Hallo Michael,
Du hast in der Überarbeitung Deines PDF’s in der Abb. 8a jetzt zwar die bisher eingezeichneten Koordinatenachsen weggelassen, (@Ralf: Ich hab' die ursprüngliche und die jetzige Datei gespeichert) aber Deine Vorstellung, wie man von Abb. 8a auf Abb. 9 kommt, nicht verändert. Daraus schließe ich, daß Du auch die Erklärungen am Ende von Post 19 nicht wirklich verstanden hast. (Ich denke, das hängt wirklich mit dem zusammen, was ich Dir schon in Post 12
Genau diese Stelle ist eine erste große Hürde, über die ganz viele zunächst mal stolpern, wenn sie anfangen sich mit solchen Überlegungen zu befassen.
geschrieben hatte.
Du scheinst hauptsächlich visuell orientiert zu sein, deshalb ist es besonders schade, daß hier keine Abbildungen zugelassen sind. Ich will aber versuchen Dir die Problematik, in der Du Dich hier verheddert hast, so gut ich kann nochmal auf etwas anderem Wege anschaulich zu beschreiben.
Nimm aus Deiner Abb. 8a das Telbild a), das ist sozusagen die Ausgangslage. G1 bis G3 sollen jetzt Autos sein und die gelben Linien zwischen G1 und G2 und die zwischen G1 und G3 sollen Straßen sein, die sich bei G1 kreuzen (ganz so, wie in Abb. 9) und über die Positionen von G2 und G3 geradeaus fortsetzen, auch so, wie in Abb. 9.
Das Auto G1 steht an der Kreuzung und sieht, wie die Autos G2 und G3 sich entfernen und zum Zeitpunkt t2 dort angekommen sind, wo Du sie im Teil b) der Abb. 8a gezeichnet hast.
Das Gleiche machst Du sinngemäß auch zwischen a) und c) und zwischen a) und d) der Abbildung 8a, nur daß Du dann das Auto G2 bzw. G3 dort stehen läßt, wo Du es im Teilbild a) gezeichnet hattest und die ‚Straßen‘ sinngemäß zu dem Bild 9 erweiterst. In der Tat kommst Du dann zu dem Ergebnis, welches Du in Abb. 9 auf diesem Wege völlig richtig darstellst.
Es ist richtig, daß in jeder der drei Endpositionen (b), c) und d) der Abb. 8a) Die Anordnung von G1, G2 und G3 untereinander identisch ist (Winkel und Abstände stimmen überein) aber, wie Du auch völlig richtig schreibst, sie kommen jedesmal woanders aus.
Wie kommt das?
In jeder der drei Betrachtungsweisen ( b, c und d) haben sie sich, bezogen auf das Straßennetz anders verhalten und kommen dann selbstverständlich auch woanders an.
Das Problem dabei: Das ist nicht das, was in der Natur, die Du damit zu beschreiben glaubst, wirklich passiert!
Zunächst mal, wenn Du dieses, sich voneinander entfernen, in der Natur beobachtest, dann gibt es nicht die Freiheit, daß jeder Beobachter seinen eigenen Versuch aufbaut. Alle, G1, G2 und G3 nehmen nur an einem einzigen, nicht widerholbaren Versuch teil. Jeder kann aber diesen einen Versuch aus seiner Perspektive beobachten und sich auch ausrechnen, was die Anderen sehen werden.
Stell Dir dazu folgendes vor: Wir betrachten jetzt nur den Schritt von a nach b, in dem G1 auf der Straße stehen bleibt. Jetzt stell Dir exakt diesen Vorgang, mit all seinen Bewegungen vor, mit einer einzigen Ausnahme: Keine Erde und keine Straßen. Wer bewegt sich jetzt? Wer steht?
Nehmen wir an, die Autos waren vorher so auf der Landkarte orientiert, wie Du sie gezeichnet hast und Norden ist oben und das Ganze fand tagsüber statt. Tatsächlich bewegt sich nun, während der Zeit t1 bis t2 das Auto G1 schneller um die Sonne als die Autos G2 und G3 (weil sich die Erdoberfläche in östliche Richtung bewegt und über dem Nordpol, nach unten sehend, fällt die Erde gegen den Uhrzeigersinn um die Sonne.)
Die Erde, die Straßen sind weg. Wenn Du jetzt auch noch die Sonne und die Sterne entfernst, gibt es für keinen der Drei eine Möglichkeit ihre Geschwindigkeit zu messen. Das einzige was sie können, ist ihre Relativgeschwindigkeit zueinander zu bestimmen.
Um auf Deine Interpretation dieses Vorganges zurückzukommen: Du verschiebst zwischen a) und b) und a) und c) und a) und d) ein Bezugssystem, nämlich das der Erdoberfläche, um bei derselben Relativbewegung der Autos zueinander auf Deine Abbildung 9 (und Deine Schlußfolgerung daraus) zu kommen. Du belegst damit aber eigentlich nur, daß Du zwischen den drei Sichtweisen Dein Bezugssystem verschoben hast und deshalb nicht an den gleichen Koordinaten Deines so verschobenen Koordinatensystems landest. Das ist ein bischen so, als würdest Du die Zielscheibe, während der Pfeil unterwegs ist verschieben und rufen: ‚Ätsch! Daneben!‘ Der Pfeil hat seine Richtung deshalb aber nicht geändert - er kommt genau dort an wo die Zielscheibe vorher war.
Herzliche Grüße
MAC