Jedes massebehaftete Objekt hat einen Ereignishorizont.
Nein, das stimmt nicht.
Betrachten wir unsere Sonne der Masse M; befände sich die gesamte Masse innerhalb des Schwarzschildradius R(M), so läge in der Realität ein EH vor. Da dieser gedachte Schwarzschildradius jedoch innerhalb unserer Sonne liegt, gilt dort zunächst mal eine andere Geometrie. Und da innerhalb dieses gedachten Schwarzschildradius eben nicht genügend Materie vorhanden ist, definiert dieser gerade keinen real existierenden EH. Man kann nun dieses Spielchen fortsetzen, jeden beliebigen Radius R betrachten, die Masse M(R) innerhalb von R bestimmen und mit der jeweiligen kritischen Masse M(R) vergleichen. Man stellt im Falle der Sonne für jeden beliebigen Radius R fest, dass innerhalb von R zu wenig Masse (weniger als die kritische Masse) vorhanden ist, so dass für keinen Radius R ein EH real existiert!
Man betrachtet im einfachsten Fall eine kugelsymmetrische, drucklose Staubwolke beliebiger Größe. Diese kollabiere nun unter ihrer eigenen Gravitation. Der Kollaps finde dabei exakt sphärisch statt, d.h. es gibt keine Abstrahlung von Gravitationswellen. Damit spürt man bei Radius R immer exakt die selbe Gravitation der weiter innen existierenden Materie bei r<R; diese Gravitation bei R bleibt immer gleich stark; sie wird jedoch stärker für jedes einzelne Staubteilchen, das ja hin zu kleineren Radien fällt.
Nun betrachtet nun einen beliebigen Radius R währende des Kollaps; wenn sich innerhalb dieses Radius R eine Masse M(R) befindet, so dass diese größer ist als die entsprechende kritische Masse (dies bedeutet auch, dass die Raumzeit bei R bestimmte geometrische Eigenschaften * haben muss), dann liegt ein Ereignishorizont vor; dieser EH existiert nun bei dem größten R, für das die Eigenschaften (*) noch gelten. Während des Kollaps fällt eine kleine Materiemenge dM durch den EH bei R und vergrößert diesen zu R+dR. Dabei ist es unerheblich, wie viel weiter außen liegender Staub noch existiert.
Das Bild ist für einen kollabierenden Neutronenstern natürlich nicht direkt anwendbar, da dieser nicht drucklos ist (ganz im Gegenteil) aber die geometrische Überlegung bleiben gültig. Der EH enstteht dann plötzlich, wenn innerhalb eines kritischen Radius R die entsprechende kritische Masse M(R) vorhanden ist
http://www.pitt.edu/~jdnorton/teaching/HPS_0410/chapters/black_holes/grav_coll_st_diag.gif
Der Link stellt die Entstehung eines EHs für einen Stern dar. Die Materieverteilung kollabiert und es entsteht ein EH. Für einen größeren Stern bzw. eine Staubverteilug würde der EH natürlich innerhalb der noch kollabierenden Materieverteilung liegen, d.h. der EH würde nach der Entstehung weiter wachsen. Insofern ist das Bild nicht ganz korrekt.
Eine vollständige mathematische Behandlung findet man hier:
http://www.aei.mpg.de/~rezzolla/lnotes/mondragone/collapse.pdf
Interessant - auch wenn ihr das nicht rechnen wollt - ist das Diagramm auf Folie #31; es zeigt, wie ein EH bei R=0 noch vor dem vollständigen Kollaps entsteht und während des Kollapses anwächst.