Solar Dynamics Observatory: Die Sonne ist erwacht

Hirschi

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Huhu :)
Es könnte mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit zu Katastrophen (jaja, ich weiß mit f aber das sieht dooph aus :D ) kommen. Zu kleinen und zu größeren. Würden wir daraus lernen? Nein. Diese Abhängigkeit von Energie ermöglicht uns ein ziemlich bequemes Leben in Saus und Braus. Solange wir nicht in unserer Existenz bedroht sind, wird sich nichts ändern. Je nach lokaler Auswirkung käme es entweder zu Mordio und Plünderungen oder zum Wiederentdecken der Gesellschaftsspiele. Ein entscheidender Faktor, den ich überhaupt nicht einschätzen kann, ist das Informationstempo. Es könnte deutlich langsamer werden, aber in welchem Maße? Beispiel: Als das Erdbeben in Haiiti wütete, wussten wir innerhalb von nur einem halben Tag von dem Desaster. Hilfe konnte organisiert werden, Hilfsgüter und Personal waren ziemlich schnell vor Ort. (Ich gehe hier nicht näher auf das Verteil- und Organisationschaos dort ein). Vor einhundert Jahren sähe das ganze noch ganz anders aus. Twitter und Facebook liefen da noch mechanisch beziehungsweise per Telegraf (so denn überhaupt ein Kabel nach Haiiti lief, das entzieht sich meiner Kenntnis) und die Gebrüder Montgolfier hätten ihre liebe Mühe gehabt einen Nachrichtensatelliten ind die Umlaufbahn zu bringen. :D
Ich habe nur Angst, dass sich wieder viele Leute von irgendwelchen Weltuntergangs-Sektenführern in den Selbstmord treiben lassen, aber erstens triffts immer die Falschen und zweitens sollte man vielleicht dem Darwinismus auch endlich mal eine Chance geben :p

Grüße
Hirschi
 

jonas

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Hi Hirschi

Hirschi schrieb:
Ein entscheidender Faktor, den ich überhaupt nicht einschätzen kann, ist das Informationstempo. Es könnte deutlich langsamer werden, aber in welchem Maße?
Das ist ein sehr interessanter Punkt. Bei einer kompletten Abschaltung der Elektrizität - sei es präventiv und gewollt oder durch Zerstörung und Notabschaltung - muß man sich fragen: was funktioniert noch?

Zum Funk der Rettungsdienste habe ich auf der vorigen Seite schon was geschrieben. Telefon, egal ob Festnetz oder mobil, fällt aus. Die Handys laufen zwar auf Akku, aber nicht die Mobilfunkmasten. Aus demselben Grund ist auch das Internet tot. Was aber funktionieren könnte wäre der Rundfunk. Falls der eine oder andere Sender im Keller ein Notstromaggregat aufbauen kann, so könnte über mobile DVBT-Empfänger stellenweise sogar TV empfangen werden.

Größere Reichweite hätte allerdings die Kurzwelle. Diese wird im Gegensatz zu allen anderen Wellenlängen an der Atmosphäre reflektiert und ist potenziell weltweit empfangbar, selbst wenn nur noch ein einziger Sender in Betrieb gesetzt werden kann. Was ich jetzt aber nicht weiß, inwieweit moderne Autoradios heute noch KW empfangen können. Meins kann es noch (Baujahr 1999).

Über Kurzwelle im Autoradio könnte man also immer noch weltweit Nachrichten verfolgen und sie ggf. an Nachbarn weitergeben, bzw. an Radiostationen in der Nähe, von denen man weiß, daß sie noch senden können. Und vielleicht steht irgendwo im Keller ja auch noch ein Uralt Kofferradio/Ghetthoblaster, dem man einen Satz frische Batterien schenkt (sofern man einen Laden findet, der die Monstergrößen Babyzelle/Monozelle noch führt). :)
 

Sissy

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Hi Jonas,

Was aber funktionieren könnte wäre der Rundfunk. Falls der eine oder andere Sender im Keller ein Notstromaggregat aufbauen kann, so könnte über mobile DVBT-Empfänger stellenweise sogar TV empfangen werden.

die traditionellen Sender sind schon technisch auf Notstrombetrieb eingerichtet. Da hat jeder was im Keller stehen. Allerdings wird man den verfügbaren Strom wol eher für reine Radiosendungen rationieren. Da erreicht man fast die gesamte Bevölkerung.

