Hallo,
es scheint, als sei wieder einmal der Wunsch Vater des Gedankens. Es ist zwar zutreffend, dass an der Eisoberfläche Wasser gespalten wird, so dass sich eine dünne Sauerstoffatmosphäre bildet, aber die Interaktion zum mehrere Dutzend Kilometer darunter liegenden Ozean ist doch so gering, dass sich hier keine nennenswerten Mengen Sauerstoff lösen oder gar anreichern könnten. Zudem ist der atmosphärische Druck so gering, dass in der kurzen Zeit, wo Wasser flüssig an der Oberfläche vorliegt, so gut wie nichts in Lösung geht. Doch selbst wenn - wie sollte das Wasser wieder zurück gelangen? Bei den Oberflächentemperaturen dort, gefriert es binnen Sekunden und riegelt die Austrittsstelle mit einem Eispfropfen ab, so dass der Sauerstoff im eigentlichen Wortsinn außen vor bleibt. Rätselhaft erscheint mir daher, wie es gelingen soll, binnen weniger Millionen Jahre das irdische Niveau der Sauerstoffanreicherung im Europa-Ozean zu erreichen.
Weiterhin muss man bedenken, dass die Wassermenge auf Europa die irdische Wassermenge um ein Vielfaches überschreitet, so dass - ohne Wellenschlag wohlgemerkt - zusätzliche Zeit benötigt wird, um Sauerstoff in Lösung zu bringen. Doch selbst wenn dies auf irgendwelchen verschlungenen Wegen gelingen sollte - was geschieht denn dann mit dem Sauerstoff? Da der Ozean infolge der Gezeitenkräfte vom Boden her erwärmt wird, gelangt das sauerstoffreiche Wasser über Konvektionsströme in Kontakt zum Bodenmaterial. Dieses ist - siehe den Vergleich zum Nachbarmond Io - mit Schwefelverbindungen angereichert, so dass diese zunächst oxydiert werden zu Sulfit- und Sulfat-Ionen, welche in Lösung gehen.
Weiterhin dürfen wir davon ausgehen, dass der Silikatkern der Europa mit Eisenverbindungen durchsetzt ist, die über die zu erwartende vulkanische Aktivität in das Ozeanwasser sowie in den Ozeanboden gelangen. Auch diese binden den anfallenden Sauerstoff und fallen als Rost aus. Von daher haben wir zunächst aufgrund des reduzierenden Milieus am Ozeanboden eine langandauernde Sauerstoffsenke zu erwarten. Zieht man dann noch in Betracht, dass - wie oben ausgeführt - die in Lösung gehende Menge atmosphärischen Sauerstoffs nur äußerst gering sein kann, dann übersteigt die Dauer der Sauerstoffsenke mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Existenzdauer der Sonne, so dass mit einem irdischen Anreicherungsniveau des Ozeanwassers der Europa nicht gerechnet werden kann.
Der Verweis auf eine Makrofauna mit drei Milliarden Kilogramm Biomasse ist wieder mal das übliche Geschwätz, um sich und sein Projekt interessant erscheinen zu lassen. Das ist so sehr an den Haaren herbeigezogen, dass ich mir dazu jeden Kommentar erspare.
Viele Grüße!