Frage zu Verschmelzung Schwarzer Löcher

Alex74

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Hallo allerseits,

mir fiel gerade auf daß ich anscheinend etwas bei der Verschmelzung Schwarzer Löcher, also einem Verdächtigen für Gammablitze, nicht verstehe.

(Lohnenswert übrigens: Verschmelzen Schwarze Löcher?)

Annahme ist ja: Schwarze Löcher verschmelzen, es wird ne Menge Energie frei, Zack => Gammablitz.

Das Prinzip "Zwei Objekte kollidieren, es wird Energie frei" mag bei herkömmlicher Materie ja noch funktionieren. Aber bei SLs?

Mein Gedankengang ist folgender:

1.
Zwei SL die kollidieren tun dies meistens sicher nicht frontal sondern sich umkreisend unter Abgabe von Drehimpuls durch Gravitationswellen.

1a.
Das bedeutet, daß in der näheren Umgebung dieser SL keine Akkretionsscheibe mehr existent sein dürfte; der sich über die Zeit veränderte Abstand der SL läßt sicherlich nur eine Materiescheibe in weiterer Entfernung zu. Die SL an sich dürften daher tatsächlich ziemlich "schwarz" sein, sprich, ohne Materie in direkter Umgebung.

1b.
Dafür spricht, daß es offenbar auch keine Gammablitze gibt, die vorher schon als Strahler (durch eine Akkretionsscheibe) aufgefallen wären bzw. eine Zuordnung eines Gammablitzes zu einer vorher vorhandenen Gamma- oder Röntgenquelle war bislang auch nicht möglich.

1c.
Folgerung aus 1.) Bei Auftreten eines Gammablitzes bei der Verschmelzung Schwarzer Löcher folgt dieser also nicht aus der Zerstrahlung von Umgebungsmaterie.

2.
Aus einem SL kann nichts aus eigener Kraft bzw. mit relativistischen Geschwindigkeiten entkommen. Egal was inner- oder außerhalb des SL passiert: jedes Teilchen innerhalb eines SL müßte derart "kräftig" angestoßen werden, damit es eine Geschwindigkeit >c erreicht, was unmöglich ist.

2a.
Das bedeutet aber, daß auch bei der Verschmelzung zweier SL, aus Sicht der Klassischen Physik betrachtet, keine Energie in Form von Teilchen oder eletromagnetischer Strahlung nach außen hin freiwerden kann, da es sich hier ja um Energie/Teilchen aus den SL selbst handeln müßte, und dazu noch in großer Menge.

2c.
Folgerung aus 2.) Bei Auftreten eines Gammablitzes bei der Verschmelzung Schwarzer Löcher entstammt die Energie hierfür also nicht dem Inneren der Schwarzen Löcher.

Meine Idee hierzu war dann folgende:

Punkt 2 ist dann und genau dann korrekt, wenn man ein SL rein relativistisch betrachtet, nämlich als punktförmig und der Schwarzschildradius als den Umkreis, in dem die Fluchtgeschwindigkeit>c wird.
Folglich könnte hier der Fehler stecken und die Ansicht, wonach die Teilchen in einem SL lediglich einer Aufenthaltswahrscheinlichkeit innerhalb unterliegen könnte die Lösung dafür sein. Denn dann könnte es durch den Einfluß des jeweils anderen SL zu Störungen der Schwarzschildoberfläche kommen, was mit dem Freiwerden (und ziemlich schnellen Zerstrahlen) sich dort aufhaltender Teilchen einhergehen würde.

Oder aber: Verschmelzende SL bilden überhaupt keine Ursache für Gammablitze. Mich wundert daran ohnehin, wieso die allermeisten extrem weit entfernt sind; bis z.B. zwei Sternriesen kollabiert sind und die beiden SL sich so weit angenähert haben sollte es im Mittel nämlich ne Weile brauchen.
Für die weite Entfernung spricht dann doch eher das Vergehen von Population-III-Sternen, oder?

Wahrscheinlich ist wohl aber, daß mein Lösungsvorschlag unnötig ist da noch auf andere Weise bei der Verschmelzung zweier SL ein solcher Gammablitz entstehen kann. Klärt mich jemand auf, wie?

