Wie groß ist das Universum?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Nathan

Registriertes Mitglied
Hallo zusammen,

erstmal möchte ich mich Ihnen vorstellen. Ich bin 43 Jahre alt, Fachinformatiker, seid vielen Jahren interessiert von Astronomie insbesondre Kosmologie und habe hier schon einige sehr interessante Beiträge gelesen. Soviel aber zu mir.

Das ich hier in GdM poste ist der Tatsache geschuldet das es mir als erstes für einen „Off-Topic“ Bereich vorkommt. Sollte der Beitrag hier falsch sein bitte ich einen Moderato/Administrator diesen zu verschieben.

Nun aber zu meiner Frage. Gibt es die Möglichkeit dass es mehrere „Urknälle“ gegeben hat? Ich meine damit explizit nicht, daß es unendlich viele Sterne gibt. Ich meine das, daß uns bekante Universum (die Definition ist mir bekannt) nur eine Art von „MegaGalaxienHaufen“ ist. Gibt es auf der unendlichen Zeitskale nicht die Möglichkeit das die „Singularität“ die das uns bekante Universen begründet hat nicht ein „Pluralität“ ist?

Auf was möchte ich mit diesem Gedankenexperiment hinaus?

Da gibt es den philosophischen Ansatz. Ich (nur meiner Meinung) fände es sehr schade wenn es nach noch 20 Milliarden (mehr oder weniger) Jahren es für immer und ewig nichts mehr geben würde. Von Strahlung mal abgesehen.

Der Mögliche Beweis. Es könnte mit Leistungsstärkeren Teleskopen einer oder mehrere neue „MegaGalaxienHaufen“ gefunden werden.

Für jede konstruktive Antwort will ich mich jetzt schonmal bedanken.

Viele Grüße

Nathan
 
Zuletzt bearbeitet:
9

973

Gast
Ich empfehle dir, lies zunächst einmal grundlegende Artikel über die Kosmologie, sorgfältig, ggf. mehrfach um zu verstehen was gemeint ist, um dir einen Überblickzu machen, welche Vorstellungen bestehen, und auf welchen Erfahrungen / Beobachtungen sie beruhen. Vermutlich wird dabei auch deine Frage beantwortet -- wenn auch nicht sofort sondern eben erst nach längerem Lesen. Wenn danach Sachen übrig bleiben, die nicht, nicht genügend, oder anscheinend falsch erlärt werden - was in etlichen bereichen der Kosmologie bisher nicht besser möglich war - kannst du dir dann eigene Gedanken machen, und dann überblickst du wenigstens bereits die vorhandenen, schon ausprobierten fehlgeschlagenen Theorien und die grundlegenden Sachverhalte.

Obwohl die wiki iA wenig taugt, ist es aber für den Anfang gut damit zu beginnen
http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmologie
Lies auch zu jedem Bericht die englische Seite. Anschließend klicke die blauen links an, um Einzelheiten über die betreffenden Einzelheiten zu lesen, und so fort. Arbeite ein Thema nach dem anderen durch, lies alles langsam um es zu verstehen, es istnormal daß das Zeit dauert, falls erforderlich kannst du bei Unklarheiten zu Details hier fragen. Ich beantworte dein post in dieser Weise, da scheinbar überhaupt keine Vorkenntnisse vorhanden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Nathan

Registriertes Mitglied
Hallo 973,

vielen Dank für die Antwort und die Ratschläge. Ich werde sie befolgen. Da meine Frage anscheinend ziemlich, nun sagen wir mal, dumm ist brauche ich wahrscheinlich keine weiteren Antworten. Es war nur eine Idee die mir im Kopf rungespukt ist.

Viele Grüße

Nathan
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Hallo Nathan,
vielen Dank für die Antwort und die Ratschläge. Ich werde sie befolgen.
ich kann mich 973 nur anschliessen und wenn du das annimmst, bist du sicherlich einen Schritt weiter. Wenn dir während des Lesens Fragen einfallen oder du etwas nicht verstehst, frage nur gerne weiter hier. Noch ein Literaturtipp von mir: Lexikon der Astrophysik von dem bekannten Physiker Andreas Müller frei ins Netz gestellt.

