Planeten nach dem Tod der Sonne ?

Emily

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Was passiert eigentlich mit den Planeten in unserem Sonnensystem, nachdem sich die Sonne in einen weissen Zwerg umgewandelt hat ? Die Anziehungskraft des weissen Zwergs ist ja sicher nicht dieselbe wie bei der jetzigen Sonne, wie wirkt sich das dann auf die Umlaufbahnen der Planeten aus ?
 

Ich

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Merkur und Venus werden verschluckt, die anderen haben etwas größere Umlaufbahnen (~20-30%).
 

pauli

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Die Anziehungskraft des weissen Zwergs ist ja sicher nicht dieselbe wie bei der jetzigen Sonne, wie wirkt sich das dann auf die Umlaufbahnen der Planeten aus ?
die Anziehungskraft ändert sich nicht solange die Masse der Sonne sich nicht ändert ... auch wenn sie zu einem SL zusammenstürzt merken die Planeten umlaufbahntechnisch nix davon
 

Kibo

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Wie Ich das aber schon gesagt hat, ändert sich da was an der Masse der Sonne (Sie stößt ja etwas von ihrer Hülle ab) wodurch die Umlaufbahnen dann um die erwähnten 20~30% gößer werden.

guten Morgen Kibo
 

Bynaus

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Die Umlaufbahnen werde nicht nur grösser - es könnte sein, dass das System durch diese Veränderung der Umlaufbahnen destabilisiert wird. So sind Jupiter und Saturn relativ nahe an einer Resonanz. Das war, vor 3.8 Mrd Jahren, schon einmal ein Problem, als dies (vermutlich, gemäss dem Nizza-Modell) dazu geführt hat, dass Uranus und Neptun auf ihre heutigen Bahnen kamen und das Innere Sonnensystem sich plötzlich einem intensiven Bombardement von Asteroiden und Kometen ausgesetzt sah. Weiten sich die Umlaufbahnen durch die Massenverringerung der Sonne am Ende ihres Lebens, könnten Jupiter und Saturn wieder in diese Resonanz fallen und sich gegenseitig die Exzentrizität "aufpumpen", mit der Folge, dass das System mehr oder weniger auseinanderfällt.
 

Emily

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Was bedeutet die Aussage, dass Merkur und Venus "verschluckt" werden, sind die 2 Planeten nachher dann nicht mehr vorhanden ?
 

Bynaus

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Ja, die Sonne dehnt sich aus, wenn sie zum Roten Riesen wird. Ihre äusseren Schichten umgeben dann Merkur und vielleicht auch Venus (das ist nicht ganz sicher - Einig ist man sich nur dahingehend, dass Merkur verschluckt wird, und Mars überlebt). Die Bewegung von Merkur und Venus wird durch die Reibung mit der Sonnenatmosphäre gebremst, womit ihre Bahn immer enger wird - in einer sehr engen Spiralbahn fallen sie auf die Sonne zu, umso schneller, je tiefer die Schichten sind, in die sie eindringen. Schliesslich verdampfen sie, wenn sie dem Sonnenkern zu nahe kommen.

Und ja, das heisst, sie sind danach nicht mehr vorhanden. :)
 

Infinity

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Hallo, Emily,
Was bedeutet die Aussage, dass Merkur und Venus "verschluckt" werden, sind die 2 Planeten nachher dann nicht mehr vorhanden ?
ehe sich die Sonne gemäß Berechnungen zum Weißen Zwerg entwickelt, bläst er sich zu einem Roten Riesen auf, das heißt, seine Größe und Leuchtkraft steigen rapide an. Der Radius vergrößert sich dabei zunächst in etwa um das 166-fache des jetzigen Radius (Quelle: Wikipedia). Das wären R*166 = 1,155*10^8 Kilometer. Zum Vergleich: Die Venus ist im Mittel rund 1,085*10^8 Kilometer und die Erde im Mittel rund 1,500*10^8 Kilometer entfernt. Der Radius der Sonne wird also weiter als die Rotationsellipse der Venus reichen - und da Merkur der sonnennächste Planet ist, werden wohl beide Planeten von der Sonne verschluckt, das heißt, sie verdampfen und verlieren sich quasi im Stern. Das bedeutet aber nicht, dass wenigstens die Erde unversehrt bleibt.
 

_Mars_

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Das bedeutet aber nicht, dass wenigstens die Erde unversehrt bleibt.

Naja, wenn der Radius der Sonne auf soviel ansteigt, dann fehlt dazu ja noch die Exosphäre.

Also, zb. wird ein Satellit ja auch in 500km Höhe über der Erde noch merkbar abgebremst, im Laufe von Monaten.

