Solar Dynamics Observatory: Die Sonne ist erwacht

astronews.com Redaktion

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Am Sonntag beobachteten Astronomen eine gewaltige Eruption auf der Sonnenoberfläche. Nach einer langen Ruhezeit dürfte unser Zentralgestirn somit wieder erwacht sein. Durch die Eruption wurden Partikel direkt Richtung Erde geschleudert. Sie könnten in der kommenden Nacht für spektakuläre Polarlichter sorgen. (3. August 2010)

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Änis

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Hat das irgendwelche Auswirkungen auf die Erde? Wenn ja was für welche und in welchem Ausmass?
 

Chrischan

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Hallo Änis,

willkommen im Forum.


Hat das irgendwelche Auswirkungen auf die Erde?
Ja, solche Sonnenstürme sorgen seit Jahrtausenden für schöne Polarlichter auf der Erde.

In extremen Fällen können aber auch schonmal vorübergehend Störungen im Funk (TV, Radio, Handys, etc.) auftreten.

Gruß,
Christian
 

Puma

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Hallo!

Dann wollen wir mal hoffen, daß heute abend keine Wolken zu sehen sind. Vielleicht gelingt uns dann ein Blick auf diese Naturphänomen :)
 

Sissy

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Hi Änis,

auch von mir ein Wilkommen :)

Um Polarlichter zu sehen, mußt relativ weit im Norden von Deutschland wohnen. Im Süden (Stuttgart, Bodensee, München) sind die sehr selten zu sehen, an der Küste dagegen kommen sie häufiger vor...

Grüße
Sissy
 

jonas

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Nun, so etwas kann eigentlich jederzeit passieren und wäre für uns wohl mehr als nur unangenehm. Es gab mal einen PR Spruch der Versorger in der TV Werbung: Im Prinzip geht alles, aber ohne Strom geht nichts.

Selbst wenn man vorher noch Geld abgehoben hat, kann man trotzdem im Supermarkt nichts einkaufen, denn keine Kasse funktioniert, auch keine Waage an der Wursttheke. Man kann kein warmes Essen zubereiten - es sei denn man hat einen Gasherd mit einer Gasflasche in der Küche. Man kann auch nicht tanken, weil die Pumpen der Tankstellen nicht funktionieren. Die Toiletten gehen auch nur noch einmal, da die Wasserwerke keinen Druck mehr ins System geben können.

Kurz und gut: bei einem durch heftigen Sonnensturm ausgelösten großflächigen Stromausfall, der erst nach Tagen oder gar Wochen behoben werden kann, wäre man ziemlich am Arsch.
 

Exciter

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Wie wahrscheinlich ist sowas denn? Also mal davon abgeleitet das der so heftig ist, das es uns überhaupt trifft und das diese Wirkung eintritt?

Gibts da keine Maßnahmen die man vorher treffen könnte?
 

jonas

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In der englichen Wikipedia ist im Artikel Solar storm of 1859 folgendes zu lesen:
Ice cores show evidence that events of this magnitude -- as measured by high-energy proton radiation, not geomagnetic effect -- occur approximately once per 500 years, with events >1/5 as large occurring several times per century. Less severe storms have occurred in 1921 and 1960, when widespread radio disruption was reported.
Also alle 500 Jahre kann es zu einem solch massiven Sonnensturm kommen. Ein Drittel der "Wartezeit" haben wir also schon hinter uns :D

Die deutsche Wikipedia zählt im Artikel Auswirkungen des Sonnenwinds folgende historische Daten auf:
Sonnenwinde und ihre Auswirkungen auf die Technik sind seit z. B. 1847, 1859, 1921 und 1940 bekannt, weil es zu Störungen in der Telegraphie, an Signalanlagen der Bahn, bei der Radiokommunikation und vereinzelt sogar zum explosionsartigen Durchschmoren von Transformatoren gekommen ist (zu einem Transformatorenausfall ist es z. B. am 13. März 1989 in Quebec gekommen).

Über den Sturm von 1989 kann man hier ein wenig lesen.