Ich hab z.B. neben einem alten, batteriebetriebenen "Kofferradio" auch so ein Teil, das zusätzlich zum Batteriefach oben drauf ne kleine Solarzelle und seitlich ne Kurbel für "Handbetrieb" hat. Hab ich mir vor Jahren billigst für´s Camping zugelegt. Natürlich kein Stereo, keine besonders hohe Lautstärke, aber jede volle Stunden könnte ich damit sogar beim Schein von ein paar Kerzenflammen!!! die Nachrichten im Radio hören. Wahlweise über UKW, KW und LW.

Seit ein paar Jahren werden für die Beleuchtung von Garten/Balkon ja auch Leuchten mit Solarzellen angeboten. So ein Teil liefert 4-6 Stunden Licht am Stück (innen drin ist ein kleiner Akku und ein paar LED´s). Das kann man auch als Lichtquelle für so ein solarbetriebenes Radio verwenden. Und tagsüber wieder aufladen...

Größere Reichweite hätte allerdings die Kurzwelle. Diese wird im Gegensatz zu allen anderen Wellenlängen an der Atmosphäre reflektiert und ist potenziell weltweit empfangbar, selbst wenn nur noch ein einziger Sender in Betrieb gesetzt werden kann.

Bei einem heftigen Sonnensturm ist unsere Ionosphäre extrem aufgeladen und es dürfte kräftige Störungen und Interferenzerscheinungen geben. Was dann mit großer Wahrscheinlichkeit noch geht, ist "Sichtfunkverbindung". Also ein Sender auf nem Turm und in ca. 30-50 km Umkreis bei direkter Sichtverbindung zum Turm hast auch Empfang...

In Deiner Aufzählung fehlt ein wichtiges Glied. Amateurfunk weltweit. Die haben in der Regel alle ne volle LKw Batterie rumstehen, mit der sie ihr eigenes Geraffel über mehrere Tage bei Netzausfall in Betrieb halten können. Hat sich in Katastrophenzeiten bewährt und die Amateurfunker sind so weit basteltechnisch begabt, daß sie auch aus einem Fahrraddynamo, einem Stück Kabel, Isolierband, einem Seitenschneider (Nagelclipser, Taschenmesser), einem Schraubenzieher und Geschick eine "Ladestation" für (kleine) 12 V Akkus machen können.

Natürlich hat man da keine große Leistung, aber die Akkus für ein kleines Radio könnte man mit "Strampeln" problemlos immer wieder aufladen, so man will. Da könnten sich mehrere Nachbarn zusammentun und strampelnderweise den Ladestrom generieren, damit sie Radio hören können...

Außerdem gibt es in jedem Haushalt verdammt viele akku- oder batteriebetriebene Geräte. Nimm einfach die Batterien aus allen Fernbedienungen raus. Damit läßt sich ein kleines Radio (immer nur für die Nachrichten alle Stunde) viel länger als 3 Tage betreiben...

Über Kurzwelle im Autoradio könnte man also immer noch weltweit Nachrichten verfolgen und sie ggf. an Nachbarn weitergeben, bzw. an Radiostationen in der Nähe, von denen man weiß, daß sie noch senden können.

Wenn man diszipliniert mit der Leistung einer modernen Autobatterie umgeht, kann man selbst mit leerem Tank viele Tage lang ein kleines Radio damit betreiben. Auto aufschließen, Nachrichten (in Zimmerlautstärke!) hören, Radio abschalten, Auto abschließen.

Wir reden hier über einen kurzzeitigen (2-4 Tage) Ausfall des Netzstroms. Stellt Euch net so an.

Anderst schaut es aus, wenn weltweit über ein EMP-Ereignis die gesamte Elektronik geschrottet wird. Das würde uns technisch ins späte Mittelalter zurückwerfen. Dann überleben nur die, die sich selbst zu helfen wissen...

Nicht die Intelligenz, nicht die Größe, nicht die Muskelkraft, nicht das Geld sondern die Flexibilität sich an geänderte Umweltbedingungen anzupassen entscheidet über das Überleben von Individuen oder Populationen...

Darwin läßt grüßen ;)

Sissy
 

Sissy

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Hi Hirschi,

Es könnte mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit zu Katastrophen (jaja, ich weiß mit f aber das sieht dooph aus :D ) kommen. Zu kleinen und zu größeren. Würden wir daraus lernen? Nein.

da stimm ich Dir zu.