Gruß Alex
 

Ich

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Oder aber: Verschmelzende SL bilden überhaupt keine Ursache für Gammablitze.
Guter Vorschlag. Ich weiß auch nicht, wo du das mit den verschmelzenden SL her hast.
Bei der Verschmelzung von SL wird auch sehr viel Energie frei, allerdings in Form von Gravitationswellen.
 

Artur57

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Wenn unbedingt ein Gammablitz gewünscht ist, dann dürfen wir die frontale Kollission nicht außer Acht lassen.

Was passiert, wenn zwei angenommen gleich schwere SL aufeinaander zurasen? Nun, beide werden sehr nahe an die Lichtgeschwindigkeit herankommen und selbstverständlich macht sich hier dann die relativistische Massenzunahme bemerkbar. Postulat: die Massenzunahme bewirkt, dass die kinetische Energie beider Körper so groß ist, wie sie wäre, wenn es die Beschränkung auf Lichtgescheindigkeit nicht gäbe. Der Energiesatz verlangt es und die Lorentz-Gleichungen geben es her.

Konkret: beide Körper besitzen dann eine kinetische Energie, die umgerechnet nach m=Ekin/c*c ein Vielfaches ihrer Ruhemasse beträgt. Je nach Größe der Protagonisten sind hier beliebige Faktoren denkbar: 10, 100 oder 1000.

Im Moment der Kollission wird nun diese kinetische Energie schlagartig zu null und muss in eine andere Energieform umgesetzt werden. Ein neu entstehendes SL mit der doppelten Masse kann diese Energie unmöglich aufnehmen. Meiner Einschätzung nach bleibt nichts anderes übrig, als dass das Gebilde in einem gewaltigen Gammablitz verstrahlt.

Womit dann ein kosmischer Recycling-Kreislauf definiert wäre, der verhindert, dass alle Materie in Schwarzen Löchern endet.

Ist so etwas denkbar?

Gruß Artur
 

Alex74

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Sehe ich nicht ganz so, denn die kinetische Energie beim gegenseitigen Verschlucken (man darf nicht vergessen daß es eben kein "Zusammenstoß" im herkömmlichen Sinn ist) kann ohne weiteres durch den Drehimpuls des entstehenden SL aufgenommen werden.
Elektromagnetische Strahlung durch hohe kinetische Energie wird normalerweise alleine durch Teilchen und ihre Wechselwirkung mit der Umgebung frei. Hier sind diese Teilchen aber innerhalb eines SL. Da kann der Impuls bei der Verschmelzung noch so hoch sein, es kann niemals reichen Teilchen aus dem SL herauszuklopfen. Zumal die beiden Kerne der SL an keiner Stelle wirklich miteinander kollidieren sondern immer weiter aufeinander zufliegen, auch wenn sich jeder Kern längst innerhalb des Ereignishorizonts des jeweils anderen SL befindet. Die kinetische Energie beider SL wird also im neuen SL gefangen, sie kann gar nicht raus, also ist die einzige Möglichkeit der Energieabgabe: Gravitationswellen vor der Verschmelzung und Drehimpuls vor der Verschmelzung.

Dazu halte ich eine frontale Kollision für recht unwahrscheinlich, wie sollte so ein Szenarion mit ausreichend hohem Wahrscheinlichkeitsgrad zustandekommen?

@Ich:
Ich weiß auch nicht, wo du das mit den verschmelzenden SL her hast.
Unter anderem aus der alpha-centauri-Folge die ich verlinkt habe, und beim Googeln hie und da. Es sprechen in solchen Artikeln manche Profs davon, daß dieser Vorgang für eine Vielzahl von Gammablitzen verantwortlich sein könnte - nur frage ich mich eben wie.
Noch dazu: Gammablitze haben ein Nachglühen. In Zusammenhang mit soeben verschmolzenen SLs erscheint mir das dann noch unrealistischer.

Gruß Alex
 

MGZ

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Ich möchte mal anmerken, dass ein Schwarzes Loch äußerst klein ist im Vergleich zu dem Bereich, den es gravitativ beherrscht. Wenn ein Großes SL von einem Kleineren umkreist wird, dann entfernt Letzteres die Staubscheibe von Ersterem etwa so effektiv wie eine Nagelschere den Rasen auf einem Fußballplatz.
 