Maßnahmen, die man dagegen treffen kann, gibt es nur in dem Sinne, daß man sich darauf langfristig vorbereitet und entsprechende Investitionen in das Stromnetz macht. Nach 1989 wurde dies in Nordamerika und Europa in Angriff genommen. Verhindern kann man die Auswirkungen aber nicht völlig, sondern nur versuchen den Schaden zu begrenzen. Siehe dazu auch: http://en.wikipedia.org/wiki/Geomagnetically_induced_current
 

jonas

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Als Nachtrag zu diesem Thema habe ich noch einen sehr ausführlichen Artikel gefunden: Severe Space Weather Events--Understanding Societal and Economic Impacts:
A Workshop Report (2008, 144 Seiten) LINK

Dieser workshop, in dem Vertreter der NASA, US Airforce, der US Luft- und Raumfahrtindustrie, der Elektrizitätsversorger sowie verschiedener Universitäten und Institute als Redner auftraten, arbeitet recht detailliert heraus, welche Gefahren durch einen massiven Sonnensturm entstehen, wie mit diesen Gefahren bislang umgegangen wurde und was für die Zukunft noch zu tun ist.

Schwerpunkte sind hierbei die Versorgung mit Elektrizität und die Abhängigkeit der Flugnavigation von GPS in den USA. Mein Urteil: im Hinblick auf 2012 (nächstes solares Maximum) recht lesenswert und potenzieller Stoff für Katastrophenromane und -Filme :), auf jeden Fall aber weit, weit ausführlicher, als die dürftigen Artikel in Wikipedia.
 

StarWolf

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Selbst wenn man vorher noch Geld abgehoben hat, kann man trotzdem im Supermarkt nichts einkaufen, denn keine Kasse funktioniert, auch keine Waage an der Wursttheke. Man kann kein warmes Essen zubereiten - es sei denn man hat einen Gasherd mit einer Gasflasche in der Küche. Man kann auch nicht tanken, weil die Pumpen der Tankstellen nicht funktionieren. Die Toiletten gehen auch nur noch einmal, da die Wasserwerke keinen Druck mehr ins System geben können.

Kurz und gut: bei einem durch heftigen Sonnensturm ausgelösten großflächigen Stromausfall, der erst nach Tagen oder gar Wochen behoben werden kann, wäre man ziemlich am Arsch.

Ganz so tragisch seh ich das nicht.
Es gibt auch Waagen die ohne Strom funktionieren, zum Essenwärmen hilft auch ein Griller, und wir hier haben noch einen Wasserturm der sicher kurzfristig liefern kann, ansonsten gibts ja noch Handpumpen, auch für Treibstoff.
Zwischen ein paar Tagen und ein paar Wochen ist schon ein gewaltiger Unterschied.
Nur schreiben könnte ich hier nicht mehr, da mein Akku nur 4 Std. hält und das Ding nicht mit Gas geht:D

Sehen wir das ganze dann als Campingurlaub.

hoffentlich nicht stromlose Grüsse
StarWolf

p.s.
Die Wirtschaft hab ich mal weggelassen.
 

jonas

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Es gibt auch Waagen die ohne Strom funktionieren, zum Essenwärmen hilft auch ein Griller, und wir hier haben noch einen Wasserturm der sicher kurzfristig liefern kann, ansonsten gibts ja noch Handpumpen, auch für Treibstoff.
Solche mechanischen Waagen sind im deutschen Lebensmittelhandel nicht mehr zugelassen, aber das ist ja sowieso nebensächlich, da die Ware nicht mehr gekühlt werden kann. Was also in den ersten beiden Tagen nicht aufgegessen werden kann, verdirbt.

Ansonsten hast Du recht, es wird einen run auf die Campingausrüster geben. Und auch einen run auf Schaufeln für den Donnerbalken :D Was Benzin betrifft: Hast Du so eine Pumpe daheim und hast Du schonmal 10 Eimer voll Flüssigkeit aus 5 Metern Tiefe heraufgepumpt? Abgesehen davon fällt nach kurzer Zeit der Benzinnachschub aus bzw. wird rationiert, denn Raffinerien stehen ja auch still.