Ich habe nur Angst, dass sich wieder viele Leute von irgendwelchen Weltuntergangs-Sektenführern in den Selbstmord treiben lassen, aber erstens triffts immer die Falschen und zweitens sollte man vielleicht dem Darwinismus auch endlich mal eine Chance geben :p

so krass das klingt: wer sich wegen ein paar Tagen ohne Strom das Leben nimmt, der bereinigt den Geenpool.

Wie sollen denn die Sektengurus ohne Internet die Menschen erreichen und abzocken? Weltuntergangspredigten auf dem Marktplatz gab es zu allen Zeiten. Die Menscheit hat trot dieser Wirrköpfe überlebt.

Hab ein bissy Vertrauen in den Selbsterhaltungstrieb der Menschen :)

Sissy
 

jonas

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Sissy schrieb:
Bei einem heftigen Sonnensturm ist unsere Ionosphäre extrem aufgeladen und es dürfte kräftige Störungen und Interferenzerscheinungen geben.
Au mann, sissy, der hat weh getan. :D Und ich Trottel referiere da ewig über Funk- und Radiokommunikation in eben diesem Katastrophenfall und wie das bei Stromausfall gehen könnte, dabei haben wir ja auch einen Äther-Ausfall, der ja die Ursache für den ganzen Mist ist :vordieStirnklatsch: :)
 

Hirschi

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Huhu :)
Naja die Ionosphäre ist gute 250km dick. Die Frage stellt sich dann, ob der untere Teil, also der LW/MW/KW-reflektierende, so stark in Mitleidenschaft gezogen werden würde. Mit Einbußen müsste man auf alle Fälle rechnen, aber auf der Nachtseite sollte die Beeinträchtigung minimal sein.
Hab ein bissy Vertrauen in den Selbsterhaltungstrieb der Menschen
Ja, ich persönlich hab da keine Panik. Wenn alles schief läuft, fahr ich nach Meßstetten zu meinen alten Kameraden und geh in den Bunker :D
Beängstigend find ich nur, dass die westliche Welt so ungeheuer abhängig ist vom Strom und wir soviel altes Wissen verloren haben. Ich konnte gar nicht glauben, dass wir angeblich nicht mehr in der Lage sein sollten, eine Saturn V zusammenzubauen und das aufgrund eben dieses Mangels die geplanten Mondmissionen auf Eis gelegt wurden. Das ist äußerst erschreckend. Wenn es denn stimmt.

Gruß
Hirschi
 

Sissy

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Hi Hirschi,

Naja die Ionosphäre ist gute 250km dick. Die Frage stellt sich dann, ob der untere Teil, also der LW/MW/KW-reflektierende, so stark in Mitleidenschaft gezogen werden würde. Mit Einbußen müsste man auf alle Fälle rechnen, aber auf der Nachtseite sollte die Beeinträchtigung minimal sein.

Die Ionosphäre ist eine weltumspannende Sache. Wenn da von der Sonne ein Magnetsturm draufbrettert, ist die rundum betroffen.

Zuerst werden die Ionen im Van Allen Gürtel aufgefangen, der "füllt" sich und "läuft über". Die Ionen brettern dann entlang der Feldlinien in die Atmosphäre, knacken da die Verbindungen in Molekühlen, regen die obere Atmosphäre zu Leuchterscheinungen an und das verursacht fast bis zum Äquator Polarlichter. In langen Metallgebilden (Überlandleitungen für Strom, Pipelines, Eisenbahnschinen, Telegrafendrähten...) wird durch das geänderte Magnetfeld Strom induziert. Sind die noch an den Trafos drann, brennen die durch...

Abhilfe? Vergrab die Elektronik im Erdboden. Möglichst tief. Strom aus Batterien. Optokoppler und Übertragung für weite Strecken über Glasfaserkabel...

Beängstigend find ich nur, dass die westliche Welt so ungeheuer abhängig ist vom Strom und wir soviel altes Wissen verloren haben.