Orbit

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... dann dürfen wir die frontale Kollission nicht außer Acht lassen.
Ich sehe das auch so wie Alex74: Die werden sich umkreisen. Hier gibt's einen Bericht über eine Simulation der letzten vier Umrundungen:
http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/21042006215145.shtml

...und selbstverständlich macht sich hier dann die relativistische Massenzunahme bemerkbar. Postulat: die Massenzunahme bewirkt, dass die kinetische Energie beider Körper so groß ist, wie sie wäre, wenn es die Beschränkung auf Lichtgescheindigkeit nicht gäbe. Der Energiesatz verlangt es und die Lorentz-Gleichungen geben es her.
Sieht gut aus - etwa so wie die Attrappe eines F1-Boliden am Seifenkistenrennen. Mit der Lorentztransformation hat Deine Gleichung...
...jedenfalls nichts zu tun, wie auch Deine folgenden Bedenken nichts mit der RT zu tun haben.

Im Moment der Kollission wird nun diese kinetische Energie schlagartig zu null und muss in eine andere Energieform umgesetzt werden. Ein neu entstehendes SL mit der doppelten Masse kann diese Energie unmöglich aufnehmen. Meiner Einschätzung nach bleibt nichts anderes übrig, als dass das Gebilde in einem gewaltigen Gammablitz verstrahlt.

Womit dann ein kosmischer Recycling-Kreislauf definiert wäre, der verhindert, dass alle Materie in Schwarzen Löchern endet.

Ist so etwas denkbar?
Nein.

Orbit
 

Alex74

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@MGZ: Nicht, wenn man die Entwicklung insgesamt betrachtet.
Hauptkandidaten für das Szenario "Verschmelzung zweier SL" dürften Sternleichen eines Ex-Doppelsternsystems sein.
Die Gammablitze sind in der Regel sehr weit entfernt, die meisten mehr als 10 Milliarden LJ.
Daraus können wir folgern, daß die Metallizität der Sterne - wenn es welche sind - inklusive ihrer Staubscheiben sehr niedrig ist. Wenn um diese Sterne noch etwas rotiert, dann Wasserstoff- und Heliumwolken.
Da wir hier von SL als Sternleichen ausgehen sind das also auch sehr große Sterne, die ihre Akkretionsscheiben der Geburt längst weggeblasen haben, zumal diese wie oben bemerkt sehr leicht sein dürften.
Das Material welches aus der Supernovaexplosion forgeschleudert wird ist ebenfalls weg (und nun erst recht die Gase aus der Entstehung). Die überall vorhandenen Blasen matreieentleerter Gebiete (z.B. unsere lokale Blase) zeigt, daß in der Nähe einer Supernova nicht viel übrig bleibt, der Raum dort also ziemlich freigepustet wird.
Dann folgt die zweite Sternexplosion, die hier nochmal was draufsetzt.

Sollte nun noch Materie in der Nähe übriggeblieben sein, so gibt es dafür nur folgende Möglichkeiten:

1. Materie die um jedes einzelne der beiden SL rotiert, sich in einer Akkretionsscheibe findet und aufgrund der Reibung am inneren Rand langsam ins SL gezogen wird. Dies sollte zumindest bei den näheren Gammablitzen in einer messbaren und vorher vorhandenen Röntgen- oder sogar Gammaquelle resultieren. Hat man aber wie gesagt nicht beobachtet.
Durch die gravitative Störung beim Annähern der beiden SL werden diese Akkretionsscheiben jedenfalls auch schon lange vorher instabil nud die Materie fällt schon einige Zeit vor der Verschmelzung in die SL.

2. Materie außerhalb des Radius beider SL, wo ein sich veränderndes Schwerkraftfeld noch Einfluß hat (z.B. wie bei den beiden Minimonden des Pluto/Charon-Systems). Nur wäre ein solcher Materiering eben weiter weg und von der Verschmelzung an sich gar nicht betroffen.