In dem workshop, den ich oben verlinkt habe, geht man bei heutigem Stand davon aus, daß bei einem event der Stärke von 1859 in den nördlichen Bundesstaaten der USA bis zu 97% der Transformatoren zerstört würden (Seite 78-79). Die Lieferzeit für einen Transformator wird dort mit 1 Jahr angegeben. Schätzungen des wirtschaftlichen Schadens liegen bei 1-2 billionen Dollar (zum Vergleich Hurricane Kathrina: 81-125 milliarden Dollar) und je nach Schwere des Schadens 4-10 Jahre Zeit bis zur vollständigen Wiederherstellung der Versorgung.
 

Hirschi

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... Was also in den ersten beiden Tagen nicht aufgegessen werden kann, verdirbt. ...

Huhu :)
letztens hab ich (und jetzt schlag mich bitte nicht Jonas, das war purer Zufall :D ) auf Galileo gesehen, dass man mit Kunstdünger im Wasser sein Bier im Sommer sehr adäquat auf Genusstemperatur bringen kann. ;)
Die Sache mit den Transformatoren ist da schon weitaus kritischer zu betrachten. Als neigschmeckter (also nicht dort geborener) Schwabe würd ich schonmal anfangen, auf Vorrat zu bauen.
Jetzt mal eine reine Interessensfrage weil ich mich mit dem Thema nichtmal ansatzweise auskenne: Hat der Rhythmus des Maya-Kalenders irgendwas mit der Sonnenaktivität zu tun? Das hat keineswegs etwas mit der 2012 Panikmache oder anverwandtem Eso-Geschwurbel zu tun.

Grüßle
Hirschi
 

jonas

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Hi Hirschi

Ob der Maya Kalender irgendetwas mit der Sonnenaktivität zu tun hat kann ich mir nicht vorstellen. Selbst wenn die Maya in der Lage gewesen wären die Sonnenaktivität astronomisch zu beobachten, so ist diese doch zu unregelmäßig um für Kalenderzwecke dienlich zu sein.

Auf Galileo und anderen Wissensmagazinen habe ich auch Methoden gesehen um Bier zu kühlen. Die einfachste Methode ist ein paar nasse Handtücher um das Fass zu wickeln. Die Verdunstungskälte bringt den Inhalt recht rasch auf angenehme Temperaturen :)

Das bringt aber bei Kühlhäusern eher wenig ;) Als an meinem früheren Arbeitsplatz mal der TK ausfiel, natürlich am Freitag Abend, war bis Sonntag Vormittag die Temperatur von -23° auf -3° gestiegen. Im TK lagerte Fleisch im Wert von ca. 20.000 Euro, aber die Chefin war zu geizig den erhöhten Wochenendtarif für einen Notfalltechniker zu bezahlen. Eigentlich war das Fleisch schon am Sonntag nicht mehr legal verkaufsfähig, aber zumindest war es noch genießbar. Am Montag wäre es zu Ende gewesen. Also: zwei Tage kommen da ziemlich gut hin.

Und jetzt mal eine kleine Rechnung für Deutschland: Fast jeder Bürger isst zu Mittag 170 Gramm Fleisch und zu Abend nochmal ca. 80 Gramm Wurst. 250 Gramm multipliziert mit 80 Millionen Einwohnern ergibt eine Fleischmenge von 20.000 tonnen pro Tag. Man muß die Kleinkinder und Vegetarier abziehen, aber dann auch den Bedarf für Haustiere wieder draufschlagen. Es dürfte einigermaßen hinkommen.

Da Fleisch mindestens 5 Tage reift liegen in den Kühlhäusern Deutschlands nicht unter 100.000 tonnen Fleisch oder umgerechnet etwa rund 400.000 Kühe und Schweine. Das ist eine ziemlich beachtliche Herde, die auch bei großen Naturkatastrophen nicht vernichtet wird. Und diese Herde vergammelt jetzt. Obwohl das in diesem Fall keine unmittelbare Seuchengefahr darstellt, ist deren Beseitigung bei einem Stromausfall doch ein recht beachtliches Problem.
 

Sissy

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Hi Hirschi,

solch ein Stromausfall durch Induktion sollte unsere Zivilisation eigentlich nicht unvorbereitet treffen.