Welches Wissen haben wir verlohren? :confused:

Alles "alte Wissen" steht in Form von Büchern in kilometerlangen Regalen in den Stadtbüchereien, Universitätsbibliotheken, Landesbibliotheken, in zig Archiven. Und ein kleiner Teil bei mir zu Hause im Regal. Von meinem Schulunterricht hab ich noch Logaritmentafeln, Rechenschieber, Grundlagen der Physik, Mathematik, Formelsammlungen... Ich habs nicht über das Herz gebracht, das Zeug wegzuwerfen. ;)

Ich konnte gar nicht glauben, dass wir angeblich nicht mehr in der Lage sein sollten, eine Saturn V zusammenzubauen und das aufgrund eben dieses Mangels die geplanten Mondmissionen auf Eis gelegt wurden. Das ist äußerst erschreckend. Wenn es denn stimmt.

Wer erzählt denn so nen Quatsch? :(

Wenn man will, das nötige Kleingeld hat und genügend politischen Druck macht, wird morgen ne neue Saturn V hergestellt. Allerdings müßte man dazu erst wieder die entsprechende Infrastruktur aufbauen. Die wurde nämlich tatsächlich eingemottet, weil technisch überholt... :D

Grüße
Sissy
 
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Hirschi

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Huhu Sissy :)

Die Ionosphäre ist eine weltumspannende Sache. Wenn da von der Sonne ein Magnetsturm draufbrettert, ist die rundum betroffen.

Zuerst werden die Ionen im Van Allen Gürtel aufgefangen, der "füllt" sich und "läuft über". Die Ionen brettern dann entlang der Feldlinien in die Atmosphäre, knacken da die Verbindungen in Molekühlen, regen die obere Atmosphäre zu Leuchterscheinungen an und das verursacht fast bis zum Äquator Polarlichter. In langen Metallgebilden (Überlandleitungen für Strom, Pipelines, Eisenbahnschinen, Telegrafendrähten...) wird durch das geänderte Magnetfeld Strom induziert. Sind die noch an den Trafos drann, brennen die durch...

Abhilfe? Vergrab die Elektronik im Erdboden. Möglichst tief. Strom aus Batterien. Optokoppler und Übertragung für weite Strecken über Glasfaserkabel...

Ok, ab einer gewissen Stärke geht unsere Ionosphäre sicher in die Knie.

Welches Wissen haben wir verlohren?

Alles "alte Wissen" steht in Form von Büchern in kilometerlangen Regalen in den Stadtbüchereien, Universitätsbibliotheken, Landesbibliotheken, in zig Archiven. Und ein kleiner Teil bei mir zu Hause im Regal. Von meinem Schulunterricht hab ich noch Logaritmentafeln, Rechenschieber, Grundlagen der Physik, Mathematik, Formelsammlungen... Ich habs nicht über das Herz gebracht, das Zeug wegzuwerfen.
Naja, wenn ich vergleiche in welch marodem Zustand manche Meisterleistungen heutiger Ingenieurskunst sind: Ein Beispiel sind unsere Autobahnbrücken, zum Teil nicht mal 40 Jahre alt, aber ohne immense Pflege und Sanierung nicht überlebensfähig. Im Gegenzug gibt es noch Steinbrücken aus der Römerzeit, die weit über 1000 Jahre alt sind und lächelnd der Zeit trotzen. Ich weiß, Bauten aus Naturstein und Stahlbeton sind nur bedingt vergleichbar aber dieser gewaltige Unterschied ist nicht nur durch Material erklärbar.

Wer erzählt denn so nen Quatsch? :(

Wenn man will, das nötige Kleingeld hat und genügend politischen Druck macht, wird morgen ne neue Saturn V hergestellt. Allerdings müßte man dazu erst wieder die entsprechende Infrastruktur aufbauen. Die wurde nämlich tatsächlich eingemottet, weil technisch überholt... :D