Danach sollte dann sowas
Gibt es auf der unendlichen Zeitskale nicht die Möglichkeit das die „Singularität“ die das uns bekante Universen begründet hat nicht ein „Pluralität“ ist?
erst gar nicht mehr in deiner Vorstellung auftauchen.

Grüsse galileo2609
 

Hirschi

Registriertes Mitglied
meine Antwort ist nur Offtopic:
Danke Galileo für den Link zum Lexikon der Astrophysik. In Verbindung mit Wiki ist das unschlagbar. Ich bedanke mich deshalb ausdrücklich, weil man solche wenig besuchten Seiten auf herkömmliche Weise oftmals gar nicht entdeckt und sie soviel vermitteln können.

Gruß
Hirschi
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Ein paar Gedankenanstösse von mir, Nathan. Erst einmal herzlich willkommen im Forum!

Alles, was wir sehen können, gehört zu unserem Universum. Leistungsstärkere Teleskope lassen uns nur deshalb weiter blicken, weil sie immer leuchtschwächere Objekte zu entdecken vermögen. Wir können aber nicht über den "Nachhall" des Urknalls hinaus blicken. Das "äusserste", was wir sehen können, ist der sogenannte Mikrowellenhintergrund (CMB = Cosmic Microwave Background) - in alle Richtungen. Diese Strahlung entstand, letztlich, im Urknall.

Das wiederum heisst, wir können eine solche Frage gar nicht entscheiden (wobei... siehe weiter unten), weil wir andere "Universen" niemals beobachten könnten - wir sind nach allen Seiten gewissermassen eingeschlossen in unserer Raumzeitblase, unserem Universum.

Die Frage, ob der Urknall sich insgesammt nicht viel eher in ein viel grösseres "Multiversum" einbettet, wird schon lange diskutiert. Historisch nennt man deine Idee das "Insel-Universum", in dem sich im unendlichen, leeren und ungekrümmten Raum (ein sogenannter "euklidischer Raum") hier und da "Urknälle" ereignen, die lokal eine Ansammlung von Materie hervorbringen und durch unglaubliche Weiten voneinander getrennt sind. Bei unserem Universum dehnt sich der Raum aber selbst aus (der Urknall war also keine "Explosion" in einem 3D-Raum) was als Hinweis gedeutet werden kann, dass das "Insel-Universum"-Modell zumindest in seiner einfachsten Formulierung nicht zutreffend ist. Mehr können wir, wie schon oben angedeutet, nicht sagen.

Es gibt aber auch Ideen (z.B. die Schleifenquantengravitation, oder auch Loop Quantum Gravity, LQG), nach denen der Urknall eigentlich ein "Big Bounce" ist, also ein "zurückspringen" des Raumes, der sich gegen eine allzu starke "Kompaktierung" wehrt. Ein solches Modell ist vielleicht testbar, wenn es charakteristische Spuren in der Hintergrundstrahlung hinterlässt. Es gibt auch die Idee (von Lee Smolin, einer der Vordenker der LQG), dass jedes Schwarze Loch "in seinem Inneren" ein neues Universum enthält und unser Universum, im Umkehrschluss, sich im Inneren eines Schwarzen Loches eines übergeordneten Universums befindet.

Wie gesagt, das sind alles Ideen. Es gibt (natürlich) noch viele weitere. Die besten, die wirklich wissenschaftlichen Ideen sind die, die durch Beobachtungen testbar sind, dh, sie machen klare Voraussagen über beobachtbare Eigenschaften.

Und übrigens: Mach dir keine Sorgen. :) In 20 Milliarden Jahren sieht das Universum noch fast gleich aus wie heute. Die masseärmsten Sterne werden z.B. mindestens noch 10 Billionen (10 000 Milliarden) Jahre leuchten.
 