Tja, ich schreib "sollte", weil die Stromkonzerne leider nicht wirklich auf Sicherheit spielen. Denn das sind private Firmen, denen es schlicht um Knete geht. Wer wirklich "auf Sicherheit" spielt, geht im Konkurenzkampft der einzelnen Unternehmen unter :( ...

Wir haben eine Vorwarnzeit.

Sowol Militär als auch staatliche und nichtstaatliche Organisationen beobachten die Sonne.

Sollte also wirklich einer der seltenen, dafür aber sehr starken Ausbrüche in Richtung Erde ziehlen, müßte einfach vor Eintreffen der ersten Wellenfront von den Stromerzeugern alles runtergefahren werden. Dann hätten wir ein paar Tage keinen Strom und sollten aus Sicherheitsgründen am besten einfach zu Hause bleiben. Wenn elektrische Geräte ausgeschaltet sind, werden sie keinen Schaden nehmen, ist das globale Stromnetz in seine einzelnen Komponenten "zerlegt" und die Trafos abgekoppelt, gehn die auch net kaputt... ;) ...

Na ja, für die Krankenhäuser, Alten- und Pflegeeinrichtungen, die Polizei und sonst noch ein paar weitere Einrichtungen muß dann per Notstromversorgung durch Generatoren die Zeit überbrückt werden. Otto Normalverbraucher dagegen sitzt bei Kerzenlicht um den Wohnzimmertisch und ließt eventuell ein Buch. ENdlich mal kein Handyklingeln :)...

Ein paar Tage kann man als Otto Normalverbraucher mit bescheidener Campingausrüßtung schon überbrücken. Ein Vorrat an Trinkwasser (Sprudel, Saft) gehört ebenso wie ein paar Lebensmittel in Dosen oder getrocknet in jeden Haushalt. Wer keine einzige Kerze und keinen Spirituskocher zu Hause hat, ist selber schuld.

Und über die Medien wird hoffentlich die Bevölkerung korrekt informiert über Dauer und Ursache der Stromabschaltung samt den Folgen (z. B. für Gas und Wasserversorgung)...

Ein solches Ereignis wird mit Sicherheit unsere globale Wirtschaft bös treffen, vor allem die Gesundheitseinrichtungen und die Erzeuger und Verteiler von Lebensmitteln. Stell Dir mal bitte nen Betrieb mit 1000 Milchkühen vor. Da muß der Bauer auf einmal alle Kühe von Hand melken, wenn er keinen Strom mehr übers Netz beziehen kann. Geht bei der Zahl von Tieren net. Ein Drama! Weniger für den Verbraucher. Der überlebt auch ohne Frischmilch/Yogurt ein paar Tage. Aber die Tiere gehen ein, wenn sie net gemolken werden!

Wenn eine Kühltruhe voller Steaks vergammelt, das ist blos ein finanzieller Verlußt, Menschen- und Tierleben halte ich für wichtiger...

Sissy
 

Hirschi

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Vielleicht war die Filialleiterin beim Thema Kosten-Nutzen-Rechnung (das ist so eher mein Metier als BWLer, alleine Vektor-Mathe statt Stochastik wäre wohl fürs Hobby Astronomie / -physik der geeignetere Begleiter gewesen) grad Kreide holen. ;)
Wow... also diese Menge an Fleisch ist schon beachtlich. Wenn wir annehmen, dass davon 250k Schweine und 150k Kühe sind, ergäbe sich ein "Fleischwürfel" von ca 90m Kantenlänge.
Am spannensten jedoch dürfte sich das Chaos an den Finanzmärkten zeigen. Geld ist zu so einem irrsinigen "Rohstoff" geworden, der auch größtenteils wie die dunkle Materie nicht greifbar sondern nur rechnerisch vorhanden ist ... wenn das mal nicht ins Auge geht.
Am Lustigsten ist... die von uns belächelten und abgeschotteten "Steinzeit-Stämme" in z.B. Papua-Neuguinea oder auf den Andamanen-Inseln werden nichts davon merken, außer eventuellen Nordlichtern :D
Aber mit dem vollsten Vertrauen in unsere stets handlungsfähigen und -willigen Regierungen, deren stets durch gesunden, vorausschauenden Menschenverstand geprägte Handlungen jederzeit Anlass zur Sorge... (Moment, irgendwie hab ich mich verhaspelt)

Gruß
Hirschi
 
Zuletzt bearbeitet:

jonas

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Hi Sissy
Sissy schrieb:
solch ein Stromausfall durch Induktion sollte unsere Zivilisation eigentlich nicht unvorbereitet treffen. (...) Wir haben eine Vorwarnzeit.
Das ist zwar richtig, und im genannten workshop wurde auf Anfrage wie wertvoll diese Vorhersagen für die Stromwirtschaft seien, von dieser als "unschätzbar wertvoll" angegeben.