Grüße
Sissy

Ich erzähl so nen Quatsch :D Allerdings nicht ohne selbsterlebtes Beispiel.
Ich war bei der Luftraumüberwachung in Meßstetten und dort hatten wir natürlich auch ein Computersystem für das ganze Zeug. Das wurde 1979 bei der Bundeswehr eingeführt und speziell entwickelt. Alles Spezialrechner im Schrankformat, eigene Programmiersprache, 18 bit basiert (saukrumme Zahl)etc.
Im Zuge des langsamen, dennoch stetigen Fortschritts bei den Streitkräften (in etwa vergleichbar mit der Kontinentaldrift) entschloss man sich 1998 zu einer schrittweisen Modernisierung zu einem System auf PC-Basis. Alles vom alten System war vorhanden, sämtliche Dokumentation, Schaltpläne, einfach alles.
Das Entscheidende was fehlte, waren die Spezialisten von damals. Die Leute, die das noch programmieren konnten. Man musste nämlich Schnittstellen zwischen altem und neuem System schaffen, da man nicht alles 1 oder 2 Jahre abschalten kann und komplett umrüsten deutschlandweit.
Wie konnte man sich glücklicherweise helfen? Man holte ein paar graubehaarte Männer aus dem Ruhestand, die dann durch unsern Bunker spaziert sind und ihre alten grauen Zellen wieder aktivierten, um alles zum Laufen zu bringen.
Was ich damit sagen will, es ist eine Sache, alles Wissen in Schrift- oder welcher Form auch immer vorrätig zu haben. Sobald es ans Eingemachte geht, müssen Leute ran, die sich damit auskennen oder man muss das Rad wieder neu erfinden.

Gruß
Hirschi

P.S. Ich musste beim Zitieren n paar emoticons rauswerfen, da ich nur 4 verwenden darf und auch lächeln will. *doppelpunkt, klammer zu*
 
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Sissy

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Hi Hirschi,

Naja, wenn ich vergleiche in welch marodem Zustand manche Meisterleistungen heutiger Ingenieurskunst sind: Ein Beispiel sind unsere Autobahnbrücken, zum Teil nicht mal 40 Jahre alt, aber ohne immense Pflege und Sanierung nicht überlebensfähig. Im Gegenzug gibt es noch Steinbrücken aus der Römerzeit, die weit über 1000 Jahre alt sind und lächelnd der Zeit trotzen. Ich weiß, Bauten aus Naturstein und Stahlbeton sind nur bedingt vergleichbar aber dieser gewaltige Unterschied ist nicht nur durch Material erklärbar.

Stop. Wenn Du eine der alten Steinbrücken hernimmst, über die seinerzeit blos ochsengezogene Karren ratterten, dann vergleichst Äpfel mit Birnen. Das ist unzulässig.

Laß Dir mal von nem Statiker vorrechnen, was passiert, wenn da tagtäglich tausende von Lkw´s mit bis zu 80 t Last drüberbrettern würden. Dann geht auch der Mörtel in diesen Bauten futsch, die Fundamente zerbröseln oder sinken ein...

Wenn eine moderne Brücke sorgfältig und akkurat gebaut wird, dann hebt sie, solange da nur Lkw´s drüber fahren, für deren Belastung sie gebaut wurde.

Aber jedes Jahr weden die Lasten größer, die da drüberfahren. Und beim Bau wird mit krimineller Energie Baumaterial durch schlechtere Qualität "ersetzt", mit den bekannten Folgen...

Das Entscheidende was fehlte, waren die Spezialisten von damals. Die Leute, die das noch programmieren konnten. Man musste nämlich Schnittstellen zwischen altem und neuem System schaffen, da man nicht alles 1 oder 2 Jahre abschalten kann und komplett umrüsten deutschlandweit.

dieses Problem ist bekannt. Nimm Bauspaarkassen oder Banken. Die haben in den 70ern auch ihre Kundendaten auf EDV umgestellt. Allerdings aktualisieren die ihre Hardware in kürzeren Zeitabständen. Mit den Lochkarten aus den 70ern kann heute auch keiner was "auf die Schnelle" anfangen. Auch die Bänder von damals kann ein normaler aktueller Computer net lesen. Aber diese Daten werden jedes Jahr auf modernere Datenträger gesichert...

Wie konnte man sich glücklicherweise helfen? Man holte ein paar graubehaarte Männer aus dem Ruhestand, die dann durch unsern Bunker spaziert sind und ihre alten grauen Zellen wieder aktivierten, um alles zum Laufen zu bringen.

Wenn sich deren Fachwissen biologisch aufgelöst hat, gibt es diese Lösung nimmer. Dann muß sich ein junger Informatiker hinsetzen, die "alte Programmiersprache" neu lernen und gut ist.

Das ist natürlich teuer. Aber machbar.

Was ich damit sagen will, es ist eine Sache, alles Wissen in Schrift- oder welcher Form auch immer vorrätig zu haben. Sobald es ans Eingemachte geht, müssen Leute ran, die sich damit auskennen oder man muss das Rad wieder neu erfinden.

