Exoplaneten-Jahr 2006

Michael Johne

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Hallo!

Auch dieses Jahr gibt es wieder ein Jahresrückblick für 2006 aus der Welt der Exoplaneten-Forschungen. Folgende Höhepunkt fanden im Jahr 2006 statt:


Platz 2 in der Anzahl entdeckter Exoplaneten
Im vergangenen Jahr 2005 wurden die meisten Exoplaneten entdeckt: 37 Exoplaneten (je nach Quelle um ± 4 Stück abweichend). Auch dieses Jahr versuchte man, ein größtmögliche Anzahl an Exoplaneten zu entdecken. Ganz gelungen war dies jedoch nicht. 21 Exoplaneten sind bekannt gegeben worden.
Immerhin würde dies eine 2. Platz in der Platzierung „Höhe Entdeckungen pro Jahr“ entsprechen. Zusammenfassend kommt man auf eine Gesamtzahl von 209 Exoplaneten (nach Extrasolar Planets Encyclopaedia).
Folgende Exoplaneten wurden im Jahr 2006 entdeckt: HD 102195 b, HD 99109 b, SCR 1845 b, HD 107148 b, OGLE-05-390 L b, HD 164922 b, HD 73526 c, HIP 14810 b, OGLE-05-169 L b, HD 24040 b, HD 20782 b, HD 154345 b, HD 187085 b, HIP 14810 c, HD 33283 b, HD 185269 b, HD 86081 b, TrES-2 b, HD 224693 b, HD 160691 e, XO-1 b, HAT-P-1 b, HD 69830 b, WASP-1 b, HD 69830 c, WASP-2 b, HD 69830 d, SWEEPS-04 b, Pollux b, SWEEPS-11 b, HD 66428 b & GJ 849 b


OGLE-05-390L b - „Major Scientific Discovery“ mit überraschenden Finale
Gleich zu Beginn des Jahres 2006 wurde eine „großartige wissenschaftliche Entdeckung“ über einen neuen Exoplaneten angekündigt (zu lesen im Forumsbeitrag Ankündigung: Major Scientific Discovery on Extrasolar Planets). Um diese bevorstandende Bekanntgabe wurde viel Aufsehen erregt. Es begannen Spekulationen, was an dieser Entdeckung so besonders sein sollte. Bis schließlich man die Identität und Daten über den heißen Planetenkandidaten veröffentlichte: OGLE-05-390L b. Dieser Exoplanet besaß „Traumdaten“, die sich jeder Planetenjäger wünschen würde: 5.5 Jupitermassen in einem Bahnabstand von 2.1 AE – ein Exoplanet. Es sind deshalb „Traumdaten“, weil die Planetenmasse zu dieser Zeit zu den geringsten Werten gehört, die man bei Exoplaneten bisher entdeckt worden sind und dass der Bahnabstand weitgehend ein äußerer Abstand ist, der eine Analogie zu unserem Sonnensystem aufweist.
Das Überraschende an OGLE-05-390L b war jedoch, dass es mit der Microlensing-Methode nachgewiesen worden ist. Exoplaneten, die mit der Microlensing-Methode entdeckt werden, können leider nur einmal entdeckt werden und dann nicht mehr. So in diesem Falle war es auch bei OGLE-05-390L b.


Der Exoplanet um Pollux – eine Vermutung wird wahr
Man sagt bekanntlich: „Tot geglaubte leben länger!“ In einer ähnliche Weise könnte dies bei dem Stern Pollux zutreffen. 1993 erhielt anhand Radialgeschwindigkeitsmessungen neben Aldebaran und epsilon Eridani erste Hinweise auf einen unbekannten Begleiter um Pollux. Jedoch war zu dieser damaligen Zeit die Nachweisgrenze viel zu groß, um sagen zu können, dass es bei Pollux einen Exoplaneten gibt. Seit wenigen Jahren liegt die Nachweisgrenze nun bei 3 m/s. Durch diese verbesserte Genauigkeit schließlich im Sommer 2006 den Exoplaneten bei Pollux dingfest gemacht werden: 2.9 Jupitermassen, 1.69 AE, 0.02 ecc.
Im Falle von Aldebaran vermutet man in Insider-Quellen, dass dort ein Brauner Zwerg zu finden ist.


4. Exoplanet bei HD 160691
Bereits zum 2. Mal ist es gelungen einen 4. Exoplaneten in einem extrasolaren Planetensystem nachzuweisen. Der neue Glückstreffer fiel auf HD 160691 e (auch als mu Arae e bekannt). Das erste Planetensystem mit 4 Exoplaneten war 55 Cnc gewesen.


