Hallo shenry,
die Darstellung z.B. bei Star Trek, ist meiner Meinung nach völlig an jeder denkbaren Realität vorbei. Sie unterscheidet sich nicht wesentlich von den irdischen Segelschiff-Abenteuern vergangener Jahrhunderte. Der Ozean wird Weltall genannt, die Planeten sind Inseln im Ozean. Eine realistischere Darstellung wäre zumindest in den Köpfen dieser Autoren und den Konsumenten ihrer Geschichten ziemlich langweilig.
Warum denke ich so?
Jede technische Zivilisation die sich selbst in die Lage versetzt interstellare Raumfahrt zu betreiben, muß zunächst einmal das Gravitationsfeld ihres Planeten verlassen können. Außer mit Kernexplosionen ist das aber nur möglich auf Planeten die höchstens ein etwas stärkeres Gravitationsfeld als unsere Erde hat und viel weniger darf es auch nicht sein, weil sonst die notwendige Atmosphäre von ihrem Stern ins All geblasen wurde, bevor sich überhaupt Leben entwickeln konnte, daß dazu in der Lage wäre.
Im nächsten Schritt werden sie die Fähigkeit erlernen müssen, im All technische Strukturen aus dem ‚Baumaterial‘, welches einfach (also ohne starke Gravitationstrichter überwinden zu müssen) im interplanetaren Raum vorhanden ist (z.B. Asteroiden oder nicht zu große Monde) Das ginge, aber nur in einer Zwischenphase, sicher auch auf Himmelkörpern wie unserem Mond.
Als Nächstes müssen sie auf jeden Fall lernen, frei im All fallende Habitate zu bauen und unabdingbar diese Fähigkeit über Generationen hinweg autark an ihre Nachkommen weiter zu geben.
Dann erst können sie daran denken ihr Ursprungs System zu verlassen. Dazu müssen sie eine Energiemenge beherrschen, die locker ausreichen würde, ihren Heimatplaneten zu entvölkern.
Wenn sie soweit gekommen sind, werden sie wahrscheinlich kein essentielles Interesse mehr daran haben fremde Planeten bewohnbar zu machen, mal ganz abgesehen davon, daß das mit einer freien Biosphäre nach heutigem Wissen eh aussichtslos wäre. Mindestens deshalb, weil die sich so sehr von unseren Symbiosemöglichkeiten unterscheiden würde, daß wir zumindest als komplexe Lebewesen dort kaum eine freiwillig akzeptierte Überlebenschance hätten. Ein äußerst harmloses Beispiel dazu kannst Du in der Irdischen Geschichte bei der Besiedelung des amerikanischen Kontinentes sehen, wenn Du Dir anschaust, was, für uns Europäer, relativ harmlose Krankheiten bei den Indigenen Völkern angerichtet haben.
Man darf dazu auch nicht übersehen, daß ihre und die Heimat ihrer Vorfahren, Habitate waren.
Sie brauchen, angekommen in einem anderen Sonnensystem Materie und Energie um ihre Habitate zu reproduzieren und sich zu vermehren und von dort aus weitere Sonnensysteme zu erreichen.
Funktioniert einer dieser Schritte, warum auch immer nicht, gibt es keine Besiedelung des Weltalls.
Bis auf die Geschwindigkeit der Ausbreitung würde das für jede denkbare und auch undenkbare Technik gelten.
Mit unserem heutigen Wissen über die Physik dazu könnten wir diese Ausbreitung, einmal gestartet, zumindest theoretisch, innerhalb ca. einer Millionen Jahre nahezu innerhalb unserer gesamten Galaxis schaffen.
Ganz offensichtlich ist das zumindest in den letzten, vielleicht 3000 Millionen Jahren noch nirgendwo gelungen. Wir würden es sehen, weil diese Ausbreitung mehr oder minder kugelförmig von irgendeinem oder auch mehreren Zentren ausgehend größer würde. Vom ‚Bild‘ her sehr entfernt ähnlich wie der Mistelbefall in einem Baum.
Warum würden wir das sehen? Bevor der ‚Schritt‘ in den interstellaren Raum gemacht würde, Muß es dafür sowohl einen entsprechend hohen ‚Bevölkerungsdruck‘, als auch eine zunehmende Rohstoffknappheit geben. Die einzige ausreichend ergiebige Energiequelle eines so weit fortgeschrittenen Systems ist immer ihr Zentralstern. Seine ‚Nahrung‘ (Strahlung) wird möglichst effektiv genutzt werden. Bei einer solchen Nutzung verschwindet die abgestrahlte Energie aber nicht, sie wird nur hin zu längeren Wellenlängen umgewandelt (Wärmestrahlung). Auch von sehr weit weg würde man dann in einem solchen Gebiet auffallend viele rötliche Sterne sehen, deren Leuchtkraft aber nicht zu ihrer abgestrahlten Wellenlänge passt (Herzsprung Russel Diagramm).
Nach heutigem Wissensstand ist es nicht möglich mit einer Geschwindigkeit zu reisen, die auch nur in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit kommt. Das ist keineswegs eine derzeit gerade zufällig noch geltende Aussage. Sie ist grundsätzlicher Natur und es würde einer Physik bedürfen, die sich bisher in keiner Beobachtung von Naturphänomenen offenbart und seien sie noch so extrem (z.B. schwarze Löcher).
An dem oben geschriebenen würde sich aber auch dann nichts prinzipiell ändern, wenn die Lichtgeschwindigkeit für diese Ausbreitung keine Grenze wäre, es würde nur ein erheblich größeres Raumvolumen zugänglich machen (in beiden Richtungen, für uns und für ‚sie‘). Sie, oder wir, werden alles besiedeln was erreichbar ist, das liegt in unserer Biologie verankert. Tun wir oder ‚sie‘ das nicht, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten, wir müssen uns mit einem logistischen Wachstum begnügen, oder verdrängt werden von denen die das tun. In beiden Fällen bleiben wir irgendwo in den oben genannten Schritten stecken und auf kurze Zeit und kleinen Raum begrenzt, wie anscheinend bisher alle Zivilisationen, die dazu prinzipiell in der Lage gewesen sein könnten.
Herzliche Grüße
MAC