Nein, man muß das Wissen blos erneut in den Kopf der Leute reinkloppen, die was machen sollen. Also sich auf den Hintern setzen und LERNEN. Das Rad muß nicht neu erfunden werden. Man muß nur wieder anwenden, was in den Büchern steht. Also z.B. daß man mit Wärme einen Metallstreifen erweitern kann und über die Holzkonstruktion vom Rad drüberstülpen...

Es kotzt mich an, wenn alleweil lamentiert wird. MACHEN muß man.

Ich finde es erschreckend, wenn mir heutzutage Schüler erzählen, daß sie keinen Werkunterricht haben. Wer in jungen Jahren seine Zeit nur mit Knöpflesdrücken (Computerspielen) verbringt, ist völlig aufgeschmissen, wenn er dann im realen Leben mal nen Nagel in die Wand hauen soll.

Ich erleb das dauernd in der Nachbarschaft. Da fehlt das absolut grundlegendste Verständnis für die einfachsten Dinge, die ich noch in der Schule lernen mußte. Hmmm, "mußte"... Sollte eigentlich heißen "durfte" :) ...

Mittlerweile sind wir ein Stück weit weg von der ursprünglichen Frage. Wenn die Erde von einem "Monstersturm" der Sonne getroffen wird, dann haben wir ein Problem. Ich glaub nämlich net, daß die Netzbetreiber schnell genug reagieren. Technisch wäre es machbar. Aber aus bescheuerten Gründen (Schiß vor den Auswirkungen auf den Aktienkurs und technische Inkompetenz/Ignoranz im Vorstand) wird es verpennt werden. Und unsere Zivilisation erlebt ne ernsthafte Krise. :mad: ..

Aber die Menschheit als Ganzes wird dadurch net ausgerottet. Höchstens dezimiert...

Friedliche Grüße
Sissy
 

jonas

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Hi Sissy,

Du wolltest Hirschi widersprechen, hast aber eigentlich ihm vollständig zugestimmt ;) Dein Beispiel mit dem fehlenden Werkunterricht und dem von Dir vermuteten Unvermögen heutiger Kinder später als Erwachsene einen Nagel in die Wand zu schlagen ist im Prinzip nichts anderes als Hirschi's ursprüngliches statement:
Beängstigend find ich nur, dass die westliche Welt so ungeheuer abhängig ist vom Strom und wir soviel altes Wissen verloren haben. Ich konnte gar nicht glauben, dass wir angeblich nicht mehr in der Lage sein sollten, eine Saturn V zusammenzubauen

Sissy schrieb:
Wenn die Erde von einem "Monstersturm" der Sonne getroffen wird, dann haben wir ein Problem. Ich glaub nämlich net, daß die Netzbetreiber schnell genug reagieren. Technisch wäre es machbar.
So einfach ist das technisch eben nicht machbar. Man muß sich das schon irgendwie so vorstellen: Der durch den Sonnensturm induzierte Fremdstrom ist in etwa vergleichbar, als ob man bei Tempo 200 im Auto plötzlich den Rückwärtsgang einlegt. Das Schicksal des Getriebes entspricht dann etwa dem Schicksal der Transformatoren.

Moderne Transformatoren haben eine Spezifikation inwieweit sie GIC-tolerant sind (GIC=geomagnetically induced current). Aber auch das, sowie andere Schutzsysteme, ist nicht immer praktikabel.

Eine zusätzliche Verwundbarkeit besteht besonders in Europa im Zusammenhang mit regenerativen Energien. Um diese ein Stück weit in Richtung Grundlastfähigkeit zu rücken wird zur Zeit an einem "intelligenten Stromnetz" gebaut, das unter anderem Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen zum Ausgleich der Schwankungen von Wind und Sonne mit einbezieht. Das bedeutet, daß Netze in besonders von Sonnensturm gefährdeten hohen Breitengraden vital für unsere Stromversorgung werden und bis hinunter nach Spanien und Italien leitend verbunden sind.

Es ist also nicht nur eine Frage von Kosten und Aktienkursen, sondern geht weit darüber hinaus.
 