Ich habe auch nochmal gesucht, finde aber nichts mehr was weiter von verschmelzenden SL als Ursache von Gammablitzen spricht, offenbar gilt dies heutzutage nicht mehr als mögliche Ursache; man scheint öfter von Hypernovae zu reden, was für mich auch einleuchtender ist.

Gruß Alex
 
Zuletzt bearbeitet:

Artur57

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Ich sehe das auch so wie Alex74: Die werden sich umkreisen. Hier gibt's einen Bericht über eine Simulation der letzten vier Umrundungen:
http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/21042006215145.shtml

Der Standardfall ist die frontale Kollision sicher nicht, aber es gibt keinerlei Beweis, dass sie nicht möglich ist.

Sieht gut aus - etwa so wie die Attrappe eines F1-Boliden am Seifenkistenrennen.

Mit Verlaub, es handelt sich um das spektakulärste Ereignis im Kosmos überhaupt. Das siehst Du spätestens dann anders, wenn Du dazwischen gerätst.

Mit der Lorentztransformation hat Deine Gleichung...

...jedenfalls nichts zu tun, wie auch Deine folgenden Bedenken nichts mit der RT zu tun haben.

Nein, die Formel E=mc^2 ist nicht die Lorentztransformation. Ich weiß im Moment gerade nicht, wo ich sie her habe. Im Zweifelsfall stammt sie von mir.



Diese fulminante Nicht-Widerlegung meiner These lässt mich vermuten, dass sie letztlich recht brauchbar ist.

Eins kann man auf alle Fälle festhalten: die Welt ist um einen faustischen Gedanken reicher.

Gruß Artur
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Mit Verlaub, es handelt sich um das spektakulärste Ereignis im Kosmos überhaupt.
Gewiss; aber ich meinte mit 'Attrappe' nicht das Ereignis, sondern Deine Formulierung mit tollen Begriffen wie
relativistische Massenzunahme ...Postulat: ...Energiesatz ...Lorentz-Gleichungen.
die sich als leere Worthülsen aus Deinem Munde entpuppen, wenn Du dann eine relativistische Massenzunahme mit der Formel
herbei zaubern willst.
Ekin ist mv^2/2. Mit v=c bekämst Du mit Deiner Formel gerade mal eine Masse vom m/2. Die Masse nimmt relativistisch aber mit 1/sqrt(1-(v/c)^2) zu, was bei v=c zu einem unendlichen Wert führt.

Orbit
 

hardy

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Gewiss; aber ich meinte mit 'Attrappe' nicht das Ereignis, sondern Deine Formulierung mit tollen Begriffen wie
...
die sich als leere Worthülsen aus Deinem Munde entpuppen, wenn Du [Artur57] dann eine relativistische Massenzunahme mit der Formel

m=Ekin/c*c

herbei zaubern willst.
Ekin ist mv^2/2. Mit v=c bekämst Du mit Deiner Formel gerade mal eine Masse vom m/2. Die Masse nimmt relativistisch aber mit 1/sqrt(1-(v/c)^2) zu, was bei v=c zu einem unendlichen Wert führt.

Hallo Orbit,

Artur57 hat recht, wenn er Ekin/c^2 als relativistische Massenzunahme bezeichnet.

Man darf eben nicht, wie du es tust, Ekin = mv^2/2 setzen. Das wäre nämlich der nicht-relativistische Grenzfall (v << c).

Mit m0 als Ruhemasse gilt:

Ekin = E - m0*c^2 = m0*c^2*[1/sqrt(1-(v/c)^2) - 1]

Ekin/c^2 = m0*[1/sqrt(1-(v/c)^2) - 1]

Im Grenzfall v << c ist:

Ekin = m0*v^2/2

Ekin/c^2 = m0/2 * (v/c)^2 ~ 0
 

Artur57

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Du gibst Dir aber auch wirklich größte Mühe, mich miß zu verstehen. Richtig ist das hier:

Die Masse nimmt relativistisch aber mit 1/sqrt(1-(v/c)^2) zu, was bei v=c zu einem unendlichen Wert führt.