HD 69830 – 3 Neptun-Exoplaneten und ein Asteroidengürtel
Neben einen 4. Exoplaneten um HD 160691 gelang auch, ein Planetensystem mit 3 Exoplaneten bei HD 69830 nachzuweisen. Zwar sind schon einige wenige Planetensysteme mit 3 Exoplaneten, im Falle von HD 69830 konnten aber seine 3 Exoplaneten auf einmal entdeckt und bekannt gegeben werden. Das Besondere an HD 69830 ist aber, dass seine 3 Exoplaneten allesamt von Neptun-Kaliber sind und dass man mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer einen Asteroidengürtel nachweisen konnte


Erstentdeckungen vieler weniger bekannter Suchteams
In meisten Jahren seit der Entdeckung von 51 Pegasi war es so, dass die meisten Exoplaneten durch bekannte Suchteams wie CCPS, AAPS, Geneva Planets Searches – namentlich vertreten durch Paul Bulter, Geoffry Marcy, Michel Mayor, Didier Queloz usw. – entdeckt worden sind. In diesem Jahr 2006 war es jedoch anders gewesen: Vermehrt konnten kleine, namentlich weniger bekannte Suchteams kleinere Suchteams erste Erfolge einbuchen. Hier eine Auflistung:

Aufstieg der „Planemos“
Im Jahr 2006 hat eine neue Objektklasse das „Licht der Welt“ erblickt: Planemos. Der Begriff Planemos steht für „Planetary Mass Object“ und beschreibt kosmische Objekte, deren Masse sich zwischen einem Braunen Zwerg und einen Planeten befindet. Meistens handelt es sich um Objekte, deren Masse nicht genau bestimmen lässt, deren Masse sich im Grenzfall zwischen einen Braunen Zwerg und einen Planeten sich befindet oder um so genannte freifliegende Planeten, die um keinen Stern kreisen. Mittlerweile sind schon mehrere dutzend Planemos bekannt.
Der Begriff Planemo verkompliziert aber auch zugleich die Definition eines Planetenstatus; in diesem Beriech betrifft es den oberen Massebereich von Planeten.


16 SWEEPS-Transitplaneten
An Oktober 2006 ist es im Rahmen des SWEEPS-Suchprogramms mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble zur Bekanntgabe von 16 Planetenkandidaten mittels der Transit-Suchmethode gekommen. Zu einer solchen Massenentdeckung ist es in der Geschichte der Exoplaneten-Forschung noch nie gekommen. Interessant ist auch anzumerken, dass das Weltraumteleskops Hubble als „Werkzeug“ benutzt worden war, obwohl Hubble eigentlich wenig für die Exoplaneten-Forschung beigetragen hat. Obwohl 14 der 16 SWEEPS-Transitplaneten leider noch so genannte „Wackel“-Kandidaten sind (d. h. eine, weitere, unabhängige Bestätigung für diese Objekte blieb bislang aus), zeigt dieser Verlauf, was man von CoRot erwarten kann.


Start von CoRot
Das Jahr 2006 nahm im Bezug auf die Exoplaneten-Forschung ein positives, finales Ende. Am 27. Dezember 2006 fand nach kleineren Verzögerungen der Start der Weltraumteleskops CoRot statt. Da CoRot ein Vorreiter weiterer Mission dieser Art ist und einen maßgeblichen Anteil für die Exoplaneten-Forschung sein wird, ist man für das Jahr 2007 gespannt, welche Entdeckungen CoRot bringen wird. Erste wissenschaftliche Nutzungen beginnen im März 2007.


Das nächste Jahr wird wahrscheinlich ganz im Zeichen von CoRot stehen. Spannend ist auch die Frage, ob man gleich mit massenweise Neuentdeckungen von Exoplaneten in das Jahr 2007 einbricht oder ob man die Sache eher ruhig angehen lässt? Und welche Entdeckungen werden unsere „irdischen“ Planetenjäger wieder beitragen?

Für das Jahr 2007 danke ich auch wieder für die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bynaus, galileo2609, ralf_kannenberg, UMa, blue_scape & Matrix und wünsche alle anderen Usern einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2007.

MfG, Michael!
 

ispom

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Hallo Michael,
danke für die Mühe, die Du Dir mit dieser Zusammenstellung gemacht hast.
So erfreulich die vielen Entdeckungen sind, um so mehr sie zur Routine werden, je mehr schwindet auch das Interesse an dem einzelnen Objekt
(*shame*, aber ich bin mal ehrlich)
Diese vielen "hot Jupiters" sind sehr interessant, weil sie für unsere Vorstellungswelt exotisch sind,
aber wenn selbst sie niemanden mehr vom Hocker reißen,
wie wird es erst dann, wenn man wegen besserer Beobachtungsmöglichkeiten haufenweise die "normalen Planeten" katalogisiert ....