Dh. die Erde würde durch minimale Reibung weniger Teilchen über wenige Tausend Jahre abgebremst.

Wenn sie nicht vorher eine größere Umlaufbahn erhält - die Masse der Sonne schrumpft ja.
 

Emily

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Danke, nun alles klar soweit. Bei NTV kam gerade über die Feiertage ebenfalls eine Doku mit der Theorie, dass die Erde dabei ebenfalls ganz ordentlich angeschmolzen wird ;)

Frohes neues Jahr 2011
 

sirius3100

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Ein Mitstudent von mir hat vor ein paar Wochen mal ein Referat/Vortrag zu dem Thema gehalten, ob die Erde der Sonne in deren Roten-Riesen-Phase entkommt:

Das ganze ist leider nicht ganz leicht abzuschätzen da es ja durchaus verschiedene Sachen gibt die in verschiedene Richtungen reinspielen:
-Reibung an den äußersten Schichten führt dazu dass sich die Bahn der Erde der Sonne nähert; dieser Effekt ist aber wohl lange recht klein und würde nur eine Rolle spielen wenn sich die Erde der Sonne sehr stark nähert.
-Massenverlust der Sonne führt dazu dass die Umlaufbahn der Erde weiter wird (während der Phase stößt die Sonne ziemlich viel Masse ab)
-Gezeitenkräfte zwischen Sonnen und Erde führen dazu dass sich die Erde der Sonne nähert (wie genau das abläuft weiß ich nicht, liegt wohl daran dass die Erde auf der Sonne auch Gezeitenberge hervorruft und nicht wie beim Mond-Erde-System praktisch nur der Mond auf der Erde)

Nach den Daten aus seinem Vortrag führen letzlich die Gezeitenkräfte irgendwann dazu dass die Erde von einer von ihr auf der Sonnenoberfläche ausgelösten Flutwelle erwischt wird oder einfach direkt in die Sonne stürzt.

Hab das Handout jetzt leider nicht griffbereit, aber ich meine dass er gesagt hat dass die Erde jetzt 1.05 AE von der Sonne weg sein müsste um der Sonne zu entkommen (daran sieht man schon dass das alles sehr knapp ist, und schon ein kleiner Fehler im Modell wie schnell die Sonne ihre Masse verliert oder sonstiges leicht zu einem anderen Ergebnis führen könnten).

Wenn ich das Handout finden sollte kann ich mal nachsehen was er als Quellen dafür verwendet hat (vermutlich irgendein SuW-Artikel oder so).
 

Bynaus

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-Gezeitenkräfte zwischen Sonnen und Erde führen dazu dass sich die Erde der Sonne nähert (wie genau das abläuft weiß ich nicht, liegt wohl daran dass die Erde auf der Sonne auch Gezeitenberge hervorruft und nicht wie beim Mond-Erde-System praktisch nur der Mond auf der Erde)

Wenn die Sonne sich aufpufft in der Roten-Riesen-Phase, wird sie aufgrund der Drehimpulserhaltung sehr viel langsamer rotieren müssen. Die Erde umkreist die Sonne dann schneller, als diese um die eigene Achse rotiert, womit die Gezeitenberge, die die Erde auf der Sonne bewirkt, dieser immer etwas hinterherhinken und sie damit bremsen.

Die Frage, ob die Erde der Sonne entkommt, ist tatsächlich extrem Modellabhängig. In gewissen Modellen überlebt sogar die Venus. Ich finde es aber interessant, dass es für diese eher akademische Frage ein so grosses Interesse gibt. Die Erde wird ohnehin lange vor der Roten-Riesen-Phase unbewohnbar geworden sein, das Leben erloschen. Wenn es das Leben, in all seinen denkbaren und undenkbaren Formen, bis in 1 Mrd Jahre nicht geschafft hat, diesen Planeten zu verlassen, wird es das auch nie mehr tun.
 

jonas

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Die Erde ist schon lange vor dem Aufblähen der Sonne zum Roten Riesen ein toter Planet. Die Sonne wird ständig heisser und in ca. 500 millionen Jahren sind unsere Ozeane dann verdampft. Dann wird diese tote Erde für vielleicht weitere 3 Milliarden Jahre ihre zweiten Existenzabschnitt als lebensfeindlicher, glühend heißer und knochentrockener Felsbrocken verbringen.

Selbst wenn also die Sonne irgendwann die Erde verschlucken könnte ... es gibt dann zu diesem Zeitpunkt schon seit Ewigkeiten niemanden mehr, der sich darüber Sorgen machen oder eine Träne vergiessen würde.