StarWolf

Registriertes Mitglied
Hi an Alle

Zur Größe hätte ich auch mal ne Frage:

Das Alter des Universums - 13,7 mrd. Jahre - ist klar, gibt auch Auskunft über die Größe.

Aber:
...da sie sich unmittelbar nach dem Urknall zunächst mit Überlichtgeschwindigkeit voneinander entfernt haben.
aus Wikipedia (Inflation): Link


Durch die Überlichtgeschwindigkeit muss das Universum ja größer sein als das was wir sehen.

Wie groß denn, kann das mal einer erklären oder einen Link setzen ?

Hab ich was übersehen oder einfach nur nicht verstanden ? :confused:

Grüße

StarWolf
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Hallo StarWolf,
Durch die Überlichtgeschwindigkeit muss das Universum ja größer sein als das was wir sehen.

Wie groß denn, kann das mal einer erklären oder einen Link setzen ?
Bynaus hat es oben schon erwähnt. Der Raum dehnt sich selbst aus. Und zwar an jedem Ort isotrop. Stell dir einen Punkt, ca. 5. Mrd. Lichtjahre von uns entfernt vor. Auch von dem kannst du über das Lebensalter des Universums in alle Richtungen schauen. Unser beobachtbares Universum ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Aber auch repräsentativ für das ganze Universum.

Grüsse galileo2609
 

Bernhard

Registriertes Mitglied
Wie groß denn, kann das mal einer erklären oder einen Link setzen ?
Hallo StarWolf,

gemäß dem aktuellen kosmologischen Modell ist das Universum zu jedem Zeitpunkt nach dem Urknall unendlich groß und hat auch eine unendlich hohe Gesamtmasse, weil die Dichte ja überall gleich sein soll (Homogenität).
MfG
 

StarWolf

Registriertes Mitglied
Hallo StarWolf,

Bynaus hat es oben schon erwähnt. Der Raum dehnt sich selbst aus. Und zwar an jedem Ort isotrop. Stell dir einen Punkt, ca. 5. Mrd. Lichtjahre von uns entfernt vor. Auch von dem kannst du über das Lebensalter des Universums in alle Richtungen schauen. Unser beobachtbares Universum ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Aber auch repräsentativ für das ganze Universum.

Grüsse galileo2609

Hallo StarWolf,

gemäß dem aktuellen kosmologischen Modell ist das Universum zu jedem Zeitpunkt nach dem Urknall unendlich groß und hat auch eine unendlich hohe Gesamtmasse, weil die Dichte ja überall gleich sein soll (Homogenität).
MfG

Danke für eure Antworten

Das ist mir schon klar, aber der Begriff "Überlichtgeschwindigkeit" lässt mich annehmen, dass das Universum größer ist als wir es sehen, oder ist der Zeitraum der Inflation einfach zu klein um eine Rolle zu spielen.

Es geht ja um eine Größenordnung der Planck-Zeit, also im Bereich von 10^-35(40) s.

Vielleicht spielt das ja echt keine Rolle, dann ist meine Frage ja belanglos.

Grüße

StarWolf
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo StarWolf,

es gibt viel Konfusion bei den Größenangaben.

Messen können wir nur die Rotverschiebung des Lichtes, daher geben Astronomen Entfernungen nur als Rotverschiebung z an. Gemeinsam mit dem rot verschobenen Licht von ‚Standardkerzen‘ (SN1a z.B.) kann man den einzelnen Rotverschiebungen Entfernungen zuordnen. Aus den vielen verschieden rot verschobenen Lichtquellen unterschiedlicher Entfernung können wir uns ein Bild machen, wie sich der Hubbleparameter (früher auch Hubblekonstante genannt) im Laufe der Jahrmilliarden verändert hat. Die Entfernungsangaben sind also immer nur errechnete Werte und wie man sie aus der Rotverschiebung zu errechnen hat, hängt von den Modellen die man dazu zur Verfügung hat, ab.