Worauf ich hinaus will (ich hatte es schon füher mal zum ausdruck gebracht):
Ich wünsche mir eine Datenbank, in der die Angaben der letzten Spalte verlinkt sind zu einer Illustration eines space-art-Künstlers,
zu einem der bilder von Lynette Cook beispielsweise:
http://extrasolar.spaceart.org/extrasol.html

eine in der Weise vervollkommnete Tabelle würde sicher das Interesse der vielen, vielen Astro-Freunde auf der unteren Ebene (in der ich zu Hause bin :rolleyes: )
an den exoplaneten gewaltig heben.

Bist Du ein spaceart-muffel, oder kriegst Du das hin :) ?

fragt Ispom
 

Michael Johne

Registriertes Mitglied
Hallo!

So erfreulich die vielen Entdeckungen sind, um so mehr sie zur Routine werden, je mehr schwindet auch das Interesse an dem einzelnen Objekt
(*shame*, aber ich bin mal ehrlich)
Diese vielen "hot Jupiters" sind sehr interessant, weil sie für unsere Vorstellungswelt exotisch sind,
aber wenn selbst sie niemanden mehr vom Hocker reißen,
wie wird es erst dann, wenn man wegen besserer Beobachtungsmöglichkeiten haufenweise die "normalen Planeten" katalogisiert ....

"Interesse" definiert sich durch die menschliche Begeistung einer bestimmten Sache und kann somit z. B. wie der Kunstgeschmack relativ gesehen werden. (Meintest du in deiner Aussage deine Interesse oder eine Verallgemeinerung?)
Es stimmt, dass im Laufe der Zeit die immer neu hinzukommenden Exoplaneten quasi die Routinearbeit der Planetenjäger bestätigen und dass vieles nach einem allgemeinen Muster nun abläuft (in menschlichen Zügen könnte man dies als langweilig betrachten).

Man darf aber nicht vergessen, dass man trotzdem noch an Anfang steht und man nicht weiß, ob das Ende aufhört (wenn es überhaupt ein Ende gibt).
Es gibt vieles zu entdecken und man setzt sich immer neue Ziele und Superlativen. Mit CoRot nun wird zum Beispiel das Ziel der Entdeckung erdähnlicher Planeten gesetzt. Dies ist der Traum eines jeden Planetenjägers. Träume lassen sich nur realisieren, wenn man sich mit allen möglichen & nötigen Mitteln umsetzt.

Worauf ich hinaus will (ich hatte es schon füher mal zum ausdruck gebracht):
Ich wünsche mir eine Datenbank, in der die Angaben der letzten Spalte verlinkt sind zu einer Illustration eines space-art-Künstlers,
zu einem der bilder von Lynette Cook beispielsweise:
http://extrasolar.spaceart.org/extrasol.html

[...]

Bist Du ein spaceart-muffel, oder kriegst Du das hin :) ?

Dass du dies schon früher zum Ausdruck gebracht, daran kann ich mich noch gut erinnern. In welchen Zusammenhang meinst du nun deine neue Aussage: Für EXO-DB2, für Planeten.ch oder eine neue komplett neue Datenbank.

MfG, Michael!
 

ispom

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Hallo Michael,

ich meine damit keine konkrete Datenbank,
ich würde es jedem sagen, der an einer Planetendatenbank bastelt,
von der er sich wünscht, daß viele Leute daran Interesse zeigen.

Lass mich mal einen überspitzen Vergleich ziehen, um klarer herauszustellen, was ich meine:

Stell dir vor, es gibt "Brehms Tierleben" in zwei Varianten,
eins mit und eine ohne Abbildungen.
Um überhaupt ein solches buch aufzuschlagen, muß man sich schon irgendwie für Tiere interessieren,
aber für das ohne Abbildungen können sich sicher nur die richtigen oder Beinahe-Profis interessieren,
während die illustrierte Variante (wie die Erfahrung zeigt) sehr viele Leute anspricht.

Lass mich vermuten:
wenn du die Datenbank hier vorstellst, in diesem sehr kleinen Forum,
ist dir (auch mein) Dank gewiß, sowohl mit als auch ohne Illustrationen,( mit wäre natürlich besser :) )

wenn du sie aber in ein so riesiges astro-Forum bringst wie CN mit mehr als 10.000 usern, kannst du rauschenden Beifall ernten...

na , nun sei nicht so bescheiden !
aufmunternde Neujahrsgrüße von Ispom
 

Michael Johne

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Hallo!

Platz 2 in der Anzahl entdeckter Exoplaneten
Im vergangenen Jahr 2005 wurden die meisten Exoplaneten entdeckt: 37 Exoplaneten (je nach Quelle um ± 4 Stück abweichend). Auch dieses Jahr versuchte man, ein größtmögliche Anzahl an Exoplaneten zu entdecken. Ganz gelungen war dies jedoch nicht. 21 Exoplaneten sind bekannt gegeben worden.

Hier hat sich ein kleiner Tipp-Fehler eingeschlichen. Es sind 32 Exoplaneten, nicht 21.

MfG, Michael!
 
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