Diese Vorwarnzeit ist aber elend kurz, nämlich gerade mal rund 24 Stunden. Dies lässt zwar mehr Zeit als z.B. eine Tsunamiwarnung, würde aber dennoch wegen des äußerst seltenen Auftretens die Menschen völlig unvorbereitet treffen. Selbst wenn die Elektrizitätswirtschaft eine solche Notabschaltung des Netzes als Option in den Reaktionsplänen vorhält, so ist der Rest der Bevölkerung nicht darauf vorbereitet.

Ein Problem hast Du ja auch genannt, z.B. die Milchkühe. Aber es kommt ja viel dicker. Denn die Notstromversorgungen der Krankenhäuser sind nicht dafür dimensioniert einen ganz normalen Betrieb fortzusetzen, sondern eben nur noch die absolut notwendigsten Maschinen weiter zu betreiben. Ob z.B ein Dialysezentrum alle ihre Geräte weiter mit Strom versorgen kann, ist daher zweifelhaft. Und die Heimdialyse geht ja dann sowieso nicht mehr.

Wenn das Telefonnetz ausfällt und Du froh bist, daß nun kein Handy mehr klingelt, dann klingelt aber auch kein Telefon in den Notrufzentralen mehr. Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehr können einpacken und schlafen gehen. Niemand kann sie mehr erreichen.

Sicherheitseinrichtungen werden ebenfalls funktionslos: Alarmanlagen, elektronisch gesicherte Zugangstüren (hinter denen nun Menschen eingeschlossen sein können), Überwachungsanlagen in den JVA's, alles ist aus. Ein goldener Tag für Einbrecher und Ausbrecher ist angebrochen :D.

Das präventive Abschalten der Elektrizität während eines Sonnensturms, der ein paar Tage anhalten kann, ist vielleicht vordergründig die einfachste Lösung, aber wahrlich nicht die beste.
 

Sissy

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Hi Jonas

Diese Vorwarnzeit ist aber elend kurz, nämlich gerade mal rund 24 Stunden.

das reicht, um Kernkraftwerke kontrolliert abzuschalten, alle Flugzeuge weltweit sicher auf den Boden zu bringen, Züge in den nächsten Bahnhof zu fahren, Schiffe darüber zu verständigen, daß demnächst die GPS gestützten Geräte nutzlos werden und der Funkverkehr in absehbarer Zeit zusammenbricht.

Es reicht auch, potentiell gefährliche Versuche in Forschungslabors einzustellen, alle Katastrophenschutzeinrichtungen zu alarmieren, Freiwillige Helfer und hauptamtliches Personal in die Sammelstellen zu rufen, Soldaten, Reservisten (gibt es die noch?) in die Kasernen zu rufen, sämtliche Notstromaggregate sowie Batterien/Akkus zu überprüfen, das Auto nochmal vollzutanken und Lebensmittel und Getränke sowie ein paar Kerzen für 3 Tage einzukaufen.

Dezentrale Stromversorgungen dürften da die Nase vorn haben. Wenn keine großen Längen in den Kabelnetzen vorhanden sind, ist die Geschichte mit der Induktion nicht so tragisch. Die können eventuell weiterarbeiten. Ich denke da an die kleinen Kraftwerke "im Keller", Solarstromanlagen auf Dächern...

Selbst wenn die Elektrizitätswirtschaft eine solche Notabschaltung des Netzes als Option in den Reaktionsplänen vorhält, so ist der Rest der Bevölkerung nicht darauf vorbereitet.

Da hast Du völlig recht. Leider macht sich der Großteil der Bevölkerung Null Gedanken über Notfälle.