Orbit

Schauen wir uns diesen Wert einmal für verschiedene Geschwindigkeiten an:
für v=0,9c erhalten wir 2,29
für v=0,99c sind es 7,09
für v=0,999c 22,37

In Worten: Ein Körper, der mit 90 Prozent der Lichtgesschwindigkeit bewegt wird, hat das 2,29-fache an Masse im Vergleich zur Ruhemasse. Ich weiß wohl, dass es an dieser Stelle eine Diskussion gibt, inwieweit das "wörtlich" zu nehmen ist. In Bezug auf die kinetische Energie ist es jedenfalls absolut wörtlich zu nehmen, genau so wie es die Formel sagt.

Dass nun die Schwarzen Löcher sehr nahe an c herankommen, wenn sie frontal aufeinander zufliegen, dürfte außer Zweifel stehen, gar keine Frage bei Körpern, deren Fluchtgeschwindigkeit über c liegt. Wie nahe, können wir natürlich nicht entscheiden, da werden die Verhältnisse zu kompliziert. Obigen Faktor können wir daher auch nur abschätzen, aber es dürfte klar sein, dass er sehr groß werden kann, 10, 100, 1000 alles ist denkbar, je nach Größe der beteiligten SLs.

Das ist die Behauptung: die kinetische Energie dieser Körper ist um ein Vielfaches höher, als ihre mit E=mc^2 berechnete Energie ihrer Ruhemasse. Zur Veranschaulichung von E=mc^2 hat man bis heute leider nur ein einziges Beispiel, das ich ausgesprochen ungern verwende: es ist die Hiroshima-Bombe. Hier ist ein Gramm Materie in Energie umgewandelt worden. Genauer gesagt, nicht einmal ganz ein Gramm.

Um nun die Verhältnisse ein ganz klein wenig zu veranschaulichen, kann man sich vorstellen, man hätte die Aufgabe, die Hiroshima-Bombe in einen Behälter zu packen, der der Explosion stand hält und sie nach außen abschirmt. Und weiterhin sei gefordert, dass der Behälter nicht mehr als ein Gramm wiegt oder gar um obigen Faktor weniger. Einleuchtend, dass dies nicht möglich ist.

Was übertragen auf das Thema wohl heißt: die frontale Kollision zweier gleich schwerer Schwarzer Löcher endet aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer großen Explosion, die den Verband völlig auseinander reißt.

Gruß Artur
 

Orbit

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Artur57
Ja, ich habe Deine Formel missverstanden. Sorry. Dass Ekin den relativistischen Gammafaktor automatisch mit einschliesse, auch wenn er nicht explizit notiert wird, war mir nicht bekannt.
Orbit
 

Alex74

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@Artur:
die frontale Kollision zweier gleich schwerer Schwarzer Löcher endet aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer großen Explosion, die den Verband völlig auseinander reißt.
Was soll denn da explodieren? Und warum? Das würde ja bedeuten, daß etwas aus den SL herauskäme mittels "Gewalt von außen"...mit welchem Mechanismus sollte das geschehen?

Ferner bedeutet die relativistische Massezunahme ab einer gewissen Annäherung (und damit Bahngeschwindigkeit) auch, daß sich die beiden SL verstärkt gravitativ anziehen; wenn die Gravitation merlich zunimmt werden sich die SL dann auch nicht mehr lange umkreisen sondern stark spiralförmig aufeinanderzufliegen und verschmelzen. Ein Teil der Energie wird vorher als Gravitationswellen das Weite suchen und der große Rest geht in den Drehimpuls des entstehenden SL.
Mir gehts nachwievor darum, ob es andere Möglichkeiten gibt, daß bei dem Vorgang Energie nach außen verschleudert wird, womöglich elektromagnetische.

Gruß Alex
 

Artur57

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@Artur:

Was soll denn da explodieren? Und warum? Das würde ja bedeuten, daß etwas aus den SL herauskäme mittels "Gewalt von außen"...mit welchem Mechanismus sollte das geschehen?

Nun, im Moment des Aufpralls muss sich die kinetische Energie sofort in eine andere Energieform umsetzen. Welche? Rotationsenergie ist begrenzt, da die Ränder des SL nur mit c rotieren dürfen. Ladung? Bringen die SL mit und da tut sich nichts. Temperatur? Das ja, und diese wirkt eben wie bei der Bombe druckerzeugend und sprengend.