Das älteste Licht das uns heute erreicht war nach der derzeit für die beste gehaltene Rechenvorschrift rund 13,7 Milliarden Jahre unterwegs (Dieser Wert ist, berücksichtigt man alle dafür zur Verfügung stehenden Daten sehr genau und zuverlässig). Lichtjahre ‚Reisezeit für Licht‘ sind zwar für ‚kurze‘ Distanzen in ziemlich guter Übereinstimmung mit der Entfernung, aber bei 13,7 Milliarden Jahren ‚Reisezeit‘ haben sie mit dem, was wir auf der Erde als Entfernung meinen, nicht mehr viel zu tun.

Die Lichtquelle aus der dieses Licht stammt, war zum Zeitpunkt als es ausgesendet wurde rund 42 Millionen Lichtjahre von dem Ort entfernt, an dem wir heute sind und sie ist heute gut 46 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt (diese Entfernungsangabe für dieses Objekt ist seine comoving radial Distance) und Licht das heute von dort ausgesandt wird, wird uns niemals mehr erreichen (wenn die beschleunigte Expansion so weiter beschleunigt wie es heute aus den Beobachtungen errechenbar ist). Alles Licht das irgendwo im Universum heute ausgesandt wird, wird ‚uns‘ bis in alle Ewigkeit nur dann noch erreichen, wenn die Lichtquelle nicht weiter als ca. z=1,8 von uns entfernt ist. Siehe dazu auch: http://msowww.anu.edu.au/~charley/papers/DavisLineweaver04.pdf

Für das Entstehen eines sogenannten Event-Horizon ist die beschleunigte Expansion verantwortlich. Was bedeutet das genau? Auf was bezieht sich diese Angabe beschleunigte Expansion? Nun ich hatte gerade den Ort genannt, von dem aus uns heute gerade das älteste Licht überhaupt erreicht, der der heute gut 46 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist. Seine Geschwindigkeit mit der er sich (dieser Ort) von uns entfernt, hat sich in den ersten 7 Milliarden Jahren immer langsamer von uns entfernt. Seit etwa 7 Milliarden Jahren nimmt seine Geschwindigkeit mit der er sich von uns entfernt wieder zu. Das gilt, proportional zur jeweiligen Entfernung von uns für jeden anderen Ort dazwischen und darüber hinaus.

Dieser Ort, oder eigentlich ist es ja eine ganze Kugelschale rund um uns herum, könnte sich mit beliebiger Geschwindigkeit von uns entfernen, milliardenfache Lichtgeschwindigkeit – das allein würde nicht dazu führen, daß sich ein Ereignishorizont ausbildet. Selbst bei solchen Geschwindigkeiten könnte uns, auch heute erst ausgesandtes Licht von dort in fernster Zukunft erreichen. Aber sobald sich dieser Ort nicht mehr immer langsamer werdend, oder wenigstens mit konstanter Geschwindigkeit von uns entfernt, sondern dabei immer schneller wird und sei’s auch nur ein winzig bißchen pro Jahr oder Jahrmilliarde, bildet sich ein solcher Horizont.

Die Daten die Du dazu z.B. bei Lineweaver oder auch bei Ned Wright http://www.astro.ucla.edu/~wright/ACC.html findest, hängen, insbesondere in der fernen Zukunft davon ab, wie sich diese beobachtete Beschleunigung immer genauer messen läßt (und dabei nicht vielleicht sogar wieder verschwindet) und wenn sie sich nicht wieder ‚wegmessen‘ läßt, vorallem davon, wie sie sich in Zukunft verändern könnte.

Herzliche Grüße

MAC
 

StarWolf

Registriertes Mitglied
@mac

Danke für die ausfürliche Antwort, jetzt is es um einiges klarer.
Ich hab aber gesehen, ich muss noch einiges lernen/nachschlagen.

lg

StarWolf
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oben