein typischer Anfängerfehler. Lieber nur 2 oder 3 Objekte suchen, finden und dann genießen.
Das wird schon. Wenn Du die Kälte und die Dunkelheit magst...
Mir hat es am Anfang sehr geholfen, daß ich auf einem karierten Block ein Beobachtungstagebuch geführt hab. Da hab ich schlicht nen Kreis gemalt und alles eingezeichnet, was ich im Okular gesehen hab. Die Stellung der Jupitermonde, die Orientierung der Wolkenbänder. Ob der große rote Fleck zu sehen war (der ist im Moment eher ein gelblicher oder orangener Fleck). Zu Hause dann mit Fotografien in Büchern und Sternkarten verglichen. Heute gibt es sehr praktische Bücher, die ich zum Beobachtungsplatz mitnehme. Gegen Feuchtigkeit imprägniert, Ringgebunden...
Z.B. der Deepsky-Reiseführer. Oder der Karkoschka (Atlas für Himmelsbeobachter). Und Du brauchst ne dimmbare Rotlichttaschenlampe, um in diesen Büchern die Sternkarten zu lesen...
Grüße und viel Spaß
Sissy