Ferner bedeutet die relativistische Massezunahme ab einer gewissen Annäherung (und damit Bahngeschwindigkeit) auch, daß sich die beiden SL verstärkt gravitativ anziehen;

Du sprichst hier also von dem Fall, dass sich beide SL umkreisen. Auch da haben wir das Problem, wie wir die hier freiwerdende potentielle Energie irgendwie in eine andere überführen. Richtig, die Bahngeschwindigkeit der SL wird sich c nähern, um diese Energie "aufzubrauchen". Auch hier haben wir die relativistische Massenzunahme und nach Einstein gilt dies sowohl für die träge Masse (die Fliehkraft betreffend) als auch für die schwere Masse, also die Anziehungskraft.

wenn die Gravitation merlich zunimmt werden sich die SL dann auch nicht mehr lange umkreisen sondern stark spiralförmig aufeinanderzufliegen und verschmelzen. Ein Teil der Energie wird vorher als Gravitationswellen das Weite suchen und der große Rest geht in den Drehimpuls des entstehenden SL.
Nun, die Gravitationswellen werden wohl nicht unbedingt eine wesentliche Kapazität zur Energieabfuhr darstellen. Sonst hätte man ihre Wirkung doch schon längst auf der Erde nachweisen können, wo bisher auch feinste Messapparate nichts dergleichen nachweisen konnten. Wenn überhaupt, ist der Effekt doch eher gering, würde ich behaupten.

Hinzu kommt noch: Gravitationswellen breiten sich "flächig" aus, nicht kugelförmig. Ihre Intensität nimmt daher nur proportional zum Radius ab, nicht zu dessen Quadrat. Von daher müssten sie noch zieemlich Energie besitzen, wenn sie hier ankommen.

Mir gehts nachwievor darum, ob es andere Möglichkeiten gibt, daß bei dem Vorgang Energie nach außen verschleudert wird, womöglich elektromagnetische.

Nun ja, Licht kann das System nicht verlassen, EM-Wellen fallen zu diesem Zweck schon mal aus. Ein Magnetfeld kann zwar das SL verlassen, verbraucht aber keine Energie mehr, nachdem es sich etabliert hat. Ebenso das elektrische Feld. Nun sind die Magnetfelder von SLs i.d.R. "verdrillt" und das kann schon etwas Energie kosten, aufs Ganze gesehen aber nicht viel.

Man sieht, die Verschmelzung dauert so unendlich lange, weil das System seine Energie nicht losbekommt. Aber was hätten wir davon, wenn es schneller ginge? Es käme uns nur ein Studienobjekt abhanden.

Gruß Artur
 

Alex74

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Nun, im Moment des Aufpralls muss sich die kinetische Energie sofort in eine andere Energieform umsetzen
Hm, ich glaube hier wird ein Verständnisproblem Deinerseits offenbar:
Die Zusammenkunft zweier SL ist kein Aufprall. Die beiden Kerne nähern sich einfach immer weiter an, durchdringen gegenseitig den Ereignishorizont und verhalten sich wie jede andere Materie die hineinfällt.
Da nichts kollidiert wird auch nichts unter Erzeugung von EM abgebremst. Die Bewegungen folgen nur dem extrem gekrümmten Raum und gehen im Drehmoment des entstehenden SL auf.
Eine Kollision (respektive "Aufprall") ist dagegen die gegenseitige Abbremsung von Materie unter Abgabe von EM. Davon kann hier aber keine Rede sein.

Nun, die Gravitationswellen werden wohl nicht unbedingt eine wesentliche Kapazität zur Energieabfuhr darstellen. Sonst hätte man ihre Wirkung doch schon längst auf der Erde nachweisen können, wo bisher auch feinste Messapparate nichts dergleichen nachweisen konnten. Wenn überhaupt, ist der Effekt doch eher gering, würde ich behaupten.
Was eine "wesentliche" Energiebafuhr ist, ist evtl.Ansichtssache, Fakt ist daß es sehr gute Hinweise darauf gibt und die Energieabfuhr indirekt meßbar ist - z.B. beim Doppel-Neutronenstern PSR 1913+16 - der gegenseitige Orbit bzw. die Umlaufdauer ist in 20 Jahren rund 30 Sekunden kürzer geworden, was wohl exakt der Vorraussage der AR entspricht, und es gibt noch andere Beispiele (so ein Doppel-Weißer-Zwerg, Name fällt mir grad nicht ein).

