Hi Nathan,
Das hat aber mit Kibos 'Frage'
Zitat von Kibo
Wenn die Erde langsamer geworden ist, bedeutet das ja, dass sich Masse von innen ... weiter nach aussen verlagert hat.
Nichts zu tun.
doch. Das Gestein an der Kante, welches über viele Jahre ein bissy mit nach "unten" gezogen wurde, ist schlagartig zurück nach "oben" geschnellt. Da hast die Massenverlagerung von innen nach außen.
Das Epizentrum war in ca. 35 km Tiefe. Also hat sich auf einer vertikalen Distanz von mindestens 35 km das Gestein druckentlastet. Das ist verdammt viel Masse, die da nach "oben" flutscht. Und das über eine horizontale Länge von mehreren hundert km...
Ich gebe zu, es ist komplex, da überlagern sich ja mehrere Vorgänge. Und wie groß der Anteil der einzelnen Vorgänge ist, ist momentan noch nicht genau bekannt.
Weil uns die Erde vor der Chilenischen Küste ein natürliches "Unterwasser-Labor" bietet, wird z.B. im Rahmen des IFM-GEOMAR vom
GFZ mit diversen Expeditionen der Schiffe Sonne, Meteor, Poseidon, James Cook und anderen der dortige Kontinentalsockel immer wieder mit immer besseren Methoden
vermessen. Auch Stationen an Land helfen dabei mit.
Die letzten Beben in dieser Region haben deutliche Veränderungen in der Struktur gebracht. Die Analyse wird viele Jahre dauern und hoffentlich ein besseres Verständnis der Vorgänge fördern.
Mal so ins Unreine gedacht: Jedes Erdbeben müsste doch einer spontanen Druckentlastung und somit einer Volumenzunahme entsprechen, so dass es immer zu einer "Plus-Schwankung", niemals aber zu einer "Minus-Schwankung" kommen könnte.
Wenn Du das auf sehr langen Zeitskalen (Jahrmillionen) betrachtest, hast Du recht. Von "unten" quillt seit mindestens 3,8 Milliarden Jahren Magma nach oben (Vulkanismus). Differenziert aus und bildet die Kontinente. Durch Verwitterung und Einbau von CO2 in die magmatischen Gesteine wird weiter ausdifferenziert, der Anteil an leichter kontinentaler Kruste nimmt zu (die Kontinente werden größer und höher). Sedimente, die in Subduktionszonen nach unten verschwinden, werden umgewandelt und tauchen dahinter (Inselbogenvulkanismus) wieder auf. Das wird so lange weitergehen, wie im Erdinneren genügend Hitze für diesen Vorgang bereit steht und Kristallwasser den Abtauchvorgang genügend "schmiert". Ohne Kristallwasser im Gestein keine Plattentektonik, keine Subduktionszonen und kein Inselbogenvulkanismus. Nur Hotspot-Vulkanismus wie bei Venus und Mars...
Kontinentale Kruste wird kaum direkt subduziert. "Verschwinden" tut eigentlich nur der Meeresboden und etwas vom Sediment da drauf. So alle 200 Millionen Jahre hat sich der frische Meeresboden von den mittelozeanischen Rücken (wo er rausquillt) weit genug entfernt, daß er unter dem eigenen Gewicht in Gräben abtaucht. Oder bereits früher, wenn er mit nem Kontinentalsockel kollidiert...
Daher ist es ja so schwer, auf dem (relativ jungen) Meeresboden alte Meteoritenkrater zu finden.
Ich schweif ab, sorry, zurück zur Frage:
"kurzfristig" betrachtet (Jahre, Jahrzehnte) hast auch "Beschleunigung". Nämlich in den Zeiten zwischen den Starkbeben. Also da, wo die Gesteine komprimiert werden. Da hast eine sehr langsame Beschleunigung über Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Und bei der Druckentlastung durch das Beben dann die plötzliche Abbremsung, die kürzlich durch die Zeitungen geisterte
...
Is ein (fast) ewiger Kreislauf von sehr langsamer, dafür aber stetiger Beschleunigung und ruckartiger Abbremsung...
Grüße
Sissy