Sissy

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Hi Jonas,

Du wolltest Hirschi widersprechen, hast aber eigentlich ihm vollständig zugestimmt ;) Dein Beispiel mit dem fehlenden Werkunterricht und dem von Dir vermuteten Unvermögen heutiger Kinder später als Erwachsene einen Nagel in die Wand zu schlagen ist im Prinzip nichts anderes als Hirschi's ursprüngliches statement

jain. Wir haben einen unterschiedlichen Blickwinkel. Ich den technisch machbaren, Du den gesellschaftspolitischen ;)

Das "Wissen" ist da. Gespeichert in Büchern (und im Internet). Es ist allerdings bei Stromausfall von den "Knöpflesdrückerkindern" nicht "online" abrufbar. Weil die Kinder es heute nicht mehr in der Schule lernen (müssen). Da wir "Dinosaurier", die es tatsächlich lernen mußten, irgendwann nicht mehr da sind und den Kindern aus unserem Erfahrungs- und Wissensschatz helfen können, muß spätestens die nächste Generation an Schülern alles neu lernen, oder unsere Zivilisation geht baden.

Der durch den Sonnensturm induzierte Fremdstrom ist in etwa vergleichbar, als ob man bei Tempo 200 im Auto plötzlich den Rückwärtsgang einlegt. Das Schicksal des Getriebes entspricht dann etwa dem Schicksal der Transformatoren.

das ist sehr schön formuliert und trifft den Nagel auf den Kopf.

Daher auch meine Forderung an die Netzbetreiber, im Falle eines Monstersturms eine geplante Abschaltung der Überlandleitungen vorzubereiten und zu kommunizieren, solange der Strom für Radio und Fernsehen noch da ist.

Mit solchen Zuständen muß man einfach rechnen. Das ist die uns umgebende Natur. Genauso wie Wirbelstürme, Überschwemmungen und Erdbeben. Das können wir nicht verhindern. Blos die Folgen abschwächen.

Wer keine Vorsorge trifft, ertrinkt, wird von umherfliegenden Teilen erschlagen oder stirbt, weil lebenserhaltende Maschinen ohne Strom nicht funktionieren. So einfach ist das. Das wird nur gerne ignoriert...

Eine zusätzliche Verwundbarkeit besteht besonders in Europa im Zusammenhang mit regenerativen Energien. Um diese ein Stück weit in Richtung Grundlastfähigkeit zu rücken wird zur Zeit an einem "intelligenten Stromnetz" gebaut, das unter anderem Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen zum Ausgleich der Schwankungen von Wind und Sonne mit einbezieht. Das bedeutet, daß Netze in besonders von Sonnensturm gefährdeten hohen Breitengraden vital für unsere Stromversorgung werden und bis hinunter nach Spanien und Italien leitend verbunden sind.

Der technische Zusammenhang mit dem europaweiten Netzwerk ist mir schon klar. Der Stromausfall vor ein paar Jahren, der weite Teile Europas für ein paar Stunden lahmgelegt hat, zeigte das ja auch sehr eindrucksvoll.

Da brach wie bei umfallenden Dominosteinen das Netz zusammen, weil unglücklicherweise in einigen Regionen zu hohe Lasten waren und der Transfer von anderen Gebieten nicht funktionierte.

Rein technisch wäre eine kurzfristige kontrollierte Abschaltung der Überlandleitungen als Prophylaxe gegen induzierten Strom durch einen Monstermagnetsturm (und die daraus folgende mechanischen Zerstörung der Transformatoren) durchaus machbar, aber der träge, verwöhnte menschliche Geist der Verantwortlichen wird es vermutlich verhindern...

Nimm als Beispiel Gewitter:
Jeder weiß, daß da Blitze ins Stromnetz einschlagen können und dann elektrische Geräte wegen Überspannung den Geist aufgeben. Aber wer zieht wirklich prophylaktisch den Stecker vom Fernseher aus der Steckdose, solange draußen die Blitze toben?

Frag mal bei den Versicherungen nach, wie viele Geräte wegen Überspannung durch Blitzeinschlag kaputt gehen und als Schadensmeldung dort eintrudeln...

Es ist also nicht nur eine Frage von Kosten und Aktienkursen, sondern geht weit darüber hinaus.

Ja. Jeder verwöhnte Mensch muß sich klarmachen, daß die unbegrenzte Verfügbarkeit von Strom, Wasser und Nahrungsmitteln, Feuerwehr und Krankenwagen keine Selbstverständlichkeit ist, gegen die Naturgewalten nicht eingeklagt werden kann und man gefälligst selber Vorsorge für Notfälle zu treffen hat.

Sissy
 
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