Gruß Alex
 

Artur57

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Eine Kollision (respektive "Aufprall") ist dagegen die gegenseitige Abbremsung von Materie unter Abgabe von EM. Davon kann hier aber keine Rede sein.

Nun wissen wir von den Akkretionsscheiben junger Sterne, dass es eben beides gibt: das Kreisen von Material um ein Zentrum und die frontale Kollission. Wenn letzteres bei SL ausgeschlossen ist, nehme ich das gern zur Kenntnis. Nur wäre ein Beweis dieser Behauptung nicht unangebracht.

Was eine "wesentliche" Energiebafuhr ist, ist evtl.Ansichtssache, Fakt ist daß es sehr gute Hinweise darauf gibt und die Energieabfuhr indirekt meßbar ist - z.B. beim Doppel-Neutronenstern PSR 1913+16 - der gegenseitige Orbit bzw. die Umlaufdauer ist in 20 Jahren rund 30 Sekunden kürzer geworden, was wohl exakt der Vorraussage der AR entspricht, und es gibt noch andere Beispiele (so ein Doppel-Weißer-Zwerg, Name fällt mir grad nicht ein).

Gruß Alex


Das ist richtig, eine Energieabfuhr ist damit bewiesen. Ob per Gravitationswellen, das steht allerdings noch nicht fest. Allerdings sind Neutronensterne noch keinen Schwarzen Löcher, da sind die Verhältnisse nochmal anders.

Gruß Artur
 

Alex74

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und die frontale Kollission. Wenn letzteres bei SL ausgeschlossen ist, nehme ich das gern zur Kenntnis.
Du verstehst nicht was ich meine. Es geht nicht darum wie wahrscheinlich frontale Kollision ist, sondern daß man das ganze bei SL schlicht und einfach nicht Kollision nennen kann weil der Vorgang ein ganz anderer ist.
Ein solcher Fall würde sich lediglich darin unterscheiden daß tatäschlich noch eine Akkretionsscheibe vorhanden sein könnte die kurz vorm Verschmelzen eingesaugt wird und dabei massiv Gammastrahlung emmitiert.
Daß eine Frontalverschmelzung unwahrscheinlicher ist gebietet schon der gesunde Menschenverstand. Dies würde ja bedeuten daß es einen Mechanismus gäbe, der sowas herbeiführt und das ist nicht der Fall. Sonst kannst Du für die Wahrscheinlichkeit der Frontalzusammenkunft mal die Formel aufbauen die sich vor allem aus (Durchmesser eines durchschnittlichen SL) : (Weite des Weltalls) nährt und noch ggf. Geschwindigkeit und Zahl der SL berücksichtigt. Viel Spaß^^.
Für die Verschmelzung sich umkreisender SL gibts allerdings mehrere Mechanismen, die das Szenario einleiten können und die beobachteterweise überall im Universum stattfinden. Z.B. das Entstehen von großen Doppelsternen; das Entstehen von SL in Kugelsternhaufen, deren Absinken zum Zentrum wo sie sich annähern; das gleiche im Zentrum von Galaxien.
Die Zahl solcher Systeme (und wenns nur die uns bekannten sind) setzt Du mal in Relation mit dem ERgebnis der Wahrscheinlichkeitsrechnung von oben^^.

Allerdings sind Neutronensterne noch keinen Schwarzen Löcher, da sind die Verhältnisse nochmal anders.
Der gegenseitige gravitative Einfluß an sich ist absolut vergleichbar und nichts Anderes spielt hier eine Rolle.

Gruß Alex
 

Hallo

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Hallo zusammen

Rotationsenergie ist begrenzt, da die Ränder des SL nur mit c rotieren dürfen.

Rotationsenergie ist theoretisch nicht begrenzt.
Die Ränder des SL rotieren ja nicht deshalb mit v<c weil sie nicht schneller dürfen, sondern weil die Rotationsenergie unendlich groß würde.

Grüße Flo
 
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