PS: Habe erst nach meinem post gesehen, dass es hier eine Seite 2 gibt. Habe also mehr oder weniger nur den Beitrag von Bynaus wiederholt :eek:
 
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_Mars_

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-Gezeitenkräfte zwischen Sonnen und Erde führen dazu dass sich die Erde der Sonne nähert (wie genau das abläuft weiß ich nicht, liegt wohl daran dass die Erde auf der Sonne auch Gezeitenberge hervorruft und nicht wie beim Mond-Erde-System praktisch nur der Mond auf der Erde)

Am Mond spürt man sehr wohl Gezeiten.

Es sei den, du meinst mit praktisch -> relevante Folgen
 

sirius3100

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So ich weiß jetzt in welcher SuW es um das Ende der Sonne und das Schicksal der Erde ging:
Klaus-Peter Schröder: Feuriger Weltuntergang, Sterne und Weltraum,S.42-48, 7/2008
der Artikel findet sich auch in dem SuW Dossier 2/2010: Astronomie am Limit (das hab ich heute auch noch in ´nem Laden gesehen).
Paper zu dem Thema wäre: Schröder, K.P. und Smith, R.C.: The Distant Future of the Sun and Earth Revisited, MNRAS, 386, S.155-163, 2008

Ach und natürlich ist das Thema rein akademisch, aber deshalb muss es ja nicht ganz uninteressant sein.
Außerdem wäre es für den einen oder anderen ja vielleicht tröstlich zu wissen dass die Erde überlebt auch wenn wir darauf zu dem Zeitpunkt darauf natürlich eh nicht mehr leben können (mir persönlich hilft das aber nicht unbedingt; und vor allem kommt in dem Artikel ja das Gegenteil raus also dass auch die Erde selbst das Ende der Sonne nicht übersteht).

Ach und ja mit "praktisch" meine ich "relevant". Muss mach da noch an die korrekte Spreichweise gewöhnen (aber gut dass darauf hingewiesen wurde: habe das Wort wohl öfter falsch benutzt).
 
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Kibo

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Hmm, wenn man einmal am Tag mit einem Laser für 10 Stunden entgengesetzt zur Flugrichtung der Erde strahlen würde, wie viel Leistung müsste der Lase bringen um das Szenario "Sonnenbad" zu verhindern?
Wieviel Leistung bräuchte man um das überhitzen der Erde in 500 Mio Jahren zu kompensieren?

Die fragen könnten aus dem Astronomie/Physik Leistungskurs stammen wenndas Gymnasium bis Klasse 15 gehen würde:D

mfg
 

Kibo

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OK anscheiend mag das keiner ausrechen, kann ich ja verstehen.
Also ich versuch mich denn selber mal da drann:

laut Wikipedia, kann ich den Impuls eines Photons mit der Formel P=h/λ wobei h für das Planksche Wirkungsquantum steht und λ die Wellenlänge des Photons ist.
So, nu wirds dann schon auch schwierig, denn welchen Laser nehmen wir, und wieviele Photonen stößt der pro Watt raus?

Zum Glück gibts da schon Leute die sich mit dem Thema beschäftigt haben, ich beziehe mich in folgenden Punkten auf den Post von P_E_T_E_R Nr. 700782 in diesem Link hier. Sollte ja prinzipiell keinen Untershcied machen ob man einen Fahrstuhl anschiebt oder die Erde wegdrückt.
Also ich nehme jetzt also die

3.35 x 10^-9 N für 1 Watt in 1 Sekunde,

die der Peter bei seiner vollständigen Absorbtion angibt.

Jetzt ist die Frage, wie viel Newton brauch ich denn um die Erde zu beschleunigen?

Das wird dann in meinem nächsten Post behandelt, jetzt kann das ja erstmal jemand kontrollieren:)
 

Ich

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Kraft ist einfach Leistung durch Lichtgeschwindigkeit, da braucht's keine Photonen für die Rechnung. Stimmt trotzdem (fast): 3,34*10^-9 N.
Aber "1 Watt in 1 Sekunde" geht gar nicht, darauf steht Höchststrafe.
 

Bynaus

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An den Bahnen der Planeten rumzuschrauben, ist keine so gute Idee. Wie alle dicht gepackten Systeme ist auch das innere Sonnensystem nur marginal stabil, steht quasi am Rand des Chaos, ohne chaotisch zu sein. Ändert man die Bahnen deutlich, bringt man das System aus dem natürlichen, dynamischen Gleichgewicht - danach kann man für nichts mehr garantieren. So könnte es sein, dass vor lauter gut gemeintem Erde-von-der-Sonne-wegschieben die Erde mit dem Mars kollidiert. Wie heisst es doch so schön? Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert...
 
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