Ein Beispiel: Vor ein paar Wochen gab es bei uns im Kreis starke Regenfälle. Alle Bäche/Flüsse traten über die Ufer. Ganze Ortschaften standen 2 oder 3 Tage bis zu 1 Meter unter Wasser. Strom, Gas und Wasserversorgung wurden vorsorglich abgeschaltet.

Eine junge Mutter hat einen Reporter herzergreifend verzweifelt (und dämlich) um Hilfe angefleht. Jeder, der nen Campingkocher im Keller hat, soll den zu ihr bringen, damit sie die Milch für ihr Kleinkind aufwärmen kann.

Meine Güte, kein Kind stirbt, wenn es mal kalte Milch oder Hipp-Breile essen muß. Und wenn die dumme Nuß 3 Teelichter auf ein Kuchenblech gestellt hätte, 3 Tassen umgedreht daneben als Auflagefläche für nen Kochtopf, dann hätte sie die Milch innerhalb von 20 Minuten warm gehabt. So ein Teelicht brennt mehr als 2 Stunden, für n Appel und ein Ei gibts die im Hunderterpack in jedem Supermarkt. Sowas muß man einfach zu Hause haben. Oder nen Spirituskocher. Und für die Versorgung mit Trinkwasser läßt man die Badewanne volllaufen, sobald die erste Meldung kommt, daß es örtlich Überschwemmungen gibt. Das sind dann 100 Liter frisches, sauberes Wasser...

Hirn einschalten und den Schädel net blos als Ständer für hippe Frisuren benutzen...

Ich hab vor ein paar Jahren 10 Tage eingeschneit und nach Lawienenabgang abgeschnitten von Strom und jeder Hilfe im Gebirge verbracht. Kerzen waren die einzige Möglichkeit, etwas Wasser für ne Suppe warm zu machen. War umständlich, ging aber problemlos und ohne Gesundheitsschäden. Ich hab knapp 50 Teelichter in den 10 Tagen verbraucht und war 3 kg leichter.

Denn die Notstromversorgungen der Krankenhäuser sind nicht dafür dimensioniert einen ganz normalen Betrieb fortzusetzen, sondern eben nur noch die absolut notwendigsten Maschinen weiter zu betreiben. Ob z.B ein Dialysezentrum alle ihre Geräte weiter mit Strom versorgen kann, ist daher zweifelhaft.

Solche Einrichtungen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste für Notversorgung. THW und auch die Energieerzeuger haben kompakte Notstromaggregate, die in einem solchen Fall eingesetzt werden. Und man muß ja auch nicht den ganz normalen Betrieb aufrechterhalten. Du glaubst ja garnicht, wie viel Stromverbraucher auch in einem Krankenhaus ausgeschaltet werden können.

Alles, was nicht lebensgefährlich ist, wird mit einfachen Mitteln versorgt und heimgeschickt. Nur Notfallpatienten bleiben dort, werden auf wenige Stationen konzentriert und gut ist...

Vor ein paar Jahren gab es (in NRW?) im Winter einen mehrwöchigen Stromausfall. Da waren die Überlandleitungen so dick zugefrohren, daß unter dem Gewicht vom Eis ganze Masten umgeknickt sind. Es hat mehrere Wochen gedauert, bis alle wieder Strom hatten. Tote gab es deswegen meines Wissens keine...

Wenn das Telefonnetz ausfällt und Du froh bist, daß nun kein Handy mehr klingelt, dann klingelt aber auch kein Telefon in den Notrufzentralen mehr. Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehr können einpacken und schlafen gehen. Niemand kann sie mehr erreichen.

Bei einem Brand kann man zu Fuß, auf´m Gaul, mit dem Fahrrad, Moped, Auto zur Feuerwehr fahren und Meldung machen. Dito für Polizei und Rettungsdienst.

Das dauert natürlich länger als per Telefon, ist aber prinzipiell machbar...

Sicherheitseinrichtungen werden ebenfalls funktionslos: Alarmanlagen, elektronisch gesicherte Zugangstüren (hinter denen nun Menschen eingeschlossen sein können), Überwachungsanlagen in den JVA's, alles ist aus. Ein goldener Tag für Einbrecher und Ausbrecher ist angebrochen :D.

Richtig. Aber wenn man weiß, daß demnächst der Strom abgeschaltet wird, sollte man nicht Aufzug fahren, oder sich hinter solche elektronisch gesicherten Türen begeben. Ein gutes, altes Bügelschloß kann man mit einem Akkubohrer an fast jede Ladentüre machen. Gefängnistore kann man auch mechanisch sichern (Fahrradkettenschloß). Teure Auslagen in den Schaufenstern können entweder vom Ladenbesitzer ausgeräumt und in den Tresor gelegt werden, oder man macht das eiserne Rollgitter runter. Auch hier gilt: Hirn einschalten...

Das präventive Abschalten der Elektrizität während eines Sonnensturms, der ein paar Tage anhalten kann, ist vielleicht vordergründig die einfachste Lösung, aber wahrlich nicht die beste.

Ich weiß nicht, wie lange der bislang längste Sonnensturm gedauert hat, aber 3 Tage sind mit gutem Willen durchaus ohne "weltumspannendes" Stromnetz für Privathaushalte zu überbrücken.

Ich bin nicht begeistert über all die Neuerungen, die uns mit kurzer Zeitverzögerung aus Amerika erreichen. Aber deren Philosophie, daß jeder Bürger im Katastrophenfall 3 Tage selbst für sich sorgen muß, ehe er mit Hilfe aus anderen Landesteilen rechnen kann, die sollten wir uns auch zu Herzen nehmen.

Na ja, ich seh das eventuell zu locker, weil ich privat vorgesorgt hab. Ich komm auch problemlos ne Woche ohne Strom vom Netz aus. Hab nen gut gefüllten Vorratsschrank. Natürlich würde ich das Surfen im Internet und Fernsehgucken vermissen. Aber dafür hätte ich nen traumhaft dunklen Nachthimmel für mein Fernrohr auf´m Balkon. :D

Zappenduster schauts dagegen für die Wirtschaft aus. Die müssen ihre Leute heim schicken, und es wird Schäden in Milliardenhöhe geben. Hat uns der Ausbruch vom Ejafjallajökul ja hübsch demonstriert. Da mußten "nur" die Flugzeuge am Boden bleiben. Bei einem weltumspannenden Stromausfall schauts noch viel dramatischer aus...

Grüße
Sissy
 

jonas

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Hi Sissy

Du hast ziemlich viele Wahrheiten ausgesprochen, Möglichkeiten, wie man mit dieser Situation fertig werden kann. Schliesslich haben wir vor etwa hundert Jahren komplett ohne Strom gelebt.

Aber andererseits haben wir auch einiges der damaligen Infrastruktur inzwischen aufgegeben. Z.B. sind die Trinkwasserbrunnen nun nicht mehr da. Klar, wer etwas mitdenkt, der lässt noch schnell die Badewanne vollaufen. Aber Dein Beispiel mit der hilfesuchenden Mutter, die verzweifelt Reporter anfleht ihr doch einen Campingkocher zu besorgen, zeigt, daß wohl viele Menschen in einer solchen Situation überfordert sind und nicht mehr wirklich rational denken können.

Sissy schrieb:
Bei einem Brand kann man zu Fuß, auf´m Gaul, mit dem Fahrrad, Moped, Auto zur Feuerwehr fahren und Meldung machen. Dito für Polizei und Rettungsdienst.
Naja, aufm Gaul wäre ich warscheinlich langsamer als zu Fuß, abgesehen davon erstmal so ne Schindmähre zu finden, die ich dazu bringen könnte überhaupt irgendwohin zu laufen :D

Nur hast Du folgendes Problem: Die Rettungsdienste haben zwar alle Funk, nur hängen die Feststationen bestenfalls bei den Feuerwehren an Notstromaggregaten. Polizei- und Rettungsdienste müssen Fahrzeuge abstellen, die als Koordinationszentralen dienen. Und die können immer nur jeweils einen Kanal gleichzeitig bedienen. Die akkubetriebenen Handgeräte als Zweitkanal sind nach ein paar Stunden tot.

Der Salat im Äther erfordert nun also extreme Funkdisziplin, was die Reaktionszeiten der Dienste noch weiter verzögert.

Und nochwas: wenn jetzt alle ihre Kerzen, Campingkocher und Grills hervorkramen, kann man von einem sprunghaften Anstieg von Feuerwehreinsätzen ausgehen. Aus den Hydranten ist kaum noch Druck zu bekommen, also muß der Löschwagen den Druck und vor allem das Wasser selber mitbringen. Das schränkt die Kapazität der Feuerwehren ganz extrem ein. Löschteiche gibt es ja praktisch keine mehr, und diese Art des Wassermangels kann somit ein echtes Problem werden.

Sissy schrieb:
Aber deren [US Amerikaner] Philosophie, daß jeder Bürger im Katastrophenfall 3 Tage selbst für sich sorgen muß, ehe er mit Hilfe aus anderen Landesteilen rechnen kann, die sollten wir uns auch zu Herzen nehmen.
Das wissen und beherzigen dort vor allem die Menschen auf dem Land, das ja wesentlich dünner besiedelt ist als bei uns. Aber die Städter in den US Metropolen sind da genauso hilflos. Ich kann mich gut an eine Szene vor dem Super Dome in New Orleans erinnern, als eine Diabetikerin vor laufender Kamera ausrief: "I don't wanna die like this" bevor ihre Augenlider zu flattern begannen und sie ohnmächtig hintüber auf den Boden sank. Sie kam nicht auf die Idee sich einen Knüppel zu suchen und in eine Apotheke einzubrechen (was sie jetzt allerdings auch aus Angst davor als Plünderer erschossen zu werden unterlassen haben könnte).

Sissy schrieb:
Solche Einrichtungen [Krankenhäuser, Dialysezentren] stehen ganz oben auf der Prioritätenliste für Notversorgung. THW und auch die Energieerzeuger haben kompakte Notstromaggregate, die in einem solchen Fall eingesetzt werden.
Überschätz das mal nicht. THW und übriger Katastrophenschutz, incl. Bundeswehr, kann eine regionale Katastrophe abfangen. Aber wenn in ganz Europa das Licht ausgeht (wie vor 1 oder 2 Jahren) und das drei Tage andauert, dann ist das ganz schnell ausgereizt.

Sissy schrieb:
Dezentrale Stromversorgungen dürften da die Nase vorn haben. Wenn keine großen Längen in den Kabelnetzen vorhanden sind, ist die Geschichte mit der Induktion nicht so tragisch. Die können eventuell weiterarbeiten. Ich denke da an die kleinen Kraftwerke "im Keller", Solarstromanlagen auf Dächern...
Das dürfte aus technischen Gründen nicht klappen. Diese Anlagen sind alle an das allgemeine Stromnetz angeschlossen. Und dieses Netz wird ja nicht an jedem Hausanschluss getrennt, sondern nur bei den Kraftwerken und (den meisten) Umspannwerken. Das heißt, daß jeder Kleinst- und Kleinversorger (Solar, Windrad im Garten, Kleinstbiokraftwerk) seinen Strom in das lokale Netz hineinplätschert, wo es dann sofort zum Zusammenbruch der Spannung kommt. Keiner kann also den Strom wirklich nutzen und es kann sogar Deine Wechselrichter im Haus deswegen durchfetzen. Wer das verhindern will, muß seinen Hausanschluss vom Netz trennen. Und wer das versucht und dabei nicht ganz genau weiß, was er tut, wird das nicht überleben.

Sissy schrieb:
Na ja, ich seh das eventuell zu locker, weil ich privat vorgesorgt hab. Ich komm auch problemlos ne Woche ohne Strom vom Netz aus. Hab nen gut gefüllten Vorratsschrank. Natürlich würde ich das Surfen im Internet und Fernsehgucken vermissen. Aber dafür hätte ich nen traumhaft dunklen Nachthimmel für mein Fernrohr auf´m Balkon. :D
Wenn Du gesund bist und Konserven hast, die auch kalt gegessen werden können, dann sind drei Tage ohne Strom wohl keine Katastrophe. Aber versuch jetzt nicht die Nudeln ungekocht zu knabbern, die splittern so ekelhaft und kratzen dann im Hals